Einkaufstüten Nur Mehrwegtüten haben an der Kasse eine Chance

Edeka-Kaufmann Jan Meifert hat in seinen Märkten in Neumünster die Einweg- einkaufstüte aus Plastik in Rente geschickt. Mit dem „Bring Bag“-Konzept unterstützt er eine Aktion des WWF. Und hofft auf Mitstreiter.

Freitag, 13. März 2015 - Management
Susanne Klopsch
Artikelbild Nur Mehrwegtüten haben an der Kasse eine Chance
Bildquelle: Meifert

Bei Jan Meifert haben die klassischen Plastik-Einwegeinkaufstüten an der Kasse keine Chancen mehr: Zum 1. Februar wurden sie ausgelistet. Stattdessen rückt ein alter Bekannter ins Rampenlicht, der neben ihnen an der Kasse bislang ein Schattendasein fristete. Meifert setzt in seinen beiden Edeka-Märkten (Edeka Meyer’s, etwa 150 Mitarbeiter) in Neumünster u. a. auf die Mehrweg-Alternative aus R-PET : Diese robuste Tasche besteht zu mindestens 80 Prozent aus recycelten Polyethylen(PET)-Flaschen und wird nach den Richtlinien des „Blauen Engels“ produziert.Der junge Kaufmann beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit der zunehmenden Vermüllung der Erde . Und daran haben Einwegtüten aus Plastik einen großen Anteil: „Je tiefer ich in das Thema Plastikmüll und Verschmutzung der Meere einstieg, um so klarer wurde mir, dass ich etwas tun muss. Die Plastiktüte ist das Symbol der Wegwerfgesellschaft und ganz leicht zu ersetzen.“ Die Idee des „Bring Bag“-Konzepts nahm Gestalt an. Im Zuge seiner Recherchen stellte Meifert fest, dass er mit der Recycling-Mehrwegtüte eigentlich schon den richtigen Ersatz für die Einwegeinkaufstüten im Laden hat. Doch Meifert wollte noch mehr tun. Und stieß beim WWF auf eine Aktion, die dort mangels finanzieller Ressourcen ein Schattendasein fristete: „Geisternetze in der Ostsee“. Fast ein Zehntel des weltweiten Meeresmülls geht laut WWF auf diese herrenlos in der See treibenden Fischernetze zurück. Sie sind eine tödliche Gefahr für Fische, Wale und Seevögel. Meifert hatte gefunden, was er suchte – die Aktion „Verantwortung tragen mit Bring Bag“ konnte starten.

Die Vorbereitungen liefen ziemlich geräuschlos, „ich habe hier vor Ort schließlich einen intensiven Wettbewerb“. Flyer, die über die Aktion und die Vorzüge der R-PET-Tasche informieren, wurden gedruckt, ebenso Aufsteller für die Kassenzone , eine neue Preistafel, Artikel und Fotos für die eigene Marktzeitung und die Facebookseite vorbereitet. Und die Mitarbeiter? Die informierte Meifert erst Ende Januar bei einer Versammlung: „Ich hatte eine Power-Point-Präsentation vorbereitet, die war schon recht emotional, mit vielen Bildern und Fakten dazu, die zeigen, was Plastikmüll in der See anrichten kann“, erzählt er. Eine überzeugende Präsentation, denn seine Mitarbeiter stehen hinter der Aktion. Vor allem die Frauen an der Kasse, bei denen Kunden ihren Unmut am ehesten abladen. Die Empörung der Kunden hielt sich dann aber in einem überschaubaren Rahmen: „Ich kann an zwei Händen die Zahl derer abzählen, die sich beschwert haben“, sagt Meifert. Mehr als 2.500 Mehrwegtüten verkaufte er im Februar. Wer diese nun partout nicht will, der findet in Meiferts Edeka-Märkten Papiertüten, Jutetaschen sowie die Permanenttasche.

Die Aktion zog weitere Kreise: Über die Facebookseite und im Laden meldeten sich Kunden, die auch spenden wollten für die Aktion in der Ostsee, aber keine Tüte brauchen, weil sie den Einkauf in mitgebrachten Körben und Taschen verstauen. So gibt es nun die Meergutspende-Box am Leergutautomaten : Kunden können dort ihren Pfandbon reinwerfen und den Betrag spenden. 117,23 Euro kamen im Februar zusammen. „Die Aktion ist ein voller Erfolg, und die Kunden sind mehr als bereit, der Umwelt zuliebe Gewohnheiten zu ändern“, sagt der Kaufmann, „das gibt mir die Basis, weitere Konzepte folgen zu lassen.“

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Bild öffnen Aufsteller und ein Berg aus Plastik-Einwegtüten
informierten über die „Bring Bag“-Aktion.
Bild öffnen „Kunden sind mehr als bereit, der Umwelt zuliebe Gewohnheiten
zu ändern.“ Jan Meifert, Edeka-Kaufmann