Kap der guten Weine Wein aus Südafrika

Sonnig, mediterran, aber nicht zu heiß: Das Klima in Südafrika eignet sich gut für den Anbau verschiedener Weinreben. Aus der einstigen Hochburg für fruchtige Weißweine begeistern mittlerweile immer mehr Rotweine die Konsumenten.

Freitag, 10. September 2010 - Warenkunden
Tobias Dünnebacke


Diesen Sommer richten sich die Blicke der Welt auf Südafrika. Erstmals wird die Fußball-Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen. Aber nicht nur beim Sport stehen die Zeichen auf Sturm: Die Kapregion ist mit unkomplizierten und qualitativ hochwertigen Weinen mittlerweile auch in die Weltklasse der Wein-Exportländer aufgestiegen. 2008 wurden 411 Mio. l Wein in das Ausland verkauft. Mit rund 110 Mio. l ist England der größte Markt für die Südafrikaner. Auch die Deutschen wissen die edlen Tropfen aus dem beliebten Reiseland zu schätzen. Seit 2004 hat sich die Einfuhrmenge nach Deutschland verdreifacht. Wie die Importzahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, nimmt Südafrika hinter den drei großen Weinnationen Italien, Frankreich und Spanien eine führende Position ein. Was also steckt hinter diesem Erfolg?

Weinbautradition seit 350 Jahren

Die Weinbautradition geht bis auf das Jahr 1659 zurück, als der Niederländer Jan van Riebeeck, Begründer der ersten Kapkolonie, den ersten Wein kelterte. Sein Nachfolger van der Steel hatte gute Kenntnisse im Weinbau und gründete das noch heute existierende Weingut Groot Constantia. Der Aufstieg Südafrikas zur großen Weinnation wurde durch zwei Krisen gestört. Der Reblaus-Befall Ende des 19. Jahrhunderts zwang die Winzer Millionen von Weinstöcken zu vernichten. Die Ära der Apartheid, also der Rassentrennung, markierte ebenfalls eine schwierige Zeit. Durch die verhängten Handelssanktionen boten sich kaum Perspektiven für die Südafrikanischen Weinbauer, ihre Erzeugnisse in andere Länder zu verkaufen. Seit dem friedlichen Übergang zur Demokratie im Jahre 1994 brummt das Geschäft.

Die wichtigsten afrikanischen Weinbaugebiete liegen in der westlichen Kapregion um die Hauptstadt Kapstadt, zwischen dem 31. und dem 34. südlichen Breitengrad. Die Lage zwischen Atlantik und Indischem Ozean bietet ein gemäßigtes maritimes Klima und die kühlen Meeresbrisen gewährleisten, dass die fruchtbetonte Frische erhalten bleibt. In den trockenen Sommer- und Herbstmonaten herrschen am Rand des Kontinents, mit den Wahrzeichen Tafelberg und Kap der guten Hoffnung, optimale Reifebedingungen. Die kühlen Nächte sorgen für den Erhalt der traubeneigenen Aromatik. Die geografischen Eigenschaften der Kapregion ermöglichen eine große Vielfalt: Das Küstengebiet steht unter dem Einfluss des Meeres und gemäßigtem Niederschlag und eignet sich für trockene Weiß- und Rotweine. Die Reben im Landesinneren sind durch Bergketten von der Küste abgetrennt und entfalten sich in einem heißen, regenarmen Klima.

Entwicklung zur Rotweinregion

Neben namenhaften Marken wie Golden Kaan, Kaya, Nederburg, Company of Wine People oder Two Oceans gibt es in Südafrika zahlreiche Weingüter, die ihre eigene Philosophie verfolgen. Somit bieten die Regionen eine Vielfalt, die für Fachhandel und Gastronomie als auch den Lebensmittel-Einzelhandel interessant ist. Auch im unteren Preissegment machen die Südafrikaner bei unabhängigen Tests eine gute Figur. Lange Zeit war Südafrika hauptsächlich bekannt durch die Weißweine Chenin Blanc, Sauvignon Blanc oder Chardonnay. Teilweise lag der Anteil der Anbaufläche für weiße Reben bei 85 Prozent. Mittlerweile werden in der Kapregion jedoch immer mehr rote Reben angebaut. 2007 machte Rotwein bereits einen Anteil von 43,9 Prozent an der Gesamternte aus. Die international weit verbreiteten Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Shiraz (auch Syrah genannt) und Pinot Noir werden ebenso erfolgreich angebaut wie die besondere Spezies Pinotage, die in Südafrika aus einer Kreuzung von Pinot Noir (Spätburgunder) und Hermitage (Cinsaut) hervorging.

Nachvollziehbare Qualitätssicherung

Mit der steigenden Bedeutung Südafrikas als Exportland mussten auch die Qualitätsstandards an das internationale Niveau angepasst werden. Seit 1973 gibt es das auf Herkunftsgebieten aufgebaute Qualitätssystem „Wine of Origin“ (W.O.). Ziel ist es, den Verbraucher darüber aufzuklären, wo genau der Wein angebaut wird, welche Rebsorte verwendet wurde und aus welchem Jahrgang die Trauben stammen. Bei dem System wird zwischen fünf Anbaugebieten unterschieden. Diese werden wieder in kleinere Einheiten wie District (Gebiet), Ward (Bezirk) und Estate (Weingut) beziehungsweise Single Vineyard (Weinberg) unterteilt. Die offiziellen Regionen sind Olifants River, Breede River Valley, Klein Karoo, Boberg und Coastal Region.


„Variety is in our Nature“

Auch beim Thema Nachhaltigkeit setzt die südafrikanische Weinindustrie Akzente. So gibt es zahlreiche Projekte, die ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften fördern. Die Kapregion mit ihrer einzigartigen Artenvielfalt ist besonders angewiesen auf den Schutz der Winzer. Mehr als 9.600 unterschiedliche Pflanzenarten befinden sich im „Cape Floral Kingdom“. 1998 erstellte Südafrika als eine der ersten Weinnationen ein nachhaltiges Weinbauprogramm, „Integrated Production of Wine“ (IPW), mit umfassenden Vorgaben zum gesamten Produktionsprozess. Heute wirtschaften mehr als 90 Prozent der Kap-Winzer freiwillig nach den IPW-Richtlinien. Mit der „Biodiversity and Wine Initiative“ soll eine Sensibilität für die regionale Flora und Fauna geschaffen werden. Die von den 114 aktiven Mitgliedern der Initiative freiwillig unter Naturschutz gestellte landwirtschaftliche Fläche übersteigt mit 113.127 ha die Gesamtrebfläche von rund 102.000 ha in der Kapregion.

Förderung sozial schwacher Milieus

Im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit ist Südafrika seit Ende der 90er Jahre mit der Gründung des „South African Wine Industry Trust“ aktiv. In diesem Rahmen werden schwarze Südafrikaner in der Weinerzeugung gefördert. Auf den 2003 erlassenen „Broad-Based Black Economic Empowerment Act“ geht das staatliche Förderprogramm Black „Economic Empowerment“ (BEE) zurück. Dabei werden Gewinnbeteiligungspläne erstellt und die Beteiligung im Management wird gefördert. Zum Anlass der Fußball-WM wurde die Marke Fundi (zu deutsch: „Lernender“) auf den Markt gebracht. Alle Einnahmen aus dem Verkauf dieser Rotweinlinie fließen in die Ausbildung von 2010 potenziellen Winzern aus sozial schwachen Milieus.

Die wichtigsten Rebsorten

Chenin Blanc ist die am Kap dominierende Weißweinsorte. Sie ist sehr ertragreich.

Chardonnay ist international bekannt und wegen der fruchtigen Note geschätzt.

Cabernet Sauvignon wird wegen des Trends zu Rotwein auch am Kap wichtiger.

Shiraz: Die rote Rebe lässt sich gut im warmen Landesinneren anbauen.

{tab=Auf einen Blick}

Lage: 31. bis 34. südlicher Breitengrad am Kap der Guten Hoffnung.
Klima: Gemäßigt maritim
Ertragsrebfläche: 101.325 ha
Qualitätsweinernte: 772 Mio. l
Kontrollierte Herkünfte (Regionen): Coastal Region, Olifants River, Klein Karoo, Overberg, Breede River Valley
Gesamtexport 2008: 411,7 Mio. l
Beschäftigung: Inklusive Weintourismus beschäftigt die Weinwirtschaft direkt und indirekt rund 350.000 Menschen
Qualitätssiegel: Seit 1972 gibt es das „Wines of Origin“-Zertifikat, eine Echtheitsgarantie für Traubensorte, Jahrgang und Herkunft. Enthält eine Kontroll- und Identifikationsnummer.

{tab=Bildergalerie}

Buitenverwachting gehört zum ersten Weingut am Kap, das von Simon van der Stel gegründet wurde.

Kapstadt ist umgeben von bekannten Wein-Gebieten wie Constantia oder Stellenbosch.

Sozial Nachhaltig: Staatliche Förderprogramme sorgen dafür, dass die schwarze Bevölkerung am Wachstum beteiligt ist.

Ab 1994 steigt der Absatz rasant Rotwein wird am Kap immer wichtiger. Es gibt viele Projekte zum Schutz der Natur. 

{tab=Fragen}

1. Welche geschützten Regionen gibt es im Weinland Südafrika?
2. Was ist die wichtigste Weißweinrebsorte am Kap?
3. Nenne ein Projekt zum Thema soziale oder ökologische Nachhaltigkeit?

{tab=Antworten}
1. Coastal Region, Olifants River, Klein Karoo, Breede River Valley, Boberg.
2. Chenin Blanc.
3. Beispielsweise Black Economic Empowerment Act, Fundi, Integrated Production of Wine (IPW), Initiative „Variety is in our Nature“.

{tab=Impressum}

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis
Wir danken Wines of South Africa / Südafrika Weininformation (Baden-Baden) für die Zusammenarbeit und das zur Verfügung gestellte Bildmaterial.