Geflügelmast Massiver Antibiotika-Einsatz nachgewiesen

Deutlich mehr Antibiotika als bisher angenommen werden in der Hähnchenmast eingesetzt. Das ist das Ergebnis einer bundesweit bisher einmaligen Studie des nordrhein-westfälischen Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Dr. Thomas Janning, Geschäftsführer des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), kritisiert die Stichprobe als wenig verlässlich.

Freitag, 28. Oktober 2011 - Sortiment-Nachrichten
Lebensmittel Praxis
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Der Studie zufolge sind in 83 Prozent der untersuchten Mastdurchgänge – vom Schlüpfen der Küken bis zur Schlachtung – Antibiotika verabreicht worden. Zum Teil wurden bis zu acht verschiedene Mittel ins Futter gemischt. In 53 Prozent der Fälle erhielten die Masthähnchen die Mittel nur ein bis zwei Tage lang. Diese sehr kurze Verabreichung von Antibiotika ist in dieser Form nicht zugelassen. Die Studie legt den Schluss nahe, dass Antibiotika trotz des Verbots weiterhin als Wachstumsdoping zum Einsatz kommen. Ein weiteres Ergebnis: Die Antibiotika-freie Mast (17 Prozent) konnte die Behörde bei kleinen Betrieben mit weniger als 20.000 Tieren feststellen.

ZDG-Geschäftsführer Janning wehrt sich gegen den Vorwurf des Wachstumsdopings: „Antibiotika werden in der deutschen Geflügelhaltung ausschließlich im konkreten Krankheitsfall und nur auf Anordnung eines Veterinärs verabreicht." Er teilte mir, dass sich der im ZDG organisierte Bundesverband der Geflügelschlachtereien (BVG) in einer Zielvereinbarung darauf verständigt habe, den Einsatz von Antibiotika in den kommenden fünf Jahren um weitere 30 Prozent zu reduzieren.

Zudem mahnt Janning die Notwenigkeit einer umfassenden Erhebung des Medikamenten-Einsatzes an. Künftig sollten sämtliche Antibiotika-Anwendungen bundesweit gemeldet werden, und zwar einheitlich innerhalb des QS-Systems. Die Geflügelwirtschaft sei auch dafür, dass ihre Daten in der bundesweiten Datei DIMDI mit erfasst werden. Darin wird registriert, in welche Postleitzahlenregion wie viele Medikamente geliefert werden. Bisher ist die Geflügelbranche davon ausgenommen.

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