Einkaufen mit W. Müller - Edeka Südwest Käse in Bedienung – ein Stück Lebensart!

30 Jahre Käse-Star: So lange schon prämiert die Lebensmittel Praxis die besten Käse-Bedienungstheken in Deutschland. Warum diese Service-Abteilung unverzichtbar ist, erläutert Wolfgang Müller, langjähriges Jurymitglied und Warenbereichsleiter bei der Edeka Südwest.

Montag, 17. Juni 2013 - Molkereiprodukte
Heidrun Mittler
Artikelbild Käse in Bedienung – ein Stück Lebensart!
„Das Verkaufspersonal muss Freiheiten haben, um seiner Theke einen eigenen Charakter zu geben.“ Wolfgang Müller (Bildquelle: Hoppen)
Bildquelle: Hoppen

In den vergangenen 30 Jahren haben die Käsetheken im deutschen Handel ein Auf und Ab erlebt. Welche Bedeutung ihnen bei der Edeka Südwest zugeschrieben wird, darüber berichtet Warenbereichsleiter Wolfgang Müller.

Herr Müller, Sie sind schon seit sechs Jahren Jurymitglied bei unserem Branchenwettbewerb Käse-Star. Warum machen Sie mit und investieren Zeit und Mühe in die Juryarbeit?
Wolfgang Müller: Die Juryarbeit halte ich für wichtig: Der Wettbewerb spornt alle Handelsunternehmen an, den Fokus auf diesen wichtigen Warenbereich zu legen. Mit meinem Engagement würdige ich die Arbeit und Kreativität aller Bewerber um den Käse-Star. Als Jurymitglied hat man zudem die Möglichkeit, sich von der Thekensituation im deutschen Handel ein Bild zu machen!

Nehmen Sie aus den Sitzungen konkrete Anregungen mit nach Hause?
Manchmal. In der Sitzung, die gerade stattgefunden hat, bin ich unter anderem auf zwei Lieferanten gestoßen, um die ich mich kümmern werde.

Sprechen wir über Ihr Unternehmen: Wie wichtig ist die Käse-Bedienungstheke für die Edeka Südwest?
Für uns ist die Käse-Bedienungstheke ein wichtiger strategischer Bestandteil. Wir definieren diesen Bereich als Kundenbindungsmittel. Käse in Bedienung bedeutet für mich weiterhin ein Stück Kultur, das sich der deutsche Handel erhalten sollte beziehungsweise weiter forcieren muss.

Ihr Unternehmen betreibt rund 160 Regiemärkte mit Vollsortiment und hat rund 1.000 Selbstständige unter den Fittichen. Wie viele eigenständige Käse-Bedienungstheken gibt es zurzeit?
Wir betreiben etwa 700 Käse-Bedienungstheken. Die Entwicklung 2012 war positiv, mit einer Steigerung von 3 Prozent gegenüber Vorjahr. Erfreulicherweise setzt sich die Entwicklung 2013 weiter fort.

Die Frische im Blick
Wolfgang Mu?ller sieht sich in erster Linie als Dienstleister, der jeden Tag Käse an seine Märkte verkauft.

Seit mehr als 25 Jahren ist Wolfgang Müller bei der Edeka beschäftigt, er hat hier bereits seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert. Danach war er mehr als zehn Jahre im Marketing und Vertrieb insbesondere für Werbung zuständig, bevor er in den Einkauf gewechselt ist. Dort kümmert er sich um die Sortimente Käse, Mopro, Fleisch/ Wurst (nur SB), Fisch und Feinkost, seit April sind noch SB-Backwaren, Trockenfrüchte und Konserven hinzu gekommen.

Der studierte Betriebswirt arbeitet als Warenbereichsleiter/Einkäufer Frische , sieht sich selbst aber genauso als Verkäufer: „Ich als Dienstleister verkaufe jeden Tag Käse an meine Kaufleute und Märkte.“ Privat besucht er mindestens zwei- bis dreimal pro Woche eine Edeka-Käsetheke. „Den Mitbewerber und seine Theke besuche ich auch, aber dann nur aus beruflichen Gründen“, scherzt er. Sein Lieblingskäse : Burrata, Kuhmilch-Mozzarella mit einem Kern aus Sahne oder Buttermilch. Bis vor wenigen Jahren gab es Burrata aufgrund der kurzen Haltbarkeit nur in der Gastronomie. Heute führt er sie mit einem MHD von 16 Tagen in der Großhandlung, beispielsweise für Italien-Aktionen (Märkte können mit einer Woche Vorlaufzeit bestellen). „Schmeckt köstlich, braucht man kaum zu würzen – ein Genuss in der warmen Jahreszeit.“

Sehen Sie Käse in Bedienung bei Neueröffnungen als Kür oder als Pflicht?
Pflicht. Und aus der Pflicht muss dann eine Kür gestaltet werden, die zum Aushängeschild des Marktes wird.

