Rindermarkthalle Rindermarkthalle St. Pauli

Im Herbst 2014 feierte die Rindermarkthalle St. Pauli mit neuem Nahversorgungskonzept Wiedereröffnung. Hauptmieter ist die Edeka Nord.

Dienstag, 24. Februar 2015 - Ladenreportagen
Bettina Röttig
Artikelbild Rindermarkthalle St. Pauli
Anziehungspunkte in dem knapp 5.000 qm großen Markt sind die Bedienungstheken.
Bildquelle: Rindermarkthalle St. Pauli, Ru00f6ttig

„Von der Stange“ ist kein Attribut, das zu St. Pauli passt. Bewusst anders sollte daher das neue Konzept für die Nutzung der Rindermarkthalle St. Pauli sein. Der 1951 erbaute, heute denkmalgeschützte Schlachthof war über Jahrzehnte Heimat wechselnder Einzelhändler – mit wenig Erfolg. 2010 scheiterte zuletzt Real. Einen neuen Versuch hat die Edeka Nord gewagt und rund 15 Mio. Euro in die Wiederbelebung des Standorts investiert. Seit September 2014 vereint der 14.000 qm große Gebäudekomplex ein Einkaufszentrum mit überdachtem Marktplatz und Flächen für soziokulturelle Zwecke . Das Ergebnis: Individualität, Bodenständigkeit und quirliges Marktgeschehen.

Auf rund 4.750 qm präsentieren die Kaufleute Jörg Meyer und Herwig Holst im neuen Edeka-Markt ein 30.000 Artikel starkes Sortiment. Anspruchsvoll, aber nicht teuer soll der Markt wirken. Industrie-Design statt Chichi lautete die Devise der Partner. Anziehungspunkt sind die Bedienungstheken für Brot und Backwaren, Käse, Wurst und Fleisch sowie Fisch. Mit dem Verkauf von Frischfisch habe man eine Lücke im Viertel geschlossen, sagt Peter Saur, Geschäftsbereichsleiter Objekt- und Grundstücksverwaltung der Edeka Nord. Die lange Salatbar im Umfeld der Theken kommt bei den Kunden ebenfalls gut an. Mit einem großen Leergutbereich (300 qm) will man den vielen Flaschensammlern auf St. Pauli gerecht werden.

Gewährleisten die Ankermieter Edeka, Aldi, Budnikowsky und die Bio-Company die nötige Frequenz sowie die Abdeckung der Grundversorgung, locken die 20 Marktstände sowie zehn kleine Shops um den Marktplatz herum mit individuellen Konzepten. Hier finden Kunden frisches Obst- und Gemüse, Feinkost, Frischfisch sowie Wurst- und Fleischwaren, Blumen, aber auch gastronomische Vielfalt und Dienstleistungsangebote. In der Mitte der Markthalle ist Platz für weitere, flexible Marktstände . „Für den Marktplatz wollten wir Einzelkämpfer, keine großen Ketten, und möglichst original Hamburger Unternehmen“, erklärt der Projektentwickler Peter Maßmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Maßmann & Co. Handelsimmobilien GmbH. So finden Naschkatzen am Stand von Süße Heimat St. Pauli eine Vielzahl an Fruchtgummi-Spezialitäten und süßen Snacks, Pfeffersack & Konsorten bietet Gewürze und Gewürzmischungen für jeden Geschmack und das Start-up die Quarkerei bietet individuell zusammengestellte Quarkbecher, Frozen Quark und Shakes.

Neue Wege beschritten einige etablierte Hamburger Unternehmen. Mit der Aufgießbar St. Pauli wagte etwa das Teehandelskontor Sturm eine Kombination aus Feinkosthandel und Teebar. Der Clou: Fast alles ist aufgießbar. Auch das Traditionsunternehmen Confiserie Paulsen zog es mit neuem Konzept in die Markthalle. „Weniger posh“ und dafür erdiger gestaltet – dem Gesamtkonzept des Centers entsprechend – kommt der neue Laden daher. Stahlbeton und Holz bestimmen die Optik. Europaletten, Transportkisten und Ingwersirup-Fässer wurden zu Mobiliar umfunktioniert.

Mit „Brot und Stulle“ testet der Hamburger Backwaren-Spezialist Dat Backhus (125 Filialen) ein neues Modell weg vom Filial-Image. Handwerk und Transparenz will das Unternehmen dem Verbraucher vermitteln. Hingucker und Herz des Ladens ist der große Ofen an der Rückwand. Vier Sorten Rohteig werden vor Ort zu Brot, Stangen und Brötchen verarbeitet und gebacken – direkt vor den Augen und Nasen der Kunden. Die Produkte dienen auch als Basis für selbst belegte Stullen, die sowohl to go angeboten werden als auch im Gastro-Bereich bei einer gemütlichen Tasse Kaffee.

Das Gesamt-Konzept werde von den Kunden durchweg angenommen, sagt Peter Saur. Nahezu alle Reaktionen seien positiv bis überschwänglich. Luft nach oben sei noch in der Frequenz. „Die Entwicklung in diesem Bereich liegt knapp unter den Erwartungen. Wir dürfen nicht vergessen, dass hier vier Jahre keine Lebensmittel verkauft worden sind und früher der Standort einen sehr schlechten Ruf hatte.“

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Bild öffnen Reduziertes Industrie-Design statt Chichi war die Vorgabe für die Gestaltung des E-Centers St. Pauli von Jörg Meyer und Herwig Holst.
Bild öffnen Anziehungspunkte in dem knapp 5.000 qm großen Markt sind die Bedienungstheken.

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