Corona-Auflagen Handel kritisiert begrenzte Kundenanzahl

Wegen anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen verschärft die Politik den Kampf gegen die Pandemie. Die November-Schließungen werden verlängert, für Einzelhändler gibt es neue Auflagen. Kritik an den beschlossenen Regeln kommt vom Einzelhandelsverband HDE.

Donnerstag, 26. November 2020 - Handel
Lebensmittel Praxis
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Bildquelle: HDE/Die Hoffotografen

Angesichts weiterhin vieler Coronavirus-Neuinfektionen hatten sich Bund und Länder am Mittwochabend auf weitere Einschränkungen verständigt. Der seit Anfang November geltende Teil-Lockdown soll bis mindestes 20. Dezember verlängert werden, Kneipen, Restaurants, Kultur- und Freizeiteinrichtungen müssen demnach geschlossen bleiben. Gleichzeitig sollen die "Novemberhilfen" für vom Teil-Lockdown betroffene Firmen und Einrichtungen im Dezember fortgeführt werden. Der Bund plant Hilfen von voraussichtlich 17 Milliarden Euro.

Der Groß- und Einzelhandel bleibt geöffnet, aber mit Maskenpflicht nun auch vor Geschäften und auf Parkplätzen. In Geschäften mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern soll sich höchstens eine Person je 10 Quadratmeter Verkaufsfläche aufhalten. Bei Geschäften, die größer sind, darf auf die zusätzliche Fläche dann höchstens eine Person pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche kommen.

Der Handelsverband HDE findet dieses abgestufte Konzept unsinnig. Es gebe keinen sachlichen Grund, unterschiedliche Regeln für Verkaufsflächen über und unter 800 Quadratmetern zu erlassen, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth (Bild). Hygienekonzepte hätten sich sowohl in kleinen wie auch in größeren Räumen bewährt. "Die neue Regelung könnte auch kontraproduktiv sein, wenn sich Warteschlangen vor den Geschäften und in den Innenstädten bilden", erklärt Genth.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Beschluss von Bund und Ländern über strengere Auflagen für größere Geschäfte verteidigt. Es komme darauf an, große Menschenmengen in Einkaufszentren zu vermeiden, sagte Merkel am Donnerstag in einer Regierungserklärung zur Corona-Politik im Bundestag. Merkel sagte, es werde gesagt, es gebe eine Maskenpflicht und damit sei Einkaufen ohne Risiko. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes senke zwar das Risiko einer Infektion und sei ein Schutz. Aber solange es sich nicht um eine medizinische Maske handle, gebe es keine Sicherheit, dass es nicht doch zu Ansteckungen komme. Man dürfe die Menschen nicht in falsche Sicherheit wiegen.

Auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka hat scharfe Kritik an der Verschärfung der Corona-Auflagen für den Einzelhandel geübt. "Wir halten die Begrenzung der Kundenzahl ab 800 Quadratmetern Verkaufsfläche für kontraproduktiv und nicht nachvollziehbar", sage Edeka-Chef Markus Mosa am Donnerstag. Die hohe Nachfrage gerade im Weihnachtsgeschäft lasse sich so nicht bedienen.

Der Hinweis der Politik, dass die Verbraucher ihre Einkäufe auf die Wochentage verteilen sollten, sei auch nicht hilfreich, denn das täten die Kunden bereits seit dem ersten Lockdown, meinte Mosa. "Auch bei einer weiteren Verteilung der Kundenströme könnten wir die hohe Nachfrage gerade im Weihnachtsgeschäft nicht bedienen." Zudem verzerre der Beschluss den Wettbewerb, klagte der Edeka-Chef. Supermärkte mit Bedientheken und einer dadurch höheren Verweildauer der Kunden seien extrem benachteiligt im Vergleich zu Konkurrenten, die nur auf Selbstbedienung setzten. "Das wird einen weiteren Schub geben in Richtung SB-Formate mit ausschließlich preisorientierten Angeboten", prognostizierte der Händler.