Interview „Gentechnikfreiheit – Wir wollen Vorbild sein“

Interview mit Alexander Bonde (Grüne), Verbraucherschutzminister in Baden-Württemberg

Donnerstag, 16. Januar 2014 - Länderreports
Tobias Dünnebacke
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Welche Rolle spielt die Lebensmittelindustrie in Ihrem Bundesland Baden-Württemberg?
Alexander Bonde : Die Lebensmittelwirtschaft in Baden-Württemberg ist durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägt. 2012 gab es in diesem Sektor 884 Unternehmen mit mehr als 19 Beschäftigten. Im handwerklichen Lebensmittelgewerbe sind es rund 4.500 Betriebe. Der Anteil der Lebensmittelindustrie am Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes liegt bei etwa 5,3 Prozent. Gerade im ländlichen Raum spielt dieser Wirtschaftszweig eine wichtige Rolle. Die wichtigsten Produktbereiche sind Süßwaren, Milch, Fleisch, frisches und verarbeitetes Obst und Gemüse sowie Getränke.

Bio und Regio sind wichtige Eckpfeiler der Nahrungsmittelbranche in Baden-Württemberg. Mit welchen Angeboten will das Land im Rahmen des Aktionsplans „Bio aus Baden-Württemberg“ den Ausbau der heimischen Bioproduktion unterstützen?
Der Ansatz „Bio + regional = optimal“ ist die Grundlage für unsere Aktivitäten. Es ist unser Ziel, die Vermarktungsstrukturen zu verbessern, die Erzeugerbetriebe untereinander zu vernetzen, Kooperationen zu fördern sowie die Entwicklung und Umsetzung regionaler Vermarktungskonzepte zu unterstützen. Beispielsweise fördert die Marketinggesellschaft Baden-Württemberg ein Projekt zum weiteren Ausbau der Rindfleischproduktion auf der Schwäbischen Alb. Die Marktstrukturförderung nutzen wir zum Beispiel beim Ausbau der Ziegenkäseproduktion. Das Agrarinvestitionsförderungsprogramm kommt aktuell vorbildlich beim Ausbau der Salatgurkenproduktion zum Einsatz.

Baden-Württemberg ist im vergangenen Jahr dem Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen beigetreten, um sich für die GVO-Freiheit in Baden-Württemberg einzusetzen. Was tun Sie genau?
Auf Bundes- und EU-Ebene machen wir uns dafür stark, dass die Regionen Europas selbst entscheiden können, ob sie den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zulassen wollen oder nicht. In Baden-Württemberg nutzen wir unsere Spielräume, um mit gutem Beispiel voranzugehen: Unsere Landesanstalten setzen bereits heute nur noch gentechnikfreie Futtermittel ein. Durch eine hohe Zahl an Saatgutproben, die auf Gentechnikfreiheit geprüft werden, kontrolliert das Land die Einhaltung der EU-Zulassungen besonders streng. Wir haben außerdem veranlasst, dass alle neuen Pachtverträge für landeseigene Flächen das Verbot beinhalten, gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen.

Welche Zukunftsthemen und Herausforderungen sehen Sie für das Jahr 2014?
Zentrale Herausforderung ist die Neuausrichtung der EU-Agrarförderung, um für die neue Förderperiode von 2014 bis 2020 die Landwirtschaft ökologischer und gerechter zu gestalten. Als Zukunftsthema sehe ich die Außerhausverpflegung mit der Herausforderung, dort Bio und Regio erfolgreich zu platzieren.