Edeka Hundrieser Velbert Wie ein Markt zum Erlebnis wird

Anders als andere – das wollen viele sein. Angesichts von Konzentration und Konzernisierung im Handel kein leichtes Unterfangen. Beate und Günter Hundrieser gehen es an und präsentieren in ihren Edeka-Märkten Individualität. Wie – das zeigt das Beispiel des Marktes an der Sontumer Straße in Velbert.

Dienstag, 12. April 2016 - Ladenreportagen
Reiner Mihr
Artikelbild Wie ein Markt zum Erlebnis wird
Bildquelle: Krischer Fotografie

Er ist schon ehrgeizig: Günter Hundrieser will in allen Sortimenten einen „echten Hingucker“ präsentieren können – ein Produkt, das auffällt und nicht überall zu bekommen ist. „Wir müssen in jedem Sortimentsteil etwas haben, das es anderswo nicht zu kaufen gibt.“ Der Kunde müsse immer wieder auch etwas Neues entdecken, dann werde Einkauf zum Erlebnis.

Edeka Hundrieser
  • Sontumer Straße 73, 42551 Velbert
  • Öffnungszeiten: 7 - 21 Uhr
  • Eröffnet am: 26. 11 2014

An der Sontumer Straße, im Zentrum der Stadt Velbert, 15 km entfernt von Essen, zeigen Hundriesers auf einer Fläche von knapp 4.000 qm große Warenvielfalt – davon viele Artikel, die nicht alltäglich, sondern eher im Feinkostladen zu vermuten sind. Beispiele: Käse vom Tölzer Kasladen dürfte kaum jemand in seiner Theke anbieten. Oder Hattingley Valley! Kennen Sie nicht? Das ist ein Schaumwein aus England, genauer aus Hampshire im Süden der Insel. Er wird nach traditioneller (Champagner-)Methode mit Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier ausgebaut. Und die Trauben wachsen tatsächlich in England. Oder Riedel-Gläser im – eher kleinen – Nonfood-Angebot, oder die Seifen von „bomb cosmetics“ in der Drogerieabteilung und vieles mehr.

Rollmops oder Rotholzlachs?
Dabei weiß Günter Hundrieser auch, dass solche Besonderheiten nicht unbedingt oben auf der Liste des täglichen Einkaufs stehen: „Das Sortiment muss natürlich zum Standort passen“, sagt er. „Den Rollmops muss es genauso geben wie Jagd- oder Bockwurst. Aber daneben darf dann auch schon Rotholzlachs oder Savoyer Landschinken angeboten werden.“ Der Kunde müsse eben gerne in den Markt kommen, weil er mehr als Standard erhält. „Trotzdem“, sagt Ehefrau Beate, „kann er hier auch günstig einkaufen.“ Das muss sein, denn wie überall ist auch in Velbert für genügend Wettbewerb gesorgt. Zehn Discounter, Kaufland, Real, Edeka, Rewe – alle sind da.

Aber den Hundriesers geht es nicht nur um ein Sortiment, das möglichst viele Kundenwünsche – von preiswert bis exklusiv – erfüllt. „Wohlfühlen muss er sich bei uns“, sagt die Kauffrau. „Am besten sagt er: Das hier ist mein Markt.“ Eine Café-Lounge sowie eine Bar in der Weinabteilung sollen dies unterstreichen. Nicht umsonst lautet das Hundrieser-Motto „Genuss für alle Sinne“. Dazu brauche es aber mehr als Ware, nämlich vor allem Ansprechpartner im Markt und gut ausgebildete Mitarbeiter. „Das müssen wir vorleben“, sagt Günter Hundrieser, „und die Mitarbeiter trainieren.“ Die Personalauswahl erfolge daher ausgesprochen sorgfältig. Dabei helfen die Attraktivität und der hohe Bekanntheitsgrad der eigenen Märkte sehr. So bekomme man durchaus auch besseres Personal.

