Shape 2012 Träger Tanker

Das Restrukturierungsprogramm Shape 2012 soll die Keimzelle des Konzerns profitabler machen. Aber es dauert, bis alle Maßnahmen wirklich greifen.

Mittwoch, 08. September 2010 - Management
Lebensmittel Praxis

Mit Shape 2012 hatte die Metro-Group Anfang des vergangenen Jahres ein umfangreiches Effizienz- und Wertsteigerungsprogramm aufgelegt. „Besonders die deutschen Geschäftseinheiten werden in die schwarzen Zahlen zurückkehren“, so Volker Bosse, Analyst und Handelsexperte der UniCredit Research, „trotz des extrem schwierigen Wettbewerbsumfeldes.“ Das Programm hebt darauf ab, die Strukturen und Prozesse des Konzerns zu vereinfachen, die Kosten zu reduzieren und so die Profitabilität zu steigern. Für den gesamten Konzern sieht Metro-Chef Dr. Eckhard Cordes ein Potenzial von 1,5 Mrd. Euro bis zum Jahr 2012 (800 Mio. Euro durch Kosteneinsparungen, 700 Mio. Euro durch Produktivitätsgewinne).

Metro C&C ist Weltmarkt-Führer und betreibt mehr als 668 Märkte in 30 Ländern in Europa, Asien und Nordafrika. Die Vertriebslinie steht für 50 Prozent des Gruppenumsatzes und mehr als 60 Prozent des EBIT. Eine Erfolgsgeschichte, und dennoch prognostiziert Analyst Bosse: „C&C Deutschland trägt 25 Prozent des Segmentumsatzes bei und weist für 2009 wahrscheinlich keinen operativen Gewinn aus.“ Antworten geben muss das Unternehmen auf veränderte Konsumgewohnheiten und -bedürfnisse. Ansatzpunkte gibt es: Die Läden, die Preise und neue Services. Dann hoffen die Düsseldorfer, mit der Keimzelle des Konzerns wieder ordentlich Fahrt aufnehmen zu können. Bosse sieht durchaus Chancen, auch wenn er in seinem Metro Company Report betont, dass das Wachstumspotenzial hier zu Lande eher begrenzt ist: „Auf Basis der Restrukturierungsziele von Shape kann das C&C-Segment im Jahr 2012 auf eine Umsatz-Rendite von 2,3 Prozent kommen, auch wenn das immer noch unter dem Wert von 2007 liegt.“ Bosse rechnet damit, dass das EBIT 2012 mit schätzungsweise 120 Mio. Euro etwa 30 Mio. Euro unter den Vorgaben des Konzerns bleiben dürfte. „Wir sehen flächenbereinigt kaum Wachstumsimpulse, sondern eher einen leichten Rückgang um 11 Mio. Euro. Wird das Potenzial von 200 Mio. Euro durch Shape gehoben ergibt sich ein Plus beim EBIT in Höhe von 189 Mio. Euro. Gut 15 Prozent davon werden wahrscheinlich wieder in die Preise gesteckt und durch gestiegene Kosten aufgefressen.“ Somit kommt der Analyst für 2012 auf ein EBIT von 120 Mio. Euro.
Die deutschen Abholmärkte mit dem gelben Schriftzug auf blauen Grund sind mit Abstand Marktführer, dennoch gelingt es der Vertriebsschiene nicht mehr, nennenswerte Profite zu erwirtschaften. „Auf Sicht“, so Bosse, „konnte sich der Konzern nicht länger anschauen, wie sich Jahr um Jahr die negative Entwicklung fortsetzte.“ Die Konsequenz: „Shape 2012“ mit dem bekannten Maßnahmen-Katalog. „Es dauert allerdings eine ganze Weile, einen Tanker zu drehen“, meint der Analyst. Im Grunde sind es zwei Hauptprobleme: „C&C Deutschland betreibt 161 Märkte. Das bedeutet, das Unternehmen benötigt Zeit, bis wirklich alle Läden auf das neue Konzept umgestellt sind.“ Gleichzeitig drücken die ausgelisteten Artikel unmittelbar den Umsatz, wogegen sich die Kunden erst nach einer Weile an das neue Sortiment gewöhnen und entsprechend einkaufen dürften. „Die Kostenprogramme dürften schon Ende 2009 realisiert worden sein“, urteilt Bosse.

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„Bis die umsatzwirksamen Maßnahmen greifen, dauert es noch länger. Das wird unserer Meinung nach erst Ende 2012 passieren.“ Volker Bosse,  UniCredit Research