Snacks Zwischendurch mal etwas anderes

Gesunde Snacks sind gefragt. Markenartikler, Start-ups und Handelsmarken entdecken das Segment. Deutschland steht beim Snacken am Anfang einer rasanten Entwicklung.

Donnerstag, 23. Juni 2016 - Sortimente
Dieter Druck
Artikelbild Zwischendurch mal etwas anderes

Die strenge preußische Mahlzeitenordnung ist passé. Das bedingt Veränderungen der Konsumgewohnheiten. Eines dieser Phänomene ist das Snacken. Der Zwischendurchverzehr und damit der Ersatz traditioneller Mahlzeiten ist nicht nur ein Trend, sondern Lifestyle, der neue Angebote nach sich zieht.

In Deutschland, Großbritannien und Frankreich ist laut Marktforschungsunternehmen Mintel das Snacken, bezogen auf die europäische Ebene, besonders ausgeprägt. Die Palette reicht von Protein-Riegeln, über Edelnüsse, Ölsaaten bis hin zu Sushi, ultrafrischen Salaten und Popcorn. In immer mehr Produktgruppen tauchen Innovationen auf, die sich mit Beschreibungen wie Snack, portioniert, Small-bite oder Mini als schnelle Zwischendurchmahlzeit positionieren. In Deutschland tragen laut Mintel rund 18 Prozent der Produktneueinführungen, die klassische Snack-Kategorie nicht einbezogen, diese Merkmale (2014 bis November 2015); im Vereinigten Königreich sind es 14 Prozent und in Frankreich 13 Prozent. Gleichzeitig wächst vor allem in jüngeren Zielgruppen der Wunsch nach einem breiteren Angebot von kleinen, convenient verpackten „Happen“.

In den USA richten die Konsumenten ihr Augenmerk inzwischen auf gesunde Snacks mit Inhaltsstoffen wie Protein, Ballaststoffen und Getreide. Laut Mintel ist das rund ein Drittel der US-Konsumenten. Von den Eltern gibt rund ein Drittel ihren Kindern gesunde Snacks.

Die Merkmale neuer Snacks: gesunde, natürliche und einfache Zutaten, portioniert, für den Unterwegsverzehr, geschmackvoll, glutenfrei, frei von Zusatz- und Konservierungsstoffen, gentechnikfrei und eventuell bio. Mit „vegan“ ist dort heute ein weiteres Merkmal im Vormarsch.

Discounter denken weiter
Frei von Soja, laktosefrei usw. sind weitere Auslobungen, die beim Konsumenten auf fruchtbaren Boden fallen. Das könnte auf lange Sicht die Nachfrage nach sojabasierten vegetarischen oder veganen Produkten beeinflussen. Soja sei nicht mehr unbedingt positiv besetzt. Soja-Alternativen z. B. aus Vollkorn werden als nächster Entwicklungsschritt in den vegetarischen Sortimenten angekündigt. Auch die Discounter würden bereits in diese Richtung denken, könnten sich aber aktuell noch nicht vom Mainstream abkoppeln, sagt ein Produktentwickler.

Beispiele: Protein-Riegel, Paleo-Protein-Riegel, Chips auf der Basis von Hülsenfrüchten wie Linsen und Bohnen, Süßkartoffeln, Veggie-Chips aus Rote Beete, Pastinaken und Urkarotten oder Backwaren aus eiweißreichem Grillenmehl.

Der klassische Handel und die Discounter drängen mit Eigenmarken in diesen Wachstumsbereich. Penny und Lidl führen bereits explizit Sortimente zum Mitnehmen. Netto hat ein Kühlregal mit einem entsprechenden Take-away-Sortiment installiert. Die Angebote sind meist überschaubar. Bei Aldi wird darüber spekuliert, ob mit dem Upgrade der Filialen die so genannte Cool-Box in ausgesuchten Standorten Einzug halten wird. In Österreich ist sie bereits bei Hofer neben der Back-Box zu sehen.

Das situative, schnelle Essen ist nicht eine alleinige Spielwiese des Lebensmittel-Einzelhandels. Lieferdienste, klassische Imbissbuden, handwerkliche oder discountierende Bäckereien, Foodtrucks, Tankstellen oder Vending-Konzepte – alle wollen am wachsenden Konsum jenseits des häuslichen Esstisches teilhaben.

