Länderreport Sachsen Made in Saxony

Dresdner Stollen, Pulsnitzer Pfefferkuchen, Dresdner Eierschecke: Das sind nur einige der kulinarischen Spezialitäten aus Sachsen. Doch der Freistaat kann auch Innovation. Ein Netzwerk aus Ernährungswirtschaft und Wissenschaft hilft dabei.

Dienstag, 26. März 2019 - Länderreports
Silvia Schulz
Artikelbild Made in Saxony
Bildquelle: Getty Images

Sachsen ist bekannt für süße Speisen und eine bunte Brauwirtschaft. Doch der Freistaat bietet noch viel mehr feine Lebensmittel. Und diese haben Fans in ganz Deutschland. 2018 erzielten die 370 sächsischen Nahrungs-, Futtermittel- und Getränkehersteller (ab 20 Beschäftigten) einen Umsatz von rund 6,2 Milliarden Euro (plus fünf Prozent zum Vorjahr). Mit einem Plus von mehr als fünf Prozent zum Vorjahr trug vor allem die Milchverarbeitung zur Umsatzsteigerung bei. Aber auch in der Getränkeherstellung (plus fünf Prozent), der Back- und Teigwarenherstellung (plus vier Prozent) und der Schlachtung/Fleischverarbeitung (plus fünf Prozent) gab es Umsatzzuwächse. Die Obst- und Gemüseverarbeitung verzeichnete einen Umsatzrückgang von drei Prozent.

Starke Milchverarbeitung
In der Milchverarbeitung wird mit Abstand der größte Teil (etwa 38 Prozent) des Umsatzes des sächsischen Ernährungsgewerbes erzielt. Auf den Plätzen folgen Back- und Teigwarenherstellung (13 Prozent), Schlachtung/Fleischverarbeitung (13 Prozent), Bierherstellung (neun Prozent) und Obst- und Gemüseverarbeitung (sieben Prozent). Mit einem Umsatzanteil von 8,9 Prozent (2017) und einem Beschäftigtenanteil von 7,4 Prozent gehört die Ernährungswirtschaft zu den bedeutendsten Gewerbezweigen des verarbeitenden Gewerbes in Sachsen.

Regionale Vertriebsstrategien
Eine Möglichkeit, sich Abnehmern zu präsentieren, bietet die Messe „Regionale“. Für Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt war es daher selbstverständlich, die Veranstaltung 2018 zu eröffnen. Dort wurden die Ergebnisse der Verbraucher-und Marktstudie „Wie regional is(s)t Sachsen?“ erstmals öffentlich präsentiert. Sie bestätigen, dass Regionalität im Trend liegt und beim Kauf von Lebensmitteln wichtig ist. „Die Studie zeigt, dass sich sächsische Verbraucher mehr regionale Lebensmittel wünschen“, sagte der Staatsminister. „Die Herausforderung ist daher, regionale Vertriebsstrategien zu entwickeln, die das Angebot erhöhen.“ Die „Regionale“ richtet sich an gastgewerbliche Unternehmen, Händler, Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft, Touristiker, Regionalmanagements und Akteure der Regionalvermarktung. Durch die Vernetzung der regionalen Akteure sollen Wertschöpfungsketten gebildet und die Chancen für die Region als Ganzes genutzt werden.
Die Zukunftsinitiative „Simul+“ startete 2016. Simul steht im Lateinischen für „zusammen“ und genau das ist der Ansatz der Initiative des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft. Die Initiative dient als Plattform für Innovationen auf den Gebieten Land- und Umwelttechnik, Ernährungswirtschaft sowie Forstwirtschaft, Geologie und Ländlicher Raum. Jährlich gibt es „Simul+“-Werkstätten sowie ein „Simul+“-Zukunftsforum. Für die Ernährungswirtschaft gab es 2018 die Werkstätten „Pflanzenproteine der Zukunft – Neues und neu Entdecktes“ sowie „Smarte Wege zum Konsumenten von morgen – Innovationen zielgenau entwickeln und vermarkten“. Neu hinzugekommen sind der Ideenwettbewerb und das „Simul+“-Innovation-Hub. Beim Ideenwettbewerb sind innovative Konzepte gefragt für die Gestaltung des Zusammenlebens und Lösungen für mehr Lebensqualität vor Ort. Es gingen insgesamt 334 Beiträge ein: 258 in der Kategorie Projekt, 76 in der Kategorie „Land.Kommune“.

Vom Labor in die Praxis
Im Dezember 2018 gab Umweltminister Thomas Schmidt den Startschuss für den „Simul+“-InnovationHub. Unter diesem Dach realisieren Wissenschaftseinrichtungen, Unternehmen und Verwaltung gemeinsam konkrete Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in den Bereichen ländlicher Raum, Umweltschutz, Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft. „Wir haben die Zukunftsinitiative ins Leben gerufen mit dem Ziel, Natur- und Umweltschutz zu stärken und Wertschöpfung durch Wissenstransfer zu realisieren“, sagte Schmidt. „Wissensgenerierung ist das eine – das andere ist, das gewonnene Know-how in die praktische Anwendung zu bringen. Genau das wollen wir mit dem Innovation-Hub erreichen.“ In diesem werden neue Produkte, Verfahren und Technologien in zunächst fünf Themenfeldern umgesetzt: Experimentierfeld 5G in Land- und Forstwirtschaft; Smart Farming und Forsttechnik; Umwelttechnologien und Nachhaltigkeit; Natur- und Klimaschutz sowie Digitale Dörfer und smarte ländliche Regionen.

Sächsischer Erfindergeist
Sachsen gehört heute mit einer vielfältigen, mittelständisch geprägten Wirtschaft, der exzellenten Forschungs- und Hochschullandschaft und mit einer dynamischen Gründungsinfrastruktur zu den innovativsten Regionen Europas. Dabei geht es nicht nur ums Neuerfinden. Es geht auch darum, bewährte Produkte besser zu machen. Ein Beispiel liefert das Start-up „The nu company“. Hier wird Schokolade neu gedacht. Sie schmeckt gut, ist aber auch gut für die Umwelt. Es gibt sie in den Sorten Macadamia Chai, Cashew Vanille, Haselnuss, Wilde Beere, Kokos Zimt und Espresso Crunch. Ein zweites Start-up aus dem Freistaat ist die Algenheld UG. Auch dieses Unternehmen brachte eine Schokolade auf den Markt. Dabei ging es dem Gründer ursprünglich gar nicht um Schokolade. Beim Algenheld dreht sich alles um Algen. Es gibt sie als Pulver, Pressling sowie als vegane Algenschokolade. Das dritte Beispiel der sächsischen Ernährungswirtschaft hat mit unserem täglichen Brot zu tun. Mit der Initiative „Bestes Mehl aus der Nachbarschaft“ unterstützt der sächsische Müllerbund Sachsen die regionalen Bauern, Müller und Bäcker. Ziel der Initiative: mehr regionale Qualität in den sächsischen Backstuben.