Energiemanagement Einleuchtend!

Der Stromverbrauch sinkt im Vergleich zu den Vorjahren nur noch leicht. Dabei gibt es noch Luft nach oben – auch bei der Beleuchtung. Vier Tipps vom Lichtexperten Christof Volmer, die über die Umrüstung auf LED hinausgehen.

Mittwoch, 08. Juli 2020 - Management
Elena Kuss
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Bildquelle: Anna Schnaus

Im Food-Handel lagen die Stromkosten 2018 laut EHI-Studie in der D-A-CH-Region bei 51,18 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche – damit 2,21 Euro niedriger als 2017. Beim Stromverbrauch ist der Unterschied nicht so deutlich: 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr verbrauchten die Handelsketten aus dem Bereich Food.

Grund dafür ist sicher, dass in Sachen LED-Licht der Lebensmittelhandel zu den Vorreitern gehört. Christof Volmer, Geschäftsführer Marketing des Lichtexperten Bäro: „Der Lebensmittelhandel ist in dieser Hinsicht zu einem Großteil durchsaniert.“ Jetzt gelte es, aus der heute verfügbaren energiesparenden Beleuchtungstechnik durch intelligente Planung und Lichtgestaltung weitere Einsparpotenziale zu heben. Neben den Effizienzgewinnen im Prozentbereich, die regelmäßig durch den Fortschritt in der LED-Technik entstehen, zeigt Volmer vier interessante Ansätze.

1. Energiesparen mit enger strahlenden Leuchten
Bei der akzentuierenden Beleuchtung, also dem Hervorheben von Waren oder Dekorationen, mit enger strahlenden Leuchten arbeiten: Zum Beispiel statt mit dem Ausstrahlungswinkel Flood lieber mit Medium. „So erhält der Händler bei weniger Leistung gleiche Beleuchtungsstärken, natürlich um den Preis einer kleineren ausgeleuchteten Fläche – es geht um präzisere Ausrichtung und konzentriertere Planung“, sagt Volmer. Dieser Ansatz sei besonders effektiv, wenn es um die Ausleuchtung einzelner Warengruppen oder Präsentationsflächen mit spektral abgestimmten Speziallichtfarben geht. Oft können hier niedrigere Beleuchtungsstärken genutzt werden, da das Licht der LED-Leuchten fokussiert ist und heutzutage eine hervorragende Farbwiedergabe hat.

2. Vertikale Flächen beleuchten, Allgemeinbeleuchtung reduzieren
Ein weiterer Ansatz: Vertikale Flächen im Raum ausreichend beleuchten, denn sie bestimmen maßgeblich den subjektiven Helligkeitseindruck. Die Allgemeinbeleuchtung kann dann entsprechend reduziert werden. „Im Handel können diese vertikalen Flächen nicht nur Wände des Verkaufsraums sein, sondern auch großflächige Schilder oder Grafiken sowie Warenregale, egal ob in den Gängen des SB-Bereichs oder an der Rückwand hinter der Bedientheke“, sagt Volmer. Für eine effektive vertikale Beleuchtung benötige man aber spezielle Wandfluter. Doch auch diese können effizient sein.

3. Mit „Constant Light Output“ Energie sparen
Eine weitere planerische Stellschraube ist der sogenannte Wartungsfaktor. Leuchten altern und verschmutzen unvermeidlich im Lauf der Betriebsdauer. Dabei nimmt ihr Lichtstrom kontinuierlich ab. Die Lichtplanung berücksichtigt dies durch den Wartungsfaktor: Er bestimmt, um wie viel die Beleuchtungsanlage überdimensioniert werden muss, damit bis zum Zeitpunkt der fälligen Wartung die geforderten Beleuchtungsstärken erreicht werden. Leuchten mit „Constant Light Output“ können laut Volmer hier helfen, Energie zu sparen. Diese neue Technologie für LED-Betriebsgeräte kompensiert die Überdimensionierung, indem sie die Leuchte automatisch entsprechend dimmt und so den Energieverbrauch reduziert. Die Geräte sind so programmiert, dass der Lichtstrom bis zur fälligen Wartung konstant bleibt.

4. Tages- und Jahreszeiten mitbedenken
Schließlich kann auch intelligente Lichtsteuerung zu weiteren Einsparungen bei den Energiekosten beitragen – etwa, wenn Tages- und Jahreszeiten, Wetterverhältnisse oder sogar Kundenströme berücksichtigt werden. Christof Volmer hat dazu ein aktuelles Beispiel: „Momentan realisieren wir in einem Edeka-Markt im Bereich vor den Bedientheken eine Beleuchtung, die abhängig von Präsenzsensoren automatisch angehoben beziehungsweise abgesenkt wird.“ Aber auch der Hersteller Signify bietet die vernetzte Beleuchtungslösung Interact Retail an.
In der Summe können solche Maßnahmen die Energiekosten eines Händlers nochmals beträchtlich senken. Davon ist Volmer überzeugt. Um insbesondere das Potenzial einer intelligenten, auf Energieeffizienz ausgerichteten Beleuchtungsplanung auszuschöpfen, sollten sich Entscheider immer von Lichtfachleuten entsprechend beraten lassen.