Tegut Wir testen die Besten

Frische, Bio, Kundenorientierung – das waren die Pluspunkte die dem Tegut-Markt in Bad Hersfeld 2017 zur Auszeichnung „Fleisch-Star“ verhalfen. Die LP-Tester kauften dort ein, um zu sehen, ob Markt und Theke auch 2018 noch top sind.

Donnerstag, 05. Juli 2018 - Ladenreportagen
Reiner Mihr
Artikelbild Wir testen die Besten
Bildquelle: Reiner Mihr, Mirco Moskopp, Stefan Mugrauer
Wertung

Die einzelnen Abschnitte des Einkaufstests gliedern wir wie folgt:

Wir bewerten die Testabschnitte nach einem detaillierten Schema: Pro Abschnitt sind logischerweise maximal 100 Prozent erreichbar. Dieser Wert wird in LP-Punkte umgerechnet.

Die erreichte Prozentzahl entspricht

Damit kommen wir dann zu folgendem Ergebnis:


Wir kennen uns in Bad Hersfeld natürlich nicht besonders gut aus, daher landen wir zuerst im Tegut in der City-Galerie. Das ist aber nicht der ausgezeichnete Markt. Leider merkt man es auch: nicht verkaufsbereit, Regallücken ohne Ende, Unordnung im Markt, zu wenig Personal, lange Schlangen an nur zwei besetzten Kassen. Aber der prämierte und zu testende Markt befindet sich ja in der Heinrich von Stephan Straße, ist zwar für „Fremde“ nicht so leicht zu finden, wenn man ihn dann findet (Navi sei dank), präsentiert er sich auch ganz anders.

Bad Hersfelder wissen natürlich, wo der Markt ist. Doch Zugezogenen und Touristen bleibt nichts anderes übrig, als das Internet zu fragen. Wir sehen jedenfalls keine Hinweisschilder. Die Tegut-Fahnen entdecken wir auch erst, als wir von der Hauptstraße in die Sackgasse abbiegen. Nicht perfekt, aber wohl unsere Schuld. Dafür ist die Zufahrt an sich ohne Fehl und Tadel. Ein absolut ordentlicher und sauberer Parkplatz. Das hat leider Seltenheitswert. Auch die Boxen für die Einkaufswagen sind in einem guten Zustand. Üer den Einkaufswagenboxen gibt es Piktogramme, damit kein Kunde auf die Idee kommt, bei schlechtem Wetter hier mal schnell sein Fahrrad abzustellen. Und es sieht witzig aus, die Piktogramme leuchten sicher auch im Dunkeln. Nicht zu übersehen ist der Hinweis auf die Benutzung der Parkscheibe (der Vermieter lässt wohl abschleppen). Ein riesiger Aufsteller im Eingangsbereich macht erneut darauf aufmerksam und bietet Kunden kostenlose Parkscheiben an.

Eine große Schaufensterfront gibt den Blick frei ins Innere. Nicht unerwähnt bleiben sollen der einladende Bäcker „Guter Gerlach“ (mit Außensitzmöglichkeiten) und der Blumenladen – ebenfalls mit großen Schaufenstern –, sie tragen zum stimmigen und harmonischen Gesamtbild bei. Kundenorientiert sind nicht nur die verschiedenen Typen von Einkaufswagen, sondern auch die im Markt platzierten Einkaufskörbe.

Vor dem Markt

Außeneindruck: 87,5 % - 5 LP-Punkte

Innenbereich
Der Bereich vor dem Eingang in den Verkaufsraum ist sehr großzügig bemessen. Eine Portamat-Anlage sorgt für Betreten ohne Hürde. Wir können unverstellt in den Markt blicken. Dafür sorgen in erster Linie die niedrigen Regale in der Obstabteilung. Das ist kundenfreundlich und der Stammkunde wird wissen, wo er seine Einkaufsliste abarbeiten kann. Als Neukunden müssen wir uns unseren Weg suchen. Die Sortimentsschilder in den Gängen sind nicht von der Stange, aber bei der Orientierung helfen sie wenig. Einen Lageplan, der uns sagt, wo sich was befindet, finden wir leider nicht.

Die Regale im hinteren Markt sind nun wieder relativ hoch, die Gänge dafür großzügig breit. Hier kommen Kunden mit Einkaufswagen problemlos aneinander vorbei. Allerdings gibt es in mehreren Abteilungen Transportmittel (Paletten, Einkaufswagen,...) mit Waren zum Auspacken, die uns Kunden den Zugriff ins Regal unnötig erschweren, obwohl nicht überall verräumt wird. Dabei sehen wir im Markt ausgenommen viele Mitarbeiter.

Auffallend: Die Gondelköpfe, die der Aktionsware vorbehalten ist (laut Schild), werden unter dieser Beschriftung auch genutzt, um Ausgelistetes im Preis gesenkt zu platzieren. Das gefällt uns strengen Testern weniger, weil wir glauben, dass der Kunde dies unbewusst registriert. Der Markt ist übrigens blitzsauber. Auch sind überall Mitarbeiter, die freundlich grüßen und geschäftig unterwegs sind.


Im Markt
Wir erleben einen großzügigen, gut geschnittenen Markt, der gut sortiert ist. Tegut-konform sehen wir viele Bio-Artikel, die in der jeweiligen Warengruppe platziert sind. Das finden wir gut, denn auch Nicht-Bio-Käufer kaufen ab und zu Bioware. Die Preisschilder müssen wir loben, sie sind gut gestaltet. Über dem Regalschienenschild gibt es einen kleinen „Aufsatz“. Zum Beispiel mit den Hinweisen „Bio“ oder „kleinster Preis“. Gefällt uns, weil es nicht überladen wirkt und die Wortwahl beim Preis origineller ist, als „Dauerniedrigpreis“, „im Preis gesenkt“ oder gar „discountbillig“.

In der Getränkeabteilung, die auch über einen eigenen Zugang verfügt, sprechen wir einen Mitarbeiter an. Wir wollen wissen, ob es von Rabenhorst auch den Saft „Sehkraft“ oder vielleicht die Limonade „Lemonaid“ gibt. Der Angesprochene sagt ