Fruit Logistica Knackige Vielfalt

Auch in diesem Februar verwandelten sich die Berliner Messehallen zum Hotspot der Frischfruchtbranche. Neben Innovationen und Trends war natürlich der Brexit großes Thema. Ein Fazit.

Dienstag, 05. März 2019 - Sortimente
Myrjam Dobesch
Artikelbild Knackige Vielfalt
Bildquelle: Myrjam Dobesch

Mit Ausstellern aus 90 Ländern war die Fruit Logistica 2019 so international wie nie. Die Fachmesse hat auch in diesem Jahr einen umfassenden Überblick vom Erzeuger bis zum Einzelhandel gegeben. An den drei Messetagen wurden aktuelle und zukünftige Herausforderungen des internationalen Fruchthandels thematisiert. Digitalisierung, Klimawandel und Brexit haben Auswirkungen auf alle Bereiche entlang der Wertschöpfungskette. Parallel wächst die Nachfrage der Verbraucher nach einem qualitativ hochwertigen Frischeangebot, und der Einzelhändler ist gezwungen, sich in Bezug auf Rückverfolgbarkeit und Umweltbewusstsein stärker zu engagieren.

3.200 Aussteller aus 90 Ländern gaben eine Marktübersicht der Frischfruchtbranche.

Frische Trends
Mit 400 bis 600 verschiedenen Obst- und Gemüsesorten bieten moderne Supermärkte heutzutage eine nie zuvor dagewesene Vielfalt. Zu den Trendsettern zählen weltweit Blaubeeren und Avocados. Die Beliebtheit von Beeren generell spiegelte die Messe wieder. Auch Mangos zeigen laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) ein ungebremstes Wachstum. Ebenfalls rot und rund, aber keine Beere: eine Kiwi mit roter Färbung. Ursprünglich aus China stammend, wurde diese unter anderem von der Firma Jingold aus Italien vorgestellt. Die rote Frucht kam gut an und wurde mit Gold beim Fruit Logistica „Innovation Award“ ausgezeichnet. Pilze waren zum ersten Mal mit eigener Kategorie auf der Berliner Messe vertreten. Das weist hin auf die wachsende Bedeutung im Handel, auch von Sorten über Champignon und Steinpilz hinaus. Bei den Top 10 der Einkaufsmengen von Frischobst in Deutschland (Kilogramm/Haushalt) hat die Banane 2018 den Apfel vom Spitzenplatz verdrängt, so die AMI. Die Beliebtheit der gelben Frucht ist nicht neu. Relativ jung ist jedoch der starke Fokus auf Fair-Trade. Der Nachhaltigkeitsgedanke war insgesamt ein großes Thema auf der Fruit Logistica. Schwerpunkte lagen zum einen auf „bienenfreundlich“ und „pestizidfrei“, und zum anderen spielte die Verpackung eine große Rolle. Bei dieser geht ein Trend hin zum Einsatz recycelter Kunststoffe, aus Flaschen beispielsweise. Insgesamt soll die Verpackung möglichst biologisch abbaubar sein. Auch am Schutz der Produkte wurde gearbeitet und auf verbesserte Stoßfestigkeit durch entsprechende Kartonage abgezielt. Weiterhin im Trend ist der Bereich Convenience. Der Verbraucher möchte es gesund, hat aber gleichzeitig wenig Zeit. Neben fertig verzehrbaren Suppen und Smoothies spielen Fresh-Cut-Salate eine Rolle. „Superfruits“ sind ebenfalls nach wie vor beliebt. Als Lebensmittel für Europa neu zugelassen ist die Haskap-Beere. Sie sieht aus wie eine rechteckige Heidelbeere, und das Interesse gilt ihren Superfood-Aspekten, wie etwa dem Gehalt an Antioxidantien.

78.000 Fachbesucher aus 135 Ländern informierten sich vom 6. bis 8. Februar bei der Fruit Logistica.

Zentrales Thema: der Brexit
Bereits bei der „Media-Preview“ war der Brexit Diskussionsthema. „Die Frucht- und Obstbranche konnte sich immer anpassen. In diesem Geschäft ist man Herausforderungen gewohnt. Der Brexit ist für uns kein Kampf auf Leben und Tod, sondern eine Unannehmlichkeit, wie ein Schlagloch in einer Straße: Man merkt es – und macht weiter wie bisher“, so Chris White, Geschäftsführer des deutsch-britischen Unternehmens Fruitnet Media International. Großbritannien ist für viele EU-Länder ein wichtiger Markt. 84 Prozent des Obstes, das UK verzehrt, wird importiert sowie fast die Hälfte des Gemüses. Laut „European Statistics Handbook 2019“ der Fruit Logistica landet das Vereinigte Königreich auf Platz zwei der größten EU-Importeure in diesem Bereich. Die eigene britische Produktion liegt bei weniger als 2,5 Millionen Tonnen. Wie auch immer der Brexit ausgeht: Er wird große Auswirkungen auf die innereuropäische Frischelogistik, die Kühlhausindustrie und die europäischen Häfen haben.