Beschlossene Verordnung Der Nutri-Score kommt

Ende einer langen Debatte? Die vom Bundesrat beschlossene Verordnung zum Nutri-Score ermöglicht nun die rechtssichere Verwendung des Farbsystems.

Freitag, 23. Oktober 2020 - Management
Andrea Kurtz
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Bildquelle: Lebensmittel Praxis

„Die Einführung des Nutri-Score ist ein wichtiger Baustein unserer Ernährungspolitik in Deutschland, ein wichtiger Schritt hin zu einem stärkeren Bewusstsein beim Lebensmitteleinkauf und gegen versteckte Dickmacher“, sagte Bundesministerin Julia Klöckner. Der Nutri-Score mit seinem Farbschema ermöglicht es, auf einen Blick die Nährwerteigenschaften eines Lebensmittels zu erfassen und verschiedene Produkte innerhalb einer Produktgruppe miteinander hinsichtlich ihres Nährwertes zu vergleichen. Die jetzt beschlossene Verordnung erlaubt nun die rechtssichere Verwendung des Labels; sie wird nach der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt voraussichtlich Anfang November in Kraft treten. Die Reaktionen sind nach wie vor zwiegespalten: Hersteller wie Nestlé begrüßen die Verordnung, viele Verbände fordern eine Nachbesserung des Systems.

Von den Unternehmen erwartet die Ministerin jetzt, dass sie ihr Sortiment umfassend kennzeichnen. Die nationale Einführung von erweiterten Nährwertkennzeichen ist nach geltendem EU-Recht nicht verpflichtend möglich. „Damit ist eine Kernforderung des Lebensmittelhandels erfüllt, und wir gehen davon aus, dass der Nutri-Score in den kommenden Wochen und Monaten vermehrt auf Eigenmarken der Handelsunternehmen zu finden sein wird“, kommentiert BVLH-Hauptgeschäftsführer Franz-Martin Rausch. Und auch die EU soll möglichst schnell mit an Bord. „Zur Förderung der Warenverkehrsfreiheit auf dem Binnenmarkt soll sich Deutschland für eine EU-weit einheitliche erweiterte Nährwertkennzeichnung einsetzen“, so Rausch.

Rechtssicherheit endlich gegeben
Unternehmen wie Nestlé begrüßen die Entscheidung. „Wir freuen uns, dass ab sofort die Rechtssicherheit in Deutschland gegeben ist, und wünschen uns, dass möglichst viele Hersteller und Händler Nutri-Score ebenfalls einsetzen“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Dr. Annette Neubert, Head of Corporate Nutrition, Health and Wellness bei Nestlé Deutschland. Bereits Anfang des Jahres hat Nestlé als einer der ersten Hersteller in Deutschland begonnen, Produkte von Nestlé-Wagner, Cerealien, Garden Gourmet und Maggi mit dem fünffarbigen Logo zu versehen.

Kritik kommt unter anderem vom Bundesverband für Naturkost Naturwaren (BNN), der erheblichen Nachbesserungsbedarf beim Nutri-Score sieht. Aktuell würden Bio-Lebensmittel, die gesünder und nachhaltiger sind, durch den Nutri-Score benachteiligt. Denn Ersatzstoffe, auf die bei Bio-Lebensmitteln verzichtet werde, würden im Nutri-Score-Algorithmus nicht berücksichtigt. Beispielsweise werde ein Bio-Apfelsaft mit einem gelben „C“ bewertet und eine Cola light mit einem grünen „B“, obwohl der Apfelsaft ernährungsphysiologisch deutlich wertvoller sei. „Deswegen kann es nicht angehen, dass ein Label, das zu gesunder Ernährung hinführen soll, diese Tatsachen unberücksichtigt lässt“, sagt Kathrin Jäckel, BNN-Geschäftsführerin.