Wie snackt Europa?
  • Traditionelle Mahlzeiten fallen weg und Ernährungsmuster ändern sich.
    Das bedingt eine steigende Nachfrage nach Snackformanten.
  • In Deutschland wird vor allem das klassische Mittagessen durch
  • conveniente Mahlzeitenlösungen, Snacks und On-the-go-Verzehr ersetzt.
  • Europäische Konsumenten erwarten von Herstellerseite ein breiteres
  • Angebot gesunder Snackformate, Singleformate sind gefragt ebenso der
  • Kalt- und Heißverzehr.
  • vegan/vegetarisch ist ein bestimmender Trend.
  • Fernsehen ist in allen europäischen Ländern der häufigste Anlass zum
  • Snacken, aber auch die Arbeit am Computer verleitet dazu.
  • Große Hersteller kreieren für das „schnelle“ Frühstück vermehrt Snacks.

Gesundes Snacking wird von Konsumentenseite u. a. mit Gemüsechips in Verbindung gebracht. Kühne sieht sich als Wachstumstreiber in der vergleichsweise jungen Kategorie. Als Nr. 1 unter den Gemüsemarken (IRI; bezogen auf die Konservenmärkte Gemüse in Essig, Gurken und Rotkohl; MAT 2015; Juni) habe sich die Marke Enjoy in diesem Segment mit 43 Prozent Marktanteil als „unangefochtener“ Marktführer durchgesetzt, heißt es in Hamburg. Das aktuelle Marktvolumen (IRI; LEH ohne Aldi) liegt bei 4,3 Mio. Euro. Allein im letzten Quartal hat sich der Umsatz mehr als verdreifacht (+ 338 Prozent). Das ist reizvoll. Deshalb werden hier langsam aber sicher Handelsmarken auftauchen und den Wettbewerb weiter verschärfen. Als Platzierung empfiehlt Kühne das klassische Chips-Umfeld im Regal der salzigen Snacks. Die Herausforderung für den Handel besteht bei dieser stark wachsenden Kategorie darin, Bestandslücken zu vermeiden, weil häufig der entsprechende Regalplatz nich t zur Verfügung steht.

Weiterhin lohnt es sich für Handelspartner, über Zweitplatzierungen zusätzliche Impulse zu setzen, insbesondere zu den bekannten Snackhöhepunkten. Hier wirkt auch die kommunikativ unterstützte Marke, die insbesondere in jungen dynamischen Märkten ein wichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung sei, ist man bei Kühne überzeugt. Dazu komme das bislang bestehende Alleinstellungsmerkmal der Würzung.

Die „Enjoy Gemüsechips“ sind von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft und dem Vegetarierbund zertifiziert.

Impulskäufe anregen
Ein weiter Pionier in Deutschland ist die Biozentrale, die 2014 ihre ersten Gemüsechips launchte. Die Nachfrage habe die Planmengen bei Weitem übertroffen und man verzeichne bis heute ein kontinuierliches Wachstum. Gabriele Weiss-Brummer, Marketingleitung Bio-Zentrale: „Unsere Vorreiterrolle haben wir in diesem Jahr durch die Einführung zwei neuer Varianten gestärkt. Ich denke, das zeigt, von welcher Entwicklung wir ausgehen.“ Die Stärken seien die farbliche und geschmackliche Vielfalt ursprünglicher Gemüsearten aus ökologischer Landwirtschaft.

Vegan, gluten- und laktosefrei sind weitere Attribute der Chips von Biozentrale. Als zusätzliche Platzierungsorte biete sich daher neben dem konventionellen Chipsregal auch der Bio-Block an. Darüber hinaus können Zweitplatzierungen im Kassenumfeld bzw. in der Obst- & Gemüseabteilung Kaufimpulse auslösen. Eine Snack-Neuheit von Biozentrale ist der Chia-Riegel in drei Varianten.

Neuer Anbieter im Anmarsch
Das Berliner Start-up „Track“ will einen gesunden, flüssigen Sattmacher in Deutschland verbreiten und damit eine Alternative zu Schnitzel, Brötchen und Currywurst bieten. Er soll denjenigen, die ihren „workflow“ nicht unterbrechen wollen, ernährungsphysiologisch in der Spur halten. Der Liquid-Snack basiert u. a. auf Kürbis, Mandeln und Banane sowie dem afrikanischen Superfood Baobab. Abgefüllt wird der Mix in Österreich. Die neue Foodmarke steht für Clean-Label und Bio. Die zwei Firmengründer Jakob Repp und Jan-Frieder Damm arbeiten heute mit einem achtköpfigen Team.

Schnell gelesen
  • Gesunde Snacks sind mehr denn je gefragt. Bio, vegan / vegetarisch, gluten-, laktose- aber auch soja-und gentechnikfrei sind für Konsumenten wichtige Produktmerkmale
  • In immer mehr Warengruppen werden neue Produkte für das Snacken angeboten.
  • Trotz steigendem Ernährungsbewusstsein, darf der Genussfaktor nicht außer Acht gelassen werden.
  • Der Begriff Snacken wird weiter gefasst
  • Der Wunsch nach Frische und Natürlichkeit belebt das Segment der gekühlten Snacks / Mahlzeiten
  • Handelsmarken entdecken das expansive Segment der Gemüsechips für sich, was den Wettbewerb verschärft
  • Neue, auf die Entwicklung von „gesunden Snacks“ fokussierende Anbieter kommen in den Markt.

Verbraucher erwarten Mehrwert
Vegan, gluten-, laktose- und sojafrei sowie ohne Konservierungsstoffe kommt der neue Drink zeitgemäß daher. Für die 250-ml-Dose werden unverbindliche 2,90 Euro empfohlen. Nummer zwei ist bereits in Arbeit. Darin sollen säuerliche, frische und würzige Geschmacksrichtungen dazu kommen. Erste Tests in Berliner Start-ups laufen laut Damm erfolgreich. Vertrieblich ist man bislang nur online präsent, hat aber andere Kanäle bereits im Auge, insbesondere den Lebensmittel-Einzelhandel. „In drei Jahren sehen wir uns als etablierter Hersteller für gesunde Nahrungsmittel für Zwischendurch. Wir haben jede Menge Ideen“, unterstreicht Damm.

Und es gibt viel Luft nach oben. „Mit dem Wachstumssegment Snacking stehen wir derzeit in Deutschland trotz einer rasanten Entwicklung noch am Anfang“, analysiert Stefan Bielesch von der Uplegger Food Company. In diesem Fall schreibt er Großbritannien auf europäischer Ebene die Vorreiterrolle zu. Snacking-Produke müssten heute vielfältigen Verbraucheransprüchen genügen, wobei die beigelegte Gabel den kleinsten darstelle. Mehrwert verbinde der Verbraucher beispielsweise mit Attributen wie gluten-, laktose- und gentechnikfrei. Jüngstes Convenience-Konzept von Uplegger für den deutschen Markt ist Sabra Dip & Go, ein Hummus im Zweikammerbecher sowie Laugengebäck zum Dippen. Snackige Eigenschaften besitzt auch die neue Joghurtalternative auf Kokosbasis von The Coconut Collaborative, die laut Bielesch derzeit „eine Listung nach der anderen“ verzeichne.

Deutsche See bietet unter „City Farming“ ultrafrische Snacks. Seit 2009 gibt es die Marke in deutschen Supermärkten. Ein sehr dynamisches Sortiment mit hohem Innovations- und Frischegrad, wie man in Bremerhaven hervorhebt. Zum Sommer wird mit dem Farmsalat Quinoa Superfood unter der Marke gelauncht. Hinzukommen außerdem die Farm-Wraps-Varianten Chicken Teriyaki und Antipasti.

Wichtig ist die Wahrnehmung des Sortimentes durch den Kunden. Ultrafrische Snacks, das belegen eigene Analysen von Deutsche See, suchen bzw. erwarten Verbraucher vorrangig im Umfeld von Obst und Gemüse. Aber auch die Bedientheke kann einbezogen werden z. B. mit individuell bestückten Sushi-Boxen.

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