Getränke 2018 wird die Milliarde geknackt

Preiserhöhungen und Zukäufe im europäischen Ausland lassen den Umsatz von Eckes-Granini in die Höhe schnellen. Doch beim Absatz wird es immer schwieriger, große Sprünge zu machen.

Dienstag, 05. Juni 2018 - Getränke
Tobias Dünnebacke
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Bildquelle: Eckes-Granini

Mit einem Nettoumsatz von 974 Millionen Euro (+ 9 Prozent) 2017 kann die Eckes-Granini Group dem Credo „Wert vor Volumen“ deutlich Leben einhauchen. 2018 soll laut Thomas Hinderer, Vorstandsvorsitzender, das Jahr werden, in dem der deutsche Marktführer die Eine-Milliarde- Euro-Grenze knacken wird. Und das trotz hoher Rohwarenpreise und einem preisaggressiven Wettbewerb. Der Marktentwicklung folgend, konnte der Absatz weniger stark auf 858 Millionen Liter (+2,1 Prozent) gesteigert werden. Der Gewinn vor Steuern (Ebit) bewegte sich mit 87 Millionen Euro fast auf Vorjahresniveau. Das ungleiche Wachstum bei Umsatz und Absatz erklärt Hinderer mit Preisanpassungen, die man in nahezu allen europäischen Ländern umgesetzt habe. Teil des Wachstums sei auch der Kauf der dänischen Tochter Rynkeby (konsolidiert seit Juli 2016) von Arla Foods. „Es ist uns erneut gelungen, ein großes Unternehmen prozessual, strategisch und vor allem auch kulturell in unsere Unternehmensgruppe zu integrieren“, sagt Hinderer.

Als Grund für das relativ moderate Ebit-Wachstum nennt Hinderer hohe Kosten, insbesondere durch Investitionen (insgesamt in den vergangenen Jahren nahezu 100 Millionen Euro an verschiedenen Standorten), Abschreibungen und hohe Rohstoffkosten, beispielsweise beim Apfel. Auf Produktseite sollen dieses Jahr zahlreiche Neuheiten Impulse setzen. Dazu zählt die Erweiterung der Hohes-C-Plus-Range, eine neue 1,5-Liter-Packung beim Klassiker Hohes C sowie die neue internationale Premium-Linie „Selection“ von Granini. Das Impuls-Segment wird durch neue Verpackungskonzepte bei Kleinpackungen unterstützt. Auch im Gastronomiebereich baut das Unternehmen sein Sortiment stetig aus, ganz aktuell mit der neuen Granini-Cocktailrange als Pre-Mixes. Erfolg verspricht sich der Eckes-Gra- nini-Chef auch vom Chilled-Segment, das insbesondere in Skandinavien an Bedeutung gewinnt. In Deutschland sei man mit dem Erwerb von 35 Prozent der Anteile von True Fruits ebenfalls gut in diesem Wachstumsmarkt aufgestellt. Auch stark naturbelassene Produkte wie die God-Morgon-Eko-Range und „Joker Le Bio“ stehen im Fokus.

Insgesamt bezeichnet Hinderer das Marktumfeld als schwierig. Der europäische Gesamtmarkt sei mit 5,1 Milliarden Litern und 6,8 Milliarden Euro bei Absatz leicht rückläufig und im Wert leicht steigend. Neben Kostendruck auf der Rohstoffseite spielten hier die preisaggressiven Eigenmarken eine große Rolle. Beim Markenumfeld beklagt der Eckes- Granini-Chef, dass außer seinem Un-ternehmen und Innocent keiner ernst zu nehmende Beträge in Werbekampagnen investiert, um so die Kategorie der Fruchtsäfte zu unterstützen. Um dieser Verantwortung auch auf der Fläche gerecht zu werden, plant das Unternehmen zusammen mit Händlern in ganz Europa, die Kategorie Fruchtsaft mit einer neuen Regal-Präsentation aufzuwerten (siehe Interview auf dieser Seite).

Insgesamt lässt Hinderer durchblicken, dass das Unternehmen nach der Integration des dänischen Herstellers Rynkeby durchaus Interesse an weiterer Expansion hat. Allerdings wolle man sich dabei auf Europa beschränken. „Wir sind ein Familienunternehmen und nicht Unilever“, sagt Hinderer. Für das laufende Geschäftsjahr rechne man durch abgeschlossene Investitionen in Dänemark und Frankreich mit einem besseren Vorsteuerergebnis als 2017. Zu der aktuellen Forderung einer Zuckersteuer sagt der Geschäftsführer, dass man dies ablehne und auch sehr offen kommuniziere. „Die Erfahrung in anderen Ländern hat gezeigt: Steuern führen zu einer Verteuerung der Kategorie, aber nicht zu weniger dicken Kindern.“ Viel wichtiger sei Aufklärung zum Thema Ernährung.

Interview mit Thomas Hinderer - „Es investiert ja sonst keiner“

Thomas Hinderer, Vorstandsvorsitzner Eckes-Granini, über die Unordnung im deutschen Saftregal und die Beteiligung an True Fruits.

Sie wollen mit einem neuen Regal mehr Ordnung in die Saftkategorie bringen. Was ist die Idee?
Thomas Hinderer: Wenn ich mir den Markt anschaue, sind viele Regale völlig überfrachtet. Das gilt europaweit. Da stehen Produkte, die keine Daseinsberechtigung haben, weder was die Frequenz noch die Spanne angeht. Wir wollen Partner des Handels sein und Transparenz ternehmen und Innocent keiner ernst zu nehmende Beträge in Werbekampagnen investiert, um so die Kategorie der Fruchtsäfte zu unterstützen. Um dieser Verantwortung auch auf der Fläche gerecht zu werden, plant das Unternehmen zusammen mit Händlern in ganz Europa, die Kategorie Fruchtsaft mit einer neuen Regal-Präsentation aufzuwerten (siehe Interview auf dieser Seite). schaffen. Im Mittelpunkt steht dabei der Konsument: Nach welchem Muster kauft er ein?

Welchen Mehrwert bietet das Regal konkret?
Wir wollen dem Konsumenten bei der Vorselektion helfen. Interessiert er sich für biologische, funktionale oder besonders natürliche oder Premium-Produkte? Das zu ordnen und nicht dem Zufall oder dem Außendienst zu überlassen, ist unsere Aufgabe. Letztlich übertragen wir dabei die sehr erfolgreiche Discounterpolitik, denn die überfrachten den Konsumenten auch nicht.

Sie haben jetzt in Skandinavien begonnen. Wie reagieren die deutschen Händler?
Mit unserer internationalen Erfahrung finden wir ein offenes Ohr, denn der Handel hat ja das gleiche Thema wie wir: Wir suchen immer nach Wachstumsmöglichkeiten. Wir sind in Kontakt mit dem einen oder anderen Handelspartner in Deutschland. Es gibt aber noch keine spruchreifen Ergebnisse. Insgesamt ist man froh, dass es jemanden in der Industrie gibt, der die Verantwortung übernimmt. Es ist jasonst keiner da, der nachhaltig investiert. Es handelt sich um ein längerfristiges Investitionsprogramm, das nicht billig ist.

Kommen wir zu Ihrer jüngsten Beteiligung. Was hat Sie an True Fruits gereizt?
True Fruits ist in Deutschland eines der erfolgreichsten Startups der vergangenen 12 Jahre. Moderne Start-ups werden geprägt von den Personen, die sie führen. Sie haben nicht die traditionellen Systeme, Organisationsprinzipien und Kulturen wie in großen Unternehmen. Sie sind viel schneller und agiler, viel mehr unternehmerisch. Und das wollen wir auch so behalten und natürlich das eine oder andere voneinander lernen.