In Deutschland gewinnt der private Außer-Haus-Konsum immer mehr an Gewicht. Im Jahr 2015 legte er laut dem Crest-Online-Panel der npdgroup Deutschland um 3,4 Prozent auf knapp 73,6 Mrd. Euro zu. Auch die Durchschnittsausgaben pro Besuch stiegen gegenüber dem Vorjahr segmentübergreifend um 2,9 Prozent auf 6,39 Euro.
Für die Kaufleute, die sich im Verein Mittelständische Lebensmittel-Filialbetriebe (MLF) zusammengeschlossen haben, ist nicht nur aufgrund dessen klar: Gastronomie und Convenience sind für den Handel aus doppelter Sicht interessant. Sie können Zusatzumsätze bringen und es dem einzelnen Betrieb ermöglichen, sich vom Wettbewerb zu differenzieren. Gleichwohl: Es ist noch schwierig, solche Angebote profitabel zu betreiben.
Wie dies gelingen könnte, darum ging es u. a. bei der 156. MLF-Tagung, zu der mehr als 400 Teilnehmer aus Handel und Industrie nach Bonn gekommen waren. Die Gastgeber, die Rewe-Kaufmannsfamilie Dornseifer aus Wenden, betrachten Gastronomie als eine Dienstleistung am Kunden. Die Herausforderung sei es, noch mehr in Verzehranlässen zu denken, um die Kundenwünsche besser zu erfüllen, sagte Senior-Chef Friedhelm Dornseifer, der aber einräumte, dass die Sparte auch bei ihnen noch kein Geld abwirft.
Das Unternehmen, das seit 2010 die Söhne Jörg als Leiter des Handelsgeschäfts und Peter als Leiter der Produktionsbetriebe operativ führen, wuchert vor allem mit dem Pfund Eigenproduktion. In vier Produktionsbetrieben für Fleisch, Wurst, Backwaren und Fertiggerichte werden rund 800 Produkte selbst hergestellt, die in die 18 Märkte – und zum Teil auch an andere Kaufleute – geliefert und dort als Waren aus Dornseifers Frischemetzgerei, Frischebäckerei und Frischeküche dargeboten werden. Allein mit Produkten aus der Schnippelküche werden 2,5 Mio. Euro Umsatz im Jahr erzielt. „Das sind je nach Markt 15 bis 30 Prozent des gesamten Obst- und Gemüseumsatzes“, erklärt Peter Dornseifer.
Konsequenterweise ist auch der neue Firmenslogan „Dornseifers Frischemarkt seit 1965“ mit der Unterzeile „Gekonnt. Gemacht. Von uns für Sie.“ auf diese Frischekompetenz ausgerichtet. Um sie weiter auszubauen, stellten Dornseifers eine neue Marken-Kooperation mit San Lucar und Milram vor. Dornseifer-Produkte werden künftig zum Teil mit geschnittenem Obst von San Lucar und Milchprodukten von Milram hergestellt. Die Logos der beiden Marken stehen dann mit auf der Dornseifer-Verpackung. So entstehe Transparenz, welche Zutaten verwendet wurden.
Laut Großhändler Herwig Niggemann geht diese „To go“-Orientierung in die richtige Richtung. Er riet den Lebensmittelhändlern, sich vor allem auf das Geschäft mit Convenience für Zuhause zu konzentrieren. Er plädierte für eine Verzehrzone hinter den Kassen ohne Service für die zuvor erworbenen Speisen. Wer dennoch Gastronomie im Markt anbieten will, dem riet Niggemann, die Speisekarte auf einige wenige Gerichte zu reduzieren und auf gleichbleibende Qualität zu achten.
Fabian Rieden, Geschäftsführer von Eataly Deutschland, stellte das Erlebnis in den Vordergrund. Die Herstellung der Speisen zu zeigen, strahle Kompetenz aus. Genau das tun Dornseifers bereits mit ihren Frischeküchen in den Märkten.