Corona Licht und Schatten

Eine Umfrage unter exportstarken Unternehmen zeigt: Der gestiegene Inlandskonsum kann den Schaden durch die Exportschwäche in vielen, aber nicht allen Fällen abmildern.

Freitag, 24. April 2020 - Management
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Licht und Schatten
Bildquelle: Getty Images

Im aktuellen Ifo-Geschäftsklimaindex gibt es gerade bei den Indikatoren „Geschäftserwartungen in den nächsten sechs Monaten“ und „Erwartungen an das Exportgeschäft“ starke Ausreißer nach unten. Warenströme nach Asien sind aufgrund der Corona-Pandemie zum Erliegen gekommen. Aber auch die Logistik vor der europäischen Haustür ist betroffen: Die Grenzen wurden teilweise geschlossen. Es fehlt an geeigneten Transportmitteln und Fahrern.

Hans-Ewald Reinert ist Geschäftsführer der gleichnamigen Privat-Fleischerei aus Versmold. Trotz der Krise zeichnet er ein optimistisches Bild: Im Inland sei beim Wurstsegment eine 80 Prozent stärkere Nachfrage zu beobachten. Und das Exportgeschäft? „Insbesondere der Export nach England ist während der Krise besonders stark. Andere Länder wie Frankreich und Schweden bewegen sich auf gleichbleibendem Niveau. Den Wegfall der weiteren Exportumsätze können wir vor allem durch die deutlich gestiegene Nachfrage innerhalb Deutschlands kompensieren“, erklärt Reinert. Er geht zudem davon aus, dass sich die internationalen Lieferketten mit der Pandemie verändern werden, da viele Industrien ihre Produktion teilweise zurück ins eigene Land holen.

Auch exportorientierte Molkereien sind von der Pandemie betroffen. Der Verband der Milcherzeuger Bayern berichtet, dass der internationale Warenaustausch extrem nachgelassen habe oder ganz zum Erliegen gekommen sei. Entweder, weil die Landesgrenzen abgeriegelt wurden oder geeignete Transportmittel für die Güterbeförderung nicht ausreichend vorhanden sind beziehungsweise komplett fehlen. Gerade Länder mit geringem Selbstversorgungsgrad bei Milch wie Italien, aber auch Portugal, Spanien oder Griechenland, waren ein sicherer und naheliegender Absatzweg vor der Haustür. Außerhalb Europas seien es oft weniger die Nachfrage, sondern logistische Probleme, die die Lieferkette und somit das Verbringen des eigentlich nachgefragten Produktes zum Kunden erschweren.

Läuft: So lässt sich die Lage für die Großbäcker Mestemacher beschreiben. Hier stand der Export 2019 für einen Umsatzanteil von 30 Prozent. „Der Export brummt, da Spezialbrote mit langer Genussfrische ungeöffnet auch im Ausland sehr begehrt sind“, sagt die Sprecherin der Mestemacher-Gruppe, Prof. Ulrike Detmers. Engpässe gibt es im Unternehmen wegen der gestiegenen Zahl der gebackenen Brote vor allem beim Auskühlen der frischen Brotstangen, Pasteurisieren in Spezialbackkammern, sowie Verpacken und Distribuieren.