Fakten im Fokus
  • Verkaufsfläche: 3.900 qm inkl. GAM, ohneVorkassenzone
  • Mitarbeiter: 110, nur zwei Aushilfen, keine geringfügig Beschäftigten
  • Investition: 3,5 Mio.
  • Durchschnittsbon: 25 Euro
  • Umsatzerwartung 2016: 22 Mio.

Und natürlich spielt auch die Ladengestaltung eine entscheidende Rolle. Dem Kaufmann ging es dabei nicht nur um eine spektakuläre Architektur. „Die Abläufe müssen stimmen.“ Auf dieser Fläche sei das schon eine Herausforderung und lasse sich wohl nur bei einem Neubau optimal umsetzen. Kurze Wege zur Beschickung der Regale und Theken seien genauso wichtig wie die Übersichtlichkeit für Kunden. Das Architekturbüro von Valentina Kinzel aus Schembeck hatte die Aufgabe, dies umzusetzen.

Holz oder Edelstahl?
Der Markt hat insgesamt einen edlen Charakter, allerdings verliert er nicht die „Bodenhaftung“. Er ist in dezenten Grau- und Schwarztönen gehalten, die individuelle Beleuchtung ergänzt es perfekt, die Gänge sind großzügig und bieten viel Bewegungsfreiheit. Das Architekturbüro setzte vor allem schwarzes Metall, Glas, Edelstahl, Rost- und Betonoberflächen zusammen mit Holz und bedruckten Tapeten ein. Die Decke des Rohbaus wurde offen gelassen, sodass hier die Versorgungsleitungen und Installationen sichtbar sind. Wichtige Bereiche sind mit abgehangenen Decken überspannt. Deren Formen leiten sich von der Fassadengestaltung ab und „übersetzen“ dies in den Innenraum. Die Highlights im Markt werden durch eine indirekte und farblich zu den Abteilungen passende Deckenbeleuchtung hervorgehoben. „Das erleichtert auch die Kundenorientierung“, sagt Valentina Kinzel. Ein farbig abgesetzter Kundenlauf führt die Kunden durch die Abteilungen. Grafiken machen a uf die Sortimente aufmerksam.

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen Fast 12 Prozent Anteil am Umsat erwirtschaftet die Obst und Gemüseabteilung.
Bild öffnen Highlight und Hingucker: die Weinabteilung mit breitem und tiefen Sortiment nebst Verkostungsmöglichkeit.
Bild öffnen Rollmops und Rotholzlachs: Der Kunde soll natürlich einkaufen, weil er Besonderes findet. Aber auch normale Ware wird gesucht.
Bild öffnen Kaufmann Hundrieser ging es nicht nur um spektakuläre Architektur. Abläufe sollten rational sein. Auf einer Fläche von 3.900 qm ist das eine Herausforderung und fast nur bei Neubau machbar.
Bild öffnen Bedienungstheken mit attraktivem Design sorgen nicht nur für ein positives Profil des Marktes, sondern steuern auch fast 19 Prozent Umsatz bei.
Bild öffnen Wohlfühlatmosphäre: In der Verkostungszone der Weinabteilung klappt das ganz sicher
Bild öffnen Das Nonfood-Angebot istübersichtlich, dafür aber exklusiv.
Bild öffnen Viele Artikel könnte man auch im Feinkostladen vermuten, wie das französische Baisergebäck Macaron.
Bild öffnen Pralinen in Bedienung – attraktiv, aber auch noch eine mutige unternehmerische Investition.
Bild öffnen „In jedem Sortimentsteil etwas haben, was es anderswo nicht gibt“<br />
Beate und Günter Hundrieser
Bild öffnen Fest für Käseliebhaber: Heumilchkäse, Tiroler Kasladen, aber auch Gouda.
Bild öffnen Altes Gewürzamt Ingo Holland, das gibt’s kaum im LEH.
Bild öffnen Auf „Schnickschnack“ wird eigentlich verzichtet. Wenn es passt, darf „Deko“ aber sein.
Bild öffnen Innovatives Design, motiviertes Personal, ausgewähltes Sortiment – Erfolgsgaranten bei Hundriesers.
Bild öffnen Außergewöhnliche Formen, indirekte Beleuchtung und großzügige Raumaufteilung.

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