Kritiker sehen die Bedienungstheke in erster Linie unter dem Aspekt Personalkosten. Muss sich diese Abteilung finanziell selbst tragen?
Grundsätzlich ja, was im Einzelfall nicht ganz einfach ist. Wenn man allein unter Kostenaspekten urteilen würde, gäbe es im Handel wahrscheinlich auch nur noch wenige Fischtheken.

In manchen Theken liegen 400 bis 500 Käsesorten zum Kauf. Überfordert der Handel damit seine Mitarbeiter nicht?
So viele Sorten sind schon sportlich und eher auch der Ausnahmefall. Das Sortiment an Stammartikeln beträgt eher 200 bis 250 Produkte, hinzu kommt der saisonale Wechsel zwischen Sommer und Winter. Wir als Großhandel haben aber die Pflicht, unseren Kaufleuten und Märkten ein Sortiment mit mindestens 400 bis 500 Artikeln anzubieten, aus dem sich die Märkte dann bedienen können. Damit ist bei uns niemand überfordert, da wir durch unser sehr gutes Schulungssystem die Fachverkäufer und -verkäuferinnen so schulen, dass sie sich mit dieser Auswahl zurechtfinden.

Wie uniform muss eine Bedienungstheke sein, wie viele Freiheiten dürfen die Mitarbeiter Ihrer Ansicht nach haben?
Wir bieten unseren Kaufleuten und Regie-Märkten eine Konzeption in verschiedenen Größen an. Die Regie-Märkte setzen dieses Konzept um, für die selbstständigen Kaufleute ist es eine Hilfe und Empfehlung. In beiden Bereichen hat und muss das jeweilige Verkaufspersonal Freiheiten haben, um seiner Theke einen eigenen Charakter zu geben. Wir als Dienstleister helfen mit Konzept, Daten, Fakten und Zahlen.

Ist es sinnvoll, in einem Geschäft einen speziellen Käse in drei Formen parallel anzubieten: in der Theke, vom Hersteller geschnitten als Scheibenware im SB-Regal und als Prepack-Ware in der Cabrio-Theke?
Ja! Es gibt klassische Thekenkäufer und klassische SB-Käufer, daher die Theke und SB. Um den Kunden, der in Eile ist, aber nicht auf die Thekenware verzichten will, schnell zu bedienen, ist Prepack der Problemlöser, speziell für Schnelldreher wie populäre Schnittkäse.

Die Edeka Südwest betreibt in Völklingen einen eigenen Betrieb zum Abpacken und Kommissionieren von Käse. Wird Prepack künftig noch wichtiger werden?
Nein, im Gegenteil. Ich denke, die Theke wird sich wieder stärker behaupten. Prepack hat jetzt aber seinen Platz gefunden, und auch hier gilt es, die Sortimente entsprechend zu pflegen.

Prepack schadet der Bedienungstheke demnach nicht?
Prepack dient eher als Problemlöser. Wenn man die Absatzrenner vorgeschnitten und -verpackt verkauft, hat man an der Bedienungstheke mehr Zeit für Beratungsgespräche. Dann verkaufen die Mitarbeiter mehr Spezialitäten, bei denen die Wertschöpfung in der Regel höher ist als beim Standardprodukt.

Fakten zur Edeka Südwest
Rund 1.000 selbstständige Händler arbeiten unter der Flagge der Edeka Südwest, hinzu kommen 400 Regiebetriebe (160 Vollsortimenter). Darunter sind sowohl Nachbarschaftsmärkte als auch große SB-Warenhäusern mit einer Verkaufsfläche von mehr als 6.000 qm und einem Angebot von bis zu 50.000 Artikeln. Das Absatzgebiet umfasst Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das Saarland sowie Teile Hessens und Bayerns. 2012 betrug der Konzern-Außenumsatz 7,4 Mrd. Euro. Mit mehr als 43.500 Mitarbeitern sowie 2.800 Auszubildenden in 25 Ausbildungsberufen ist die Edeka Südwest einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder in der Region. Zum Unternehmen gehören eigene Produktionsbetriebe: mehrere Fleisch- und Backbetriebe sowie ein Weinkeller und ein Mineralbrunnen.

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Bild öffnen Wolfgang Müller, Warenbereichsleiter/Einkäufer Frische bei der Edeka Südwest und Jurymitglied Käse-Star (Bildquelle: Hoppen)
Bild öffnen „Das Verkaufspersonal muss Freiheiten haben, um seiner Theke einen eigenen Charakter zu geben.“ Wolfgang Müller (Bildquelle: Hoppen)