Interview Anne Schumacher Trends gut im Blick

Sie hat nationale und internationale Trends gut im Blick. Die LP sprach zur ISM 2020 mit der Geschäftsbereichsleiterin Ernährung und Ernährungstechnologie der Koelnmesse, Anne Schumacher.

Donnerstag, 06. Februar 2020 - Süßwaren
Andrea Kurtz
Artikelbild Trends gut im Blick
Bildquelle: Koelnmesse GmbH

Welche Trends haben die ISM in diesem Jahr beherrscht?
Anne Schumacher: Individualität spielt weiterhin eine große Rolle. Bewusstes Genießen, authentische Produkte, Nachhaltigkeit, aber auch Lebensfreude und das Mischen verschiedener Trends und Bedürfnisse je nach Anlass oder Jahreszeit sind von zentraler Bedeutung.

Ähnlich wie bei der Anuga 2019 sind sicher auch Proteine, Zuckerreduktion, vegan und ähnliches wichtige Themen in den Messehallen, oder?
Viele etablierte Trends wie Bio, vegan, vegetarisch, fett- und zuckerreduziert oder gluten- und laktosefrei werden sich natürlich weiter fortsetzen. Hinzu kommen ausgewogenere und natürlichere Produktvarianten, denn die Verbraucher erwarten trotz guten Geschmacks auch einen funktionellen Mehrwert. So sind Zutaten wie Aromen oder färbende Lebensmittel zunehmend natürlichen Ursprungs. Ein weiterer Trend sind pflanzliche Proteine aus Bohnen, Linsen und Erbsen, die insbesondere bei Müsliriegeln mit Haselnüssen, Mandeln oder Hanfzusätzen anreichert werden.

Welche außergewöhnlichen Produkte haben wir gesehen?
Auch Insekten-Snacks waren wieder vertreten. Energieriegel aus Buffalo-Würmern oder gemahlenen Grillenmehl oder geröstete Insekten wie Mehlwürmer in Schokolade spielen eine zunehmende Rolle im Süßwaren- und Snackmarkt.
Welche Produkte oder Produktgruppen standen im Fokus?

Neben Schokolade und Schokoladenerzeugnissen sowie feinen Backwaren spielten Snacks eine zentrale Rolle. Damit trägt die ISM dem Trend hin zu bewusster Ernährung und dem Thema „Snacking“ Rechnung.

Ein sehr breites Thema. Wie haben Sie den Besuchern zu mehr Übersicht verholfen?
Die neu gebündelten Bereiche der „Trend Snacks“ und „Natural Snacks“ in Halle 5.2 gaben einen detaillierten Überblick über die Produktwelt der Snacks. Anbieter von Fleisch- und Fischsnacks, veganen Trendprodukten, getrockneten Früchten und Gemüse, Früchten- und Gemüse-Chips, Smoothies, Früchten mit Schokolade oder Energie- und Sportriegeln waren im Bereich der „Trend Snacks“ zu finden. Im Bereich der Natural Snacks sind Unternehmen mit Produkten ohne Zusatzstoffe, Raw Products, Kaffee-, Tee-, und Kakao- oder Trinkschokoladespezialitäten vertreten. Innerhalb des Bereichs der Natural Snacks gab es zusätzlich einen Pavillon für das Thema „Chocolate from Bean 2 Bar“.

Was waren für Sie die absoluten Messe-Highlights?
Die ISM feiert ihre 50. Ausgabe, worauf ich mich schon im Vorfeld sehr gefreut habe. Im Rahmen der Jubiläumsausgabe gab es die Sonderschau „ISM 1971 – 50 Sweet Years“ – mit Einblicken in 50 Jahre ISM-Geschichte sowie wichtigen Meilensteine der Messe. Wir haben aber auch die Zukunft im Blick gehabt. Gemeinsam mit der „Pro-Sweets Cologne“ veranstalteten wir am 4. Februar erstmals mit „#CONNECT2030 – The Future Summit For Sweets and Snacks“ einen Zukunftskongress, der sich mit Herausforderungen und zukunftsweisenden Ideen der Branche beschäftigte. Wichtige Themen waren unter anderem der Einsatz von künstlicher Intelligenz oder Smart Services zur Erzeugung und Verwertung von Datenprodukten in der Süßwarenindustrie. Durch den Abend führte Futurist und Innovationsexperte Nick Sohnemann. Ulf Merbold, Physiker und ehemaliger Astronaut, hielt die Keynote.

Wie erleben Sie die Branche und die Stimmung derzeit?
Grundsätzlich ist die Stimmung aus meiner Sicht positiv. Gerade die Süßwarenanbieter im deutschen Handel konnten sich in den ersten zehn Monaten 2019 über ein Umsatzplus freuen. Dennoch ist deutlich spürbar, dass die Branche weiterhin zahlreiche Herausforderungen zu meistern hat. Dazu gehören neben politischen Regulierungen hinsichtlich der Vorgaben zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln vor allem auch der Brexit, der weiterhin viele Fragen offenlässt.

Sehen Sie weitere Herausforderungen für Industrie und Handel?
Auch der Fachkräftemangel stellt die Branche vor große Herausforderungen, vor allem in Bereichen der Produktion und Herstellung. Die Sicherung von Rohstoffen wie Kakao, Nüssen, Mandeln, Butter, Zucker sind wichtige Themen für die Hersteller, die natürlich auch für Handel und Verbraucher wichtig sind. Qualität und Preis müssen für alle Seiten stimmen. In all diesen Herausforderungen stecken natürlich auch Chancen, denen die ISM im Zusammenspiel mit der „Pro-Sweets Cologne“ mit neuen Lösungen und innovativen Produkten begegnet.