Berlin/Brandenburg Der Geschmack der Heimat

Lebensmittel kleiner und mittelständischer Unternehmen aus Berlin und Brandenburg haben eine hohe Qualität und kurze Lieferwege, sind kreativ und oft handgefertigt. Doch ihr Weg in die Regale des Handels ist beschwerlich.

Donnerstag, 14. November 2013 - Länderreports
Silke Bohrenfeld
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Stolze 92 Prozent der Konsumenten haben sich in einer gerade veröffentlichten Umfrage des Ökobarometers dazu bekannt, beim Einkauf regionale Lebensmittel zu bevorzugen. Aber natürlich spiegelt dieser Wert längst nicht das reale Kaufverhalten wider, und einmal Erreichtes muss angesichts der starken Konkurrenz hochwertiger Lebensmittel immer wieder neu verteidigt werden. Darüber sind sich auch Berliner und Brandenburger Lebensmittelhersteller bewusst. Bei der Hausmesse „Heimatgeschmack“ stellten sie deshalb nicht nur neue Produkte vor, sondern hoben ihre Vorteile gegenüber überregionalen Wettbewerbern selbstbewusst heraus und betrieben fleißig Netzwerkarbeit. „Trotzdem haben wir viele kleinere und mittlere Unternehmen im Agrar- und Ernährungsbereich, die es schwer haben, sich in den großen Ketten des Lebensmittel-Einzelhandels zu platzieren“, stellte die Brandenburger Agrarstaatssekretärin Kathrin Schneider bei der Eröffnung der vierten Hausmesse fest. „Auf der anderen Seite sehen wir den in Berlin und auch in Brandenburg wachsenden Markt für heimische Lebensmittel. Im Grunde ist dies eine Win-Win-Situation für die Ernährungsbranche in beiden Bundesländern“, sagt sie. Deshalb will die Landespolitik in Berlin und Brandenburg Unternehmen und Verbände durch Wirtschaftsförderung verstärkt darin unterstützen, Erzeuger, Handel und Verbraucher zusammenzubringen. „Wir wollen dazu beitragen, dass regionale Netzwerke mit regional en Produkten zu mehr Wertschöpfung in der gemeinsamen Region Berlin-Brandenburg beitragen“, so Kathrin Schneider.

Handelspartner aus Berlin/Brandenburg
  • Dreistern
  • Kunella Feinkost
  • Spreequell Mineralbrunnen
  • Zukunfsagentur Brandenburg
  • Spreewaffel
  • Friki
  • Mineralquellen Bad Liebenwerda
  • Spreewaldhof

Bei der „Hausmesse mit Heimatgeschmack“ in Schloss Diedersdorf haben 27 Aussteller aus der Region ihre kulinarischen Spezialitäten präsentiert. Zur Verkostung eingeladen waren vor allem Gastronomen, Großhändler und Lebensmittel-Einzelhändler.

„Bei der Hausmesse sollen auch kleinere Firmen, die sonst im Handel keine Chance haben, die Möglichkeit bekommen, ihre Produkte zu präsentieren.“
Manfred Memmert, Vorstandsvorsitzender vom Verband pro agro

Die Hausmesse soll lokalen Anbietern die Tür zu einem größeren Markt öffnen. „Hier sollen auch kleinere Firmen, die sonst im Handel gar keine Chance haben, die Möglichkeit bekommen, ihre Produkte zu präsentieren“, erklärte Manfred Memmert, Vorstandsvorsitzender vom Verband pro agro, der die Hausmessen organisiert.


„Es sind mittlerweile auch immer wieder Namen dabei, die man aus den Regalen der Supermärkte bereits kennt. Aber in der Kooperation mit Großhandel und Gastronomie gibt es noch Reserven“, findet Stefanie Patron, Geschäftsführerin von pro agro. Dabei haben die heimischen Unternehmen einiges zu bieten. So bezieht die 1. Brandenburgische Gemüsemanufaktur Zutaten wie Gemüse, Obst und Kräuter aus regionalem und biologischem Anbau. Bio ist auch der Standard bei allen anderen Rohstoffen, die eingesetzt werden. Gleichzeitig wird Birkenzucker als natürliche Süße und Agar-Agar als Geliermittel verwendet. Auf sorgfältige Handarbeit und hochwertige Rohstoffe setzt auch die Obstbrennerei Kullmann & Sohn. Für die Brände und Liköre werden ausschließlich sonnengereifte Früchte der Havelländer Obstbauern verwendet. Nach original italienischen Rezepten fertigt La Pasteria Italiana ihre 19 handelsreifen Produkte. Dabei ist das Unternehmen sehr flexibel und kann ab einer Produktionsmenge von 70 kg die Maschinen umstellen. Die exotischen Chutneys, Currys und Suppen von Babelfood verdanken ihren Geschmack den surinamischen Wurzeln der Inhaberin Alida Babel. Neben der hohen Bioqualität achtet auch sie bei den Rohstoffen zusätzlich auf Regionalität. Aber auch alle anderen Vertreter der „Hausmesse mit Heimatgeschmack“ haben sich hoher Qualität und den Berliner und brandenburgischen Rohstoffen verschrieben. Daher plädiert Stefanie Patron dafür, so oft wie nur möglich Produkte aus der Region zu nutzen. Das diene nicht nur dem heimatverbundenen Genuss, sondern vor allem auch der Sicherung vieler Arbeitsplätze.

Einen Erfolg konnte die Hausmesse bereits verzeichnen. Hier wurde vor einem Jahr die regionale Vermarktungsplattform „Bauer sucht Koch“ online gestellt. Bis heute haben sich auf der Plattform von pro agro und DEHOGA 331 Unternehmen registriert. Darunter sind mehr als 170 Erzeuger mit 700 Produkten. 150 Gastronomen und elf Händler nutzen derzeit die Plattform, um sich über regionale Produkte zu informieren. Ein Paradebeispiel dafür ist die Kooperation von Frischeparadies und dem Landwirtschaftsbetrieb Lubahn aus Templin. „Höchste Qualität ist keine Massenware. Man muss sie suchen: die besten Hersteller mit den besten Verarbeitungsmethoden und den besten Produkten“: So begründete Frischeparadies, der deutschlandweite Lebensmittellieferant für die Gastronomie, den Besuch der Plattform „Bauer sucht Koch“. Die Niederlassung in Berlin hat diese Qualität in Brandenburg gesucht und gefunden. Seit April produziert Lubahn gezielt für den Händler. Begonnen wurde mit Grünspargel und Gurken, gefolgt von Tomaten, Kartoffeln, Möhren und Erdbeeren. Einmal wöchentlich erfolgt nun eine Lieferung in die Berliner Niederlassung.

Das Frischeparadies ist an einer langfristigen Zusammenarbeit mit dem Brandenburger Unternehmen interessiert. Das Templiner Unternehmen soll zielgerichtet für Händler produzieren. „Der Anfang ist gemacht. Ich freue mich über die Zusammenarbeit und das steigende Interesse an Brandenburger Produkten. Gastronomen und Erzeuger rufe ich dazu auf, die Plattform zu nutzen. Ich hoffe, dass die Hausmessen auch künftig Kooperationen hervorbringen und unsere regionalen Spezialitäten neue Abnehmer finden werden. Wir möchten noch viele erfolgreiche Kooperationen vorstellen“, sagte Stefanie Patron.

Das Ziel von pro agro ist, die wiederentdeckte Landlust der Verbraucher durch zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Die gute Qualität der Erzeugnisse der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Region soll über die gesamte Wertschöpfungskette vom Acker bis zur Ladentheke oder Restaurant bekannt gemacht werden.