MLF Spirituosen-Hersteller revidieren ihre Jahresprognosen

Besonders die international aufgestellten Spirituosen-Konzerne sind von der derzeitigen Situation stark betroffen. Ein Überblick.

Sonntag, 26. April 2020 - Management
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Spirituosen-Hersteller revidieren ihre Jahresprognosen
Bildquelle: Stefan Mugrauer

China gehört als aufstrebende Wirtschaftsmacht naturgemäß zu einem wichtigen Land für Hersteller von Marken-Produkten. Das zählt auch für die Spirituosenindustrie, die sich große Chancen im „Reich der Mitte“ erhofft. Nun müssen die Großen der Branche ihre Prognosen für das aktuelle Geschäftsjahr zurückziehen. Der weltweite Marktführer Diageo (Smirnoff Wodka, Zacapa Rum, Johnnie Walker Whisky) erklärt, dass es im Januar zu einem erheblichen Einbruch des China-Geschäfts gekommen sei, da viele Bars und Restaurants geschlossen wurden. Auch die Ausbreitung des Virus in andere asiatische Länder wie Südkorea belaste den Konzern, ebenso wie das schwächere Reiseaufkommen. Zwar kehre auch in China, wie jetzt in einigen europäischen Ländern, das wirtschaftliche Leben langsam, in kleinen Schritten, wieder zur Normalität zurück. Trotzdem fürchten die Briten, dass der organische Nettoumsatz im Geschäftsjahr 2019/20 (bis Ende Juni) wegen des Virus zwischen 225 und 325 Millionen Pfund (268,68 bis 388,08 Millionen Euro) geringer ausfallen wird.

Pernod Ricard erwartet einen Gewinneinbruch von 20 Prozent
Auch der französische Spirituosenhersteller Pernod Ricard musste seine Jahresprognose wiederholt zusammenstreichen und rechnet wegen des sich ausbreitenden Coronavirus inzwischen mit einem massiven Gewinnrückgang in diesem Jahr. Während in China zwar mit einer langsamen Erholung der Nachfrage im April zu rechnen sei, erwartet der Konzern erhebliche Einbußen in anderen Märkten bis Ende Juni. Die Franzosen gehen deshalb im Geschäftsjahr 2020 (bis Ende Juni) mit einem Rückgang beim operativen Ergebnis vor Sonderposten um 20 Prozent aus.

Bereits Mitte Februar hatte der Vorstand wegen Covid-19 seine Ziele gesenkt. Doch beim Hersteller von Marken wie Absolut Vodka, Havana Club und Jameson Whisky hat die Pandemie inzwischen weitreichenden Einfluss auf das Geschäft. Im Absatzmarkt China sei die Nachfrage im Februar und März nur sehr schwach gewesen, hieß es. Im wichtigen Geschäft mit Reisenden wird bis zur Jahresmitte ein Einbruch um 80 Prozent erwartet, während der Umsatz über den Einzelhandel, der etwa drei Viertel der Gesamterlöse des Konzerns ausmacht, bis Juni um etwa zehn Prozent zurückgehen dürfte.

Wie stark sich die Prognosen an die Realität annähern, werden die nächsten Wochen zeigen, wenn sich auf der ganzen Welt, aber insbesondere in China, das Leben und damit auch der Konsum wieder etwas normalisiert.