Handel Trend 2019

Die traditionelle Trendbefragung der Lebensmittel Praxis im deutschen Lebens mittelhandel steht auf neuem Fundament. Nun fragen Marktforscher von Nielsen Händler nach deren Einschätzung für 2019.

Freitag, 18. Januar 2019 - Management
Reiner Mihr

Die Pessimisten sind vorne – könnte man glauben, wenn man die Prognosen von Wirtschaftsverbänden, Ökonomen, Banken und Instituten studiert: Zu groß die Unsicherheiten hinsichtlich Brexit, Protektionismus, Handelsbeschränkungen, Schuldenländern. Dennoch: „Der solide Aufschwung der deutschen Volkswirtschaft setzt sich weiter fort und geht mittlerweile in sein zehntes Jahr“, will der „Spiegel“ im Entwurf für den Jahreswirtschaftsbericht für 2019 gelesen haben, den die Bundesregierung allerdings erst Ende Januar veröffentlicht.

Klar scheint schon jetzt: Der Arbeitsmarkt bleibt stabil, die privaten Einkommen werden weiter zulegen. Damit dürfte der private Konsum die Stütze der Wirtschaft 2019 sein. Das findet auch Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW. „Die stabile Binnennachfrage muss – und kann – das Wachstum tragen“, sagt er. Denn die fundamentalen Rahmenbedingungen für eine solide Expansion des privaten Konsums in der Eurozone seien weiter intakt.

Gute Nachrichten also für den Binnenmarkt. Wenn dann noch die alte Weisheit vom „Gegessen wird immer“ herangezogen wird, dürfte der Lebensmittelhandel also optimistisch sein. Ist er auch, wenn auch etwas verhalten. Das jedenfalls zeigen die Ergebnisse der aktuellen Trend- Umfrage, den das Marktforschungsunternehmen Nielsen im Auftrag der Lebensmittel Praxis im Lebensmittelhandel durchgeführt hat.

Die Methode

Marktforscher von Nielsen haben im Auftrag der Lebensmittel Praxis vom 15. November bis zum 7. Dezember 2018 selbstständige Lebensmittel- Einzelhändler, Filialleiter/Substitute, Einkäufer in den Zentralen des LEH oder Einkäufer einer Regionalgesellschaft von Edeka oder Rewe telefonisch (sogenannte CATI-Befragung) befragt. Die Stichprobe betrug 300, die sich zu je 40 Prozent auf Selbstständige und Marktmanager sowie 20 Prozent auf Einkäufer bezog. 60 Prozent waren männlich. Dabei saß jeweils etwas weniger als ein Drittel der Befragten in Großstädten bzw. auf dem Land, der Rest in mittleren und kleinen Städten.

So haben immerhin 40 Prozent der Befragten – Selbstständige, Filialleiter/ Substitute und Einkäufer aus Zentralen – die Gesamtsituation des Lebensmittelhandels im Jahre 2018 als verbessert eingeschätzt. Für 2019 glauben 34 Prozent, dass es weiter besser wird. Besonders optimistisch sind laut Umfrage die Einkäufer inden Zentralen, wo fast die Hälfte der Befragten 2018 besser einschätzt und auch 2019 optimistisch angeht. Vorsichtiger sind die Befragten in den Geschäften, die sowohl das vergangene als auch das kommende Jahre nicht ganz so optimistisch sehen.

Natürlich sind das Einschätzungen, die von der sehr persönlichen Wahrnehmung geprägt sind. Spannend wird es bei den Fragen nach Entwicklungen, die künftig das Geschehen im Lebensmittelhandel prägen werden. Es verwundert nicht, dass die regionale Vermarktung und regionale Positionierung für die Befragten hier ganz oben auf der Prioritätenliste steht. (siehe auch Grafiken). Dass Händler scharfen Wettbewerb und fortgesetzten Preiskampf erwarten, überrascht ebenfalls nicht. Dass aber Discounter so verhalten eingeschätzt werden, schon eher.

In der Einschätzung der Sortimentsentwicklung spiegeln sich die bekannten Trends wider: Regional, besondere Ernährungsformen, Frische, aber auch Eigenmarken sind die bestimmenden Themen 2019. Damit wollen sich die Kaufleute künftig vor allem profilieren. Und daher erwarten die befragten Händler auch dort Umsatzgewinne: regionale Produkte, Bioware, Obst und Gemüse. Das wichtigste Thema im operativen Geschäft bleibt die Digitalisierung deutlich vor Umwelt- und Verpackungsfragen und mit großem Abstand zur Online-Konkurrenz. Deshalb planen die Händler, vor allem in Modernisierung, Digitalisierung, Energiesparen, aber auch in Kommunikation zu investieren. Die zuletzt – auch durch den Start von Apple-Pay in Deutschland – verstärkte Diskussion um Zahlungsmöglichkeiten wird nach Ansicht der Befragten wichtiger. Dabei wird zwar noch das Zahlen mit EC-Karte favorisiert, aber bereits der Einsatz der Smartphones und kontaktloses Bezahlen werden als Zukunftsthemen gesehen. Bargeld wird wohl verlieren.

Was wird Händler 2019 vor allem herausfordern? Klar, die immer wieder verlangte Umsatzsteigerung und Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit. Personalfragen, also Nachwuchs-Rekrutierung, Personalgewinnung und -bindung, stehen allerdings schon auf Platz 3 der persönlichen Prioritätenliste. Zu Recht.