Ausbilder des Jahres 2012 Den Nachwuchs fördern, fordern, formen

Ausbildung – das Parade-Beispiel für Nachhaltigkeit. Gesunder Menschenverstand ersetzt die Marketing-Floskeln.

Donnerstag, 20. September 2012 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Den Nachwuchs fördern, fordern, formen
Bildquelle: Fotolia; Illustration: Belz

Was Ausbildung mit Nachhaltigkeit zu tun hat? Ganz einfach: Wer gut ausbildet, sichert seine eigene Zukunft und die seiner Auszubildenden. Allerdings wird er oder sie dabei nicht unbedingt an den häufig strapazierten Begriff der „Nachhaltigkeit“ denken, geschweige denn an den englischen Zungenbrecher „Sustainability“, auf den in höheren Kreisen zurückgegriffen wird.

Für den rührigen Kaufmann, die verantwortungsbewusste Marktleiterin braucht man keine Definitionen aus dem Marketing-Lehrbuch, um zu belegen, wie wichtig eine fundierte Ausbildung ist. Mit etwas gesundem Menschenverstand allein bringt man die oft zitierten Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales auch ohne das theoretische „Drei-Säulen-Modell“ zusammen.

Es geht bekanntlich darumKeinen Raubbau mit der Natur zu betreiben. Das heißt im Markt: Die Mitarbeiter, darunter auch die Azubis, kann man zwar fordern. Aber nur so, dass sie auch am Tag darauf noch geradeaus schauen können und sich nicht übermorgen krank melden. Außerdem achtet jeder kluge Rechner darauf, keine Ressourcen zu verschwenden, schließlich sind Strom, Gas und Wasser teuer genug.

Ökonomisch nachhaltig arbeiten bedeutet unter anderem, mit Augenmaß einzustellen: Lehrlinge fördern und fordern, zu Führungskräften formen, damit in ein paar Jahren die Schlüsselstellen im Markt aus den eigenen Reihen besetzt werden können. Wer hingegen den Nachwuchs als billige Arbeitskraft sieht, muss sich nicht wundern, wenn dieser nach bestandener Prüfung zur Konkurrenz abwandert.

Soziale Nachhaltigkeit beugt Spannungen und Konflikten in der Gesellschaft vor. Hier übernimmt der Lebensmittelhandel eine Vorbild-Funktion: Denn viele Einzelhändler geben jungen Menschen eine Chance, die in der Schule keine Höchstleistungen erbracht haben oder aufgrund von Einschränkungen (Lernschwäche, zerrüttetes Elternhaus etc.) den Anforderungen der Arbeitswelt nicht genügen. Es ist erfreulich, wie oft die Eingliederung gelingt – Ausbilder sind oft die besseren Sozialarbeiter.


Nicht vergessen darf man, wie viel Energie manche Ausbilder in karitative Projekte stecken. Damit schaffen sie bei ihren Azubis automatisch das Bewusstsein für soziale Kompetenz – mit dem Erfolg, dass unzählige Kuchen gebacken, Würstchen gegrillt und viele weitere Ideen umgesetzt werden – immer für den guten Zweck.

Schon zum neunten Mal hat die Lebensmittel Praxis gemeinsam mit einer hochkarätig besetzten Jury von Handelspraktikern den Wettbewerb um die besten Köpfe in Sachen Ausbildung organisiert. Gemeinsam dürfen wir uns also auch über unser nachhaltiges Projekt freuen. Dabei sei angemerkt, dass auch die unterstützenden Sponsoren Coca-Cola, Mestemacher und Tomra Systems (fast) von Anfang an durchgehend mit von der Partie waren.

Die Rekrutierung junger Menschen ist in diesen neun Jahren zu einem Schlüsselfaktor geworden: Es stehen aufgrund der demographischen Entwicklung weniger potenzielle Kandidaten zur Verfügung. Und viele der hellen Köpfe beschäftigen sich lieber mit Internet und Apps als echten Kunden, Käse und Kartoffeln.

Gutes Personal bildet schon immer das Rückgrat eines Marktes, die Ausbildung geeigneter Azubis wird jetzt zum limitierenden Faktor des Geschäftserfolgs.

Viele Händler wissen das und investieren verstärkt in den Nachwuchs. Es ist schon toll, was sie sich dabei alles einfallen lassen! Das zeigen die Einsendungen zum Ausbilder des Jahres 2012: Vom Speed-Dating über ein eigenes iPhone bis zum Ausflug in den Kletterpark, um einige der witzigen Ideen zu nennen. Oder ernsthafte: Bewerbertraining für Schüler oder intensive Prüfungsvorbereitungen sowie Rollenspiele. Auffällig in den diesjährigen Bewerbungsunterlagen: Kinder im Kindergarten- und Schulalter rücken immer stärker ins Bewusstsein des Handels. Gemeinsam mit den aktuellen Azubis werden sie gezielt angesprochen und angeleitet – damit wird nicht nur Wissen vermittelt (wie schnitze ich einen Kürbis?), sondern auch der Grundstein für die kommende Generation gelegt – eben nachhaltig.