Nachgefragt SEH Investition in die Zukunft

Was kann ein Selbstständiger für die Ressourcenschonung tun? Auf diese Frage hat Edekaner Cord Kappe mehr als eine Antwort gefunden.

Donnerstag, 06. Oktober 2011 - Management
Sonja Plachetta und Bettina Röttig
Artikelbild Investition in die Zukunft
Bildquelle: Kappe

Was die Zukunft bringt, weiß niemand, doch Cord Kappe ist überzeugt: „Die Strom- und Energiepreise werden weiter steigen.“ Wenn das geschieht, will sich der Edeka-Kaufmann einen Standortvorteil erarbeitet haben. Deshalb hat er beim Bau seines vor zwei Jahren neu eröffneten, 1.750 qm großen Markts im niedersächsischen Wunstorf viel Geld in eine umweltfreundliche Ausstattung investiert.

Von allen Anschaffungen zur Ressourcenschonung rechnet sich Kappe zufolge das Blockheizkraftwerk, das unter anderem für Wärmeerzeugung genutzt wird, am schnellsten: innerhalb von drei Jahren. Für die Warmwassererzeugung und die Heizung gibt es im Edeka Neukauf Kappe zudem eine an die Kälteanlage gekoppelte Wärmerückgewinnungsanlage. Zusätzlich zur Standardausstattung hat der Kaufmann eine intelligente Kältesteuerung installiert, deren Schaltschrank allein 90.000 Euro Aufpreis gekostet hat. Knapp sechs Jahre braucht es, bis sich diese Investition amortisiert hat. Von etwa dem gleichen Zeitraum geht der Edekaner bei seinem Elektroauto aus, das seiner Aussage nach auf 100 km etwa 2 Euro Strom braucht. „Im Sommer hat es eine Reichweite von 40 bis 50 km, im Winter von 20 bis 30 km. Da wir aber nur um unseren Schornstein herum ausliefern, kommen wir damit zurecht“, sagt der Händler.

Beim Bau hat er außerdem auf eine überdurchschnittliche Isolierung geachtet. „Wir brauchen keine Klimaanlage mehr und müssen nicht mehr so viel heizen“, zählt der Händler die Vorteile auf. Die Heizung ist sowieso nur noch an etwa zehn extrem kalten Tagen im Jahr im Einsatz. „Sonst heizen wir über Abfallwärme oder über unser Blockheizkraftwerk.“

Ein Stück weit unabhängiger von den Strom- und Energiepreisen wird Kappe ebenfalls durch die 1.200 qm große 89-Kilowatt-Peak-Solaranlage auf dem Dach. „Durch die Solaranlage und das Blockheizkraftwerk erzeugen wir gut 40 Prozent unseres Stroms selbst“, erklärt der Kaufmann. Es werde allerdings etwa 13 Jahre dauern, bis sich die Investition in die Solaranlage (275.000 Euro) rechne, schätzt er.

Doch damit noch immer nicht genug. Alle TK-Truhen sowie ein Großteil der Mopro-Regale hat Kappe verglasen lassen. Zudem testet er erste LED-Lampen. Der Kaufmann ist überzeugt, dass er dank der umweltfreundlichen Technologien gut gerüstet ist für die Zukunft. Der Naturschutzbund Deutschland sieht das genauso. Er zeichnete Kappe im vergangenen Dezember mit dem Nabu-Umweltpreis „Grüner Einkaufskorb“ aus. Die Jury lobte auch den hohen Bio-Anteil im Sortiment (ca. 10 Prozent der insgesamt 24.000 Artikel) sowie die vielen regionalen Produkte (ca. 1.000). „Allein mit Bio-Produkten machen wir 7,5 Prozent unseres Umsatzes. Das ist überdurchschnittlich viel“, sagt Kappe, der auch privat Wert auf Umweltfreundlichkeit legt. In sein vor Kurzem gekauftes Haus baut er gerade eine Solarthermie-Anlage ein.

Auch andere selbstständige Händler beschäftigen sich intensiv mit den Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Die LP hat einige Händler gefragt:

 

{tab=K. S. Preuß}

Karl Stefan Preuß / WEZ

1. Investitionen im Bereich Kühltechnik rechnen sich relativ schnell. Hierzu zählen sowohl Investitionen in die Vermeidung von Energieverlusten wie beispielsweise Kühlmöbelverglasung als auch Investitionen in die Kälte- und Wärmegewinnungstechnik. Das neue WEZ-Konzept, auf das bis 2013 alle Filialen umgestellt sein werden, berücksichtigt genau diese Maßnahmen. Darüber hinaus werden bis Ende 2011 alle Filialen nach DIN ISO 9001 zertifiziert sein. Hiervon erwarten wir langfristig Effizienz- und Verlässlichkeitssteigerungen.

2. Wir setzen vor allem auf Sortimentsebene Zeichen. Hier liegt unser Fokus auf Regionalität bzw. Lokalität. Bis zum Jahr 2015 werden wir den Anteil regionaler Produkte in unserem Sortiment von aktuell immerhin schon 10 auf 25 Prozent erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind natürlich viele Einzelmaßnahmen erforderlich, beispielsweise die gemeinsame Produktentwicklung mit Lieferanten. Unter Lokalität verstehen wir dabei eine Distanz von maximal 10 km rund um den jeweiligen Markt, unter Regionalität beziehen wir Anbieter ein, die 50 km rund um den Firmensitz produzieren. Hierbei geht es uns nicht nur um Einsparungen von CO2-Emissionen durch kurze Lieferwege, sondern vor allem um Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzsicherung in unserer Region.

3. Nachhaltigkeit ist die Wirkung einer Geisteshaltung. Es sind die täglichen Entscheidungen und das tägliche Verhalten ohne große Wirkung per se, die kumuliert und langfristig nachhaltig dabei helfen, unsere Lebensgrundlage zu erhalten. In diesem Sinne versuche ich persönlich möglichst konsequent zu leben und meinen Kindern sowie Anderen ein Vorbild zu sein.

{tab=S. Komp}

Sven Komp / Edeka Frischecenter Komp

1. + 2. Wir sind der erste Supermarkt der Edeka Rhein Ruhr, der gemäß der DEKRA Din:ISO 2008 zertifiziert ist. Zur Energieeinsparung beispielsweise haben wir zahlreiche Maßnahmen in unseren Märkten umgesetzt, die sich in jedem Fall bezahlt machen. Auf zwei unserer drei Märkte sind Solaranlagen installiert, der Strom wird eingespeist. In Lackhausen haben wir zudem in einen Wärmerücktauscher investiert. Hiermit haben wir bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch die Kühlregale sind mittlerweile verglast. Abgesehen von der Energieeffizienzsteigerung ist die Temperatur im Laden insgesamt angenehmer. In Mehrhoog sparen wir durch die Glaskuppel im Dach und die ausgesteuerte Beleuchtung deutlich Stromkosten.

3. Ich bin seit einigen Jahren gemeinsam mit zwei Partnern in Wesel Investor der größten Aufdach-Solaranlage in der Region.

{tab=G. Fritsch}

Günter Fritsch / Eins-A Lebensmittelhandels GmbH

Zum Thema Nachhaltigkeit begleiten wir die Aktionen der REWE, wie z. B. momentan die Kampagne „Hallo Erde!“ Der Start dieser Aktion in der KW 36 wurde unter dem Motto geführt „Seilspringen für ein Herz für Kinder“. Hierzu haben in unserem Markt rund 55 Personen teilgenommen, die jeweils für eine Minute seilgesprungen sind. Des Weiteren versuchen wir stets, unsere jungen und auch älteren Mitarbeiter so zu motivieren, dass Sie sich so lange wie möglich mit unserem Unternehmen identifizieren. Das Wichtigste in unserem Unternehmen sind die Mitarbeiter.

{tab=J. Müller}

Jörg Müller / Rewe Jörg Müller

1. + 2. Ich gehe davon aus, dass sich Investitionen in moderne, umweltfreundliche und effizientere Systeme bei den weiterhin steigenden Energiekosten am schnellsten amortisieren werden. Hierzu zähle ich verglaste Mopro-Theken und Solartechnik ebenso wie miteinander abgestimmte kommunizierende Haus- und Markttechnik (ECO Link, BUS). Steigende Rohstoffpreise in der Zukunft werden auch die frühzeitige Trennung von Wertstoffen honorieren. Wenn man von Investitionen in Menschen sprechen darf, dann sind diese Investitionen eher langfristig zu bewerten, aber umso wichtiger, denn auch in Zukunft wird der Erfolg eines Unternehmens von den Menschen geprägt werden. Hier gilt es, dass wir unseren Mitarbeitern ein sicherer und attraktiver Arbeitgeber sind. Wie bekannt, ist die Rewe Group eines der führenden Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit. Alle hieraus entstehenden Konzepte, Entwicklungen und Maßnahmen stehen uns Kaufleuten zur Verfügung, und erlauben uns, hoch professio nell nachhaltige Projekte in unseren Unternehmen umzusetzen.

3. Privat kann ich vieles im Kleinen meinen Kindern und Mitmenschen vorleben. Von Mülltrennung bis Energiesparen ist alles möglich. Unser Jüngster ist seit vier Jahren Imker mit zwei Bienenvölkern – wie nachhaltig und wichtig die Imkerei ist, steht wohl außer Frage. Aber mein nachhaltigstes Projekt privat ist natürlich meine Familie.

{tab=Bildquelle}

Kappe

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Unabhängiger von Strom- und Energiepreisen will Edeka-Kaufmann Cord Kappe (l., mit Marktleiter Lennart Schmidt) durch die Solaranlage werden.
Bild öffnen Eine Reichweite von maximal 40 bis 50 km hat der Elektro-Lieferwagen.
Bild öffnen Karl Stefan Preuß, Geschäftsführender Gesellschafter der Karl Preuß GmbH, Minden
Bild öffnen Sven Komp (mitte), Geschäftsführer Frischecenter Komp, Lackhausen
Bild öffnen Günter Fritsch, Geschäftsführer Eins-A Lebensmittelhandels GmbH, Butzbach
Bild öffnen Jörg Müller, Geschäftsführender Gesellschafter R-Kauf Märkte, Gebhardshain