Tegut-Markt Fürth Urbanes Naturelle

Der neue Tegut-Markt in Fürth ist das „Rollout-Modell“ der Fuldaer in Richtung Süden. Ein Vollsortimenter für den wohnortnahen Einkauf, eingebettet in städtische Strukturen mit einer für den Kunden am PoS nachvollziehbaren Umwelt- und Sozialverantwortung.

Montag, 09. März 2020 - Ladenreportagen
Dieter Druck
Artikelbild Urbanes Naturelle
Signale: Für Kunden, denen auch Kaufargumente jenseits des Preises wichtig sind.
Bildquelle: Martin Hangen

Regionalität fängt beim Marktleiter an. Christopher Utzmann ist Filialgeschäftsleiter im neuen Tegut in Fürth. Der fränkische Zungenschlag wurde dem gebürtigen Bamberger schon in die Wiege gelegt. Das ist nun wirklich authentisch.

Der 1.450 Quadratmeter große Markt ist der zweite Tegut-Standort in Fürth, aber nicht vergleichbar mit dem ersten, weil sich Kundenstruktur, Einzugsbereich, Sortimente, Durchschnittsbon und auch das Umfeld unterscheiden. Utzmann, der bereits zuvor den rund 800 Meter Luftlinie entfernten Erstling geleitet hat, beschreibt den neuen Markt knapp als „modernen, urbanen Versorger“. Der Neubau in der Südstadt mit Tegut als Ankermieter beherbergt eine Kita direkt über dem Laden, Arztpraxen werden folgen. Dazu kommen Wohnungen und eine Tiefgarage für Kunden, die mit dem Auto unterwegs sind. Zusätzliche Frequenz kommt neuerdings vom Vorkassenbäcker „Goldjunge“, der seit Anfang März den Thekenverkauf und das Café betreibt.

Eine Konstellation, die alle Altersgruppen, insbesondere aber junge Familien, als Kunden binden soll. Obwohl man sich versucht mit Insektenburgern, innovativen Brotaufstrichen aus Algen oder einer breiten Vegan-/Vegetarisch-Blockplatzierung abzuheben, werden der Preiseinstieg (Eigenmarke „Jeden Tag“) und die Sortimentsbasis nicht aus den Augen verloren, darauf legt Utzmann Wert.

Eröffnet wurde der Markt Anfang Dezember 2019. Das Konzept wurde zusammen mit Wanzl Ladenbau umgesetzt. Der „energetische Komplex“ ist auf aktuellem Stand: LEDs überall, verglaste Kühlmöbel von Carrier und Wärmerückgewinnung. Die Energiequelle ist Ökostrom aus reiner Wasserkraft. In der Herrnstraße findet der Kunde 17.500 Artikel, darunter 3.300 Bio-Produkte und viele andere aus der Region. Dabei reicht es Tegut nicht, dass ein Produkt aus Hessen, Thüringen oder Bayern kommt, sondern auch die Hauptzutat soll von dort stammen.

Kein missionarisches Anliegen
Der Kundenlauf beginnt klassisch mit Obst & Gemüse und dem gekühlten Ready-to-eat-Angebot beziehungsweise Take-away. Bio-Produkte sind bei O&G im Block platziert. Bestechend ist die jeweilige Sortimentstiefe, beispielsweise bei Tomaten. Die vermeintlichen Plastik-Knoten-Beutel in der O&G-Abteilung basieren auf Rohrzucker und sind kompostierbar. Darüber wird der Kunde jeweils vor Ort informiert. Er kann zudem auf Mehrwegbeutel aus Bio-Baumwolle zurückgreifen. Aber Tegut ist nicht missionarisch unterwegs. So stehen etwa neben plastikfreien und kompostierbaren Kaffeekapseln auch solche mit Aluminiumhüllen im Regal.

Es folgt der „Frühstücksbereich“ mit der von der eigenen Herzberger Bäckerei bestückten Backstation als Herzstück. Dazu gesellen sich im direkten Umfeld Heißgetränke, Müsli und Cerealien sowie eine Kaffee-SB-Station mit WMF-Hardware. Dort gibt es für einen Euro Bio-Kaffee der Eigenmarke „..tegut vom Feinsten“. Wer den eigenen Becher zum Trinken mitbringt, zahlt nur 90 Cent.
 
Lose Ware – feste Kundenbindung
Quasi als Bindeglied folgt auf die Backstation eine der Besonderheiten des neuen Formates, die Einheit für den Verkauf loser Ware. Die gibt es derzeit in vier Tegut-Standorten. Sicherlich ist das ein Trend, der sich im städtischen Umfeld derzeit stark entwickelt und bei anderen Handelsunternehmen ebenso auf der To-do-Liste steht. Hier sehen sich die Fuldaer wie seinerzeit in Sachen Bio und Nachhaltigkeit in einer Vorreiterrolle. Das System und die Ware kommen von Ecoterra. Bis zu 140 Artikel können damit unverpackt angeboten werden. In Fürth sind es rund 50, gegliedert in die Sparten Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse, Superfoods und schokolierte Produkte.

Der Kunde kann eigene Behältnisse mitbringen, die leeren Dosen auswiegen, den Tara-Bon scannen, die Dose befüllen und erneut wiegen. Als besonders trendy tun sich derzeit zum Beispiel Hanfnudeln hervor.

Frischfisch bringt Alleinstellung
An den Bedientheken (Aichinger) für Käse (Bedienung und Prepack), Fleisch/Wurst inklusive Heißer Theke und Fisch kann ebenfalls die Ware in „Privatboxen“ verpackt werden. Dazu kommt in Anbindung mit der Käsetheke noch ein Angebot mit Antipasti sowie Quiche. Ein Alleinstellungsmerkmal im Stadtteil liefert die Fischtheke mit einem Angebot von Frisch- und Räucherfisch sowie Fischfeinkost, das zum Wochenende hin und zu den Festtagen ausgebaut wird. Hauptlieferant ist Deutsche See inklusive Beeck-Fischfeinkost. 

Im Übergang vom Trockensortiment zur Frische in Bedienung sind Kühlmöbel mit SB-Fleisch, einem umfassenden Sortiment von Ready-to-cook-Produkten, gegliedert in deutsche Klassiker, italienische Küche und Asia. Auch das passt zum urbanen Umfeld. Hervorzuheben beim SB-Fleisch ist die optimierte Verpackung für Hackfleischprodukte der Eigenmarken „tegut…Bio“ und „tegut… LandPrimus“ – 75 Prozent weniger Kunststoff im Vergleich zur bislang verwendeten Verkaufspackung. Das neue Konzept basiert auf einem Karton, der mit einer dünnen Plastikauflage beschichtet ist. Beides lässt sich leicht von einander trennen und recyceln. Auch das ein Detail, das die Nachhaltigkeits-Positionierung von Tegut stärkt.

Fakten im Fokus

1.450 qm Verkaufsfläche
22 Mitarbeiter
17.500 gelistete Artikel, davon 3.800 Bio-Artikel
4.000 Kunden pro Woche in der Anlaufphase
14,50 Euro Durchschnittsbon, aufgelaufen bis KW7
von montags bis samstags: 7 - 20 Uhr


Schnell gelesen
Tegut...Gute Lebensmittel, Herrnstrasse 26, 90763 Fürth

  • 1.450 Quadratmeter Verkaufsfläche abgestimmt auf den wohnungsnahen Einkauf im städtischen Bereich.
  • Rollout-Format für Teguts Vorstoß nach Bayern und Baden-Württemberg.
  • Backstation mit Bio-Backwaren von Herzberger.
  • Verkauf loser Ware aus einem individuell bestückbaren Modul.
  • Frühzeitiges Aufgreifen von Trends, wie zum Beispiel vegane Brotaufstriche.
  • Viele Marken und kleine Hersteller, die weitgehend exklusiv sind.
  • Eigenständige Platzierung von vegan/vegetarisch. Kein Alibi-Sortiment.

 

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Empfangsbereich: Der Kunde trifft auf das Kompetenz-Sortiment O&G im Verbund mit der To-go-Option.
Bild öffnen Signale: Für Kunden, denen auch Kaufargumente jenseits des Preises wichtig sind.
Bild öffnen Klare Position: Frisch gebackene Bio-Backwaren und Snacks der hauseigenen Herzberger Bäckerei in Naturland- und Demeter-Qualität.
Bild öffnen Eine Säule: Fleisch- und Wurstwaren sind bei Tegut meist mit besondere Aspekten wie Ursprung, berdurchschnittlichen Bio-Standards oder Tierwohl verknüpft.
Bild öffnen Trotz veganen Hypes: Fleisch bleibt ein Profilierungssortiment bei Tegut.
Bild öffnen Alles andere als trocken: Über Produkte und Marken, die nicht jeder führt, schafft man Unterschiede.
Bild öffnen Freier Zugriff: Auch die stumme Verkostung überzeugt, weil Geschmackseindrücke in diesem Fall individuell und eindeutig sind.
Bild öffnen Finaler Eindruck: Mit beleuchteten Deckenelementen wird der Check-out als eigenständige Einheit dargestellt. Danach geht es zum Vorkassenbäcker.
Bild öffnen PoS-Info: Preis und andere Argumente liefern viele Hinweistafeln, ohne dass der Kunde von den Infos erschlagen wird.
Bild öffnen Hotspot: Selbstgebrühter Bio-Kaffee im Markt und nicht am Eingang.
Bild öffnen Waschechter Franke: Christopher Utzmann.
Bild öffnen Unverpackt: Lose Ware ist ein Trend, insbesondere im städtischen Umfeld.
Bild öffnen Unverpackt: Tegut sieht sich hier in einer Vorreiterrolle im Kreis der Vollsortimenter.
Bild öffnen Strukturiert: Freiraum für Aktionsplatzierungen, auch Platz für Markenanbieter.