Interview mit Sebastian Bayer „Es gilt die Sechs-Monats-Regel“

Sebastian Bayer, dm-Geschäftsführer für Marketing und Beschaffung, über die Strategie des Drogisten im Lebensmittelbereich.

Freitag, 20. Juli 2018 - Management
Jochen Schuster
Artikelbild „Es gilt die Sechs-Monats-Regel“
Bildquelle: dm

Herr Bayer, welche Strategie verfolgt dm im Bereich Lebensmittel?
Sebastian Bayer: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Dahinter steckt ja die Frage, was einen Drogeriemarkt im Vergleich zu einem normalen Lebensmittelhändler aus-zeichnet.

Und was zeichnet dm aus?
Wir bei dm konzentrieren uns auf Bio-Lebensmittel, da unsere Kunden Wert darauf legen, dass die Qualität von Lebensmitteln stimmt. Zudem möchten sie Produkte, die eine bewusste Ernährung ermöglichen. Dabei suchen wir bei unserer Marke dm Bio bei Rohstoffen und Verarbeitung die höchstmögliche Qualität und verwenden von Anfang an für die dm-Bio-Produkte bevorzugt Verbandsware. Siegel wie von Demeter und Naturland machen das für unsere Kunden sichtbar. Wir haben bereits in den 1980er-Jahren Bio-Lebensmittel eingeführt, die damals noch ein absoluter Nischenmarkt waren. Heute befüllen wir damit in vielen dm-Märkten über zwölf Regalmeter.

Wie hoch liegt der Anteil der Lebensmittel – ohne Baby- und Tiernahrung – am Gesamtsortiment?
Im hohen einstelligen Bereich.

Wie viele Bio-Artikel haben Sie mittlerweile im Sortiment?
Das sind etwa 1.200 Artikel – den Sortimentsbereich Babynahrung eingerechnet.

2016 hat dm angekündigt, in „absehbarer Zeit“ mit dem Bio-Segment einen Umsatzanteil von zehn Prozent erreichen zu wollen. Wo stehen Sie heute?
Wir sind aktuell noch nicht ganz da, aber auf gutem Weg dahin.

Die Ernährungsgewohnheiten differenzieren sich immer weiter aus – eine große Chance für Start-ups. Wie halten Sie es mit den Food-Newcomern?
Grundsätzlich versuchen wir Start-ups genauso zu behandeln wie etablierte Marken. Wir haben im Hinblick auf unsere Sortimentsgestaltung eine Sechs-Monats-Regel. Das heißt: Ein neuer Artikel bleibt dann im Sortiment, wenn uns die Nachfrage und das Feedback unserer Kunden in den ersten sechs Monaten zeigt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Allerdings ist es immer eine Einzelfall-Betrachtung, denn als Händler hat man bei Start-ups natürlich viel mehr Entwicklungsarbeit zu leisten. Da muss man zuweilen schon einiges an Zeit und Arbeit investieren. Das lohnt sich meist aber, denn diese Artikel bereichern das Sortiment und helfen, es lebendig zu halten.

Wie viele Start-ups im Food-Bereich haben Sie zuletzt ins Sortiment aufgenommen?
Im letzten Jahr haben wir mehr als zehn Start-ups in unser Lebensmittel-Sortiment aufgenommen.

Bei Ihren Wettbewerbern gibt es Wein, Süßes und Chips. Warum verzichten Sie auf diese Artikel?
Die Lebensmittel, die wir bei dm anbieten, sind Teil unseres drogistischen Kernsortiments und sollen unseren Kunden eine bewusste Ernährung in Bio-Qualität ermöglichen. Wo wir zum Beispiel Süßes wie Schokolade anbieten, setzen wir auf eine veredelte Variante mit deutlich weniger Zucker.

Welche Sortimentserweiterungen können Sie sich im Lebensmittelbereich noch vorstellen?
Das ist schwer zu sagen und hängt von den Wünschen unserer Kunden ab. Unser Sortiment hat sich in mehr als 35 Jahren deutlich gewandelt, und das wird auch weiter so sein. Wir versuchen, das Sortiment entlang der veränderten Kundenbedürfnissen stetig weiterzuentwickeln. Da ist eine Prognose schwierig.

Wie sehen Sie das neue Bündnis Budni/Edeka?
Mit hohem Respekt. Edeka ist der größte Lebensmittelhändler, Budni versteht es in Hamburg exzellent, den Kunden Drogeriewaren näher zu bringen. Aber wir glauben gleichzeitig, dass wir bei dm gut aufgestellt sind und den Vergleich nicht scheuen müssen.