Eier-Skandal 35 Mio. Fipronil-Eier nach Deutschland geliefert

Allein nach Niedersachsen sind 35,3 Mio. Eier geliefert worden, die möglicherweise mit Fipronil belastet waren. Dies gehe aus Daten des EU-Schnellwarnsystems hervor, sagte der niedersächsische Agrarminister Christian Meyer (Grüne, Foto). Derweil hat Belgien weitere Legenhennenbetriebe gesperrt und Ungarn mit Fipronil belastete Tiefkühlprodukte vernichtet.

Mittwoch, 16. August 2017 - Sortiment-Nachrichten
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Bildquelle: gruene-niedersachsen.de

Aus Niedersachsen seien knapp 17 Mio. Eier geliefert worden, die im Verdacht stehen, mit dem Insektizid belastet zu sein, teilte Meyer im Landtag mit. Dabei handelt es sich sowohl um Eier aus Verdachtsbetrieben in den Niederlanden als auch um Eier aus vier niedersächsischen Legehennenbetrieben, in denen Fipronil nachgewiesen wurde. Das Ausmaß des Fipronil-Skandals sei damit größer als vom Bundesagrarministerium behauptet. Das Ministerium hatte erklärt, es sei davon auszugehen, dass „rund 10,7 Mio. möglicherweise mit Fipronil belastete Eier aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert worden sind“. Das Bundeslandwirtschaftsministerium bleibt trotz höherer Angaben aus Niedersachsen bei dieser Zahl. Aus Sicht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit führe es zu einer «massiven Überschätzung» der Zahl, wenn man die vom europäischen Schnellwarnsystem übermittelten Zahlen «rein mathematisch» zusammenführe, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Mittwoch in Berlin. Die Zahl 10,7 Mio. sei die Zahl der in Deutschland bekannten Fälle, bei denen in Eiern Fipronil nachgewiesen worden sei.

In Belgien sind derweil in sieben weiteren Legehennenbetrieben mit dem Insektengift Fipronil verunreinigte Eier entdeckt worden. Wie die Aufsichtsbehörde FASNK berichtete, wurden die Unternehmen sofort vorübergehend gesperrt. Für Verbraucher soll allerdings keine Gefahr bestanden haben. Die Fipronil-Konzentration in den getesteten Eiern habe unter dem Wert gelegen, der nach EU-Erkenntnissen gesundheitsschädlich sein könnte.

In Belgien sind nach den jüngsten Tests mittlerweile alle Legehennen- und Aufzuchtbetriebe auf Fipronil getestet. Insgesamt seien noch 21 Unternehmen gesperrt, teilte die FASNK mit. In ebenfalls getestetem Hühnerfleisch sei bislang kein Fipronil nachgewiesen worden.

Von dem Fipronil-Skandal sind nach jüngsten Erkenntnissen mindestens 15 EU-Staaten sowie mehrere Nicht-EU-Länder wie die Schweiz, Südkorea und Hongkong betroffen. Nach den bisherigen Ermittlungen gelangte das Insektengift in die Eier, weil es unerlaubterweise zur Reinigung von Ställen eingesetzt wurde.

Ungarns Amt für Lebensmittelsicherheit hat aus Deutschland kommende, mit Fipronil belastete Tiefkühlprodukte sichergestellt. Die Ladung wurde mit Hilfe von Informationen des europäischen Schnellwarnsystems für Lebens- und Futtermittel (RASFF) ausfindig gemacht und vernichtet, teilte die Behörde am Dienstagabend in Budapest mit. Bei dem Produkt handele es sich um tiefgefrorene Pfannkuchen-Masse. Bestellt worden sei er von einer Budapester Firma. Es war das erste Mal, dass in Ungarn seit Ausbruch des Fipronil-Skandals vor zwei Wochen Lebensmittel gefunden wurden, die mit dem Insektengift belastet waren.