Corona Technik statt Türsteher

Viele Händler sind dabei, automatische Zähl- und Kontrollsysteme in ihren Filialen einzubauen, um die Corona-bedingten Kundenhöchstgrenzen einzuhalten. Wir stellen einige Systeme vor.

Mittwoch, 27. Mai 2020 - Management
Jens Hertling
Artikelbild Technik statt Türsteher
Bildquelle: Wanzl

Aufgrund der aktuellen Situation stehen Einzelhändler vor der Herausforderung, dem Kunden einfach und verständlich zu kommunizieren, ob sie das Geschäft betreten dürfen oder vor dem Eingang warten müssen, bis ein Kunde den Markt verlässt.

Die Firma Wanzl GmbH hat ein System zur digitalen Einlasskontrolle entwickelt. Alle sechs Edeka Gebauer und alle 14 Edeka Hieber Märkte werden mit dem System ausgestattet. Jürgen Frank, Geschäftsbereichsleiter Shop Solutions und Leiter Marketing über das Einlasssystem:

Wie funktioniert das System?
Über einen Bildschirm am Eingang werden die Kunden über die Zahl der Personen im Markt und über die Zutrittsmöglichkeit informiert. Befindet sich die maximal zulässige Anzahl an Personen im Markt, erfolgt eine optische Information.

Inwieweit ist der Datenschutz gewährleistet?
Bei der Erfassung werden keine personenbezogenen Daten erhoben oder gespeichert. Es handelt sich um eine anonyme Zählung der ein- und austretenden Personen.

Ist das System eine Option für die Zukunft – zum Beispiel für die Regulierung des Kundenansturms?
Ja, das ist definitiv denkbar. Das System hat aber auch weitere Anwendungsfelder, denn die mitgelieferte Hardware enthält bereits das Basispaket für Wanzl Connect®, das digitale Store Management System. Auf dieser Basis können mit weiteren Komponenten zusätzliche Daten erhoben und somit die Performance der Standorte gemessen und gesteuert werden. Die zusätzlichen Informationen aus den Auswertungen helfen, bessere Entscheidungen bezüglich Marktsituation und Kundenverhalten zu treffen. So unterstützen beispielsweise die Daten über die Kundenbewegungen im Markt gezielte Marketingaktionen oder einen optimalen Personaleinsatz. Mit weiteren Kameras im Markt kann erfasst werden, ob sich Kunden in einem bestimmten Bereich ansammeln und wie der Kundenstrom in einzelnen wichtigen Bereichen verläuft.

Lässt sich der Kassenbereich steuern?
Damit bei einem plötzlichen Kundenansturm im Vorfeld Kassen flexibel besetzt werden können, warnt das System rechtzeitig. Die Daten gewinnt das System entweder von dem 3D sensorgestützten Kundenzähler im Eingangsbereich, der zusammen mit der durchschnittlichen Kundenverweildauer ausgewertet werden. Oder über Kameras, die die aktuelle Anzahl der Kunden im Kassenbereich erfassen kann. Daraus kann das System ableiten, wann und wieviel Personal benötigt wird.

Lässt sich das System auch auf die Personaleinsatzplanung erweitern?
Mit dem System können wir in Echtzeit sagen, wie viele Personen aktuell vor der Frischetheke stehen. Mittels einer Nachricht auf ein Headset oder ein Smart Device kann der Marktleiter dann sofort reagieren, wenn die Schlange zu groß wird.

Welche weiteren Systeme gibt es?
Edeka-Kaufmann Sven Komp, der im Raum Wesel drei Supermärkte betreibt, hat sich für eine webbasierte Lösung mit Ampelsymbolik des Technologieanbieters Lase Peco Systemtechnik entschieden. Die Daten werden über ein Lasermesssystem bereitgestellt, das permanent die Kundenzahl in den Supermärkten ermittelt und auf mobilen Endgeräten anzeigt. „Wir haben eine maximale Kundenzahl im System hinterlegt. Wenn die Auslastung 80 Prozent überschreitet, wechselt der Hintergrund von Grün auf Gelb. Bei 90 Prozent wechselt die Anzeige auf Rot und ein Wachmann kontrolliert am Eingang den Kundenfluss“, erklärt Sven Komp die Anwendung.

Aldi Süd stattet rund die Hälfte seiner 1.930 Filialen mit einem digitalen System zur Zutrittskontrolle aus. Dies misst über Sensoren an den Ein- und Ausgängen die Auslastung der Filiale. So kann der Discounter gewährleisten, dass die notwendigen Abstandsregeln eingehalten werden und sich nur so viele Kunden in der Filiale aufhalten, wie in dem jeweiligen Bundesland behördlich zugelassen sind. Das Hightech-System besteht aus je zwei Videokameras, einer Analysesoftware und einem Kundenbildschirm. Die Kameras, die an der Decke im Ein- und Ausgangsbereich angebracht sind, erfassen die Kundenbewegungen in beide Richtungen. Eine Software berechnet in Echtzeit die aktuelle Auslastung im Laden. Sie schlägt sofort Alarm, sobald die zuvor definierte maximale Kundenzahl erreicht ist. Ist das der Fall, meldet das System das an den Bildschirm am Eingang. Eine Ampel zeigt dem Kunden in Grün und Rot, ob er eintreten darf oder draußen warten muss. Gleichzeitig werden die Filialmitarbeiter per SMS über kritische Schwellenwerte informiert, um zusätzlich eingreifen zu können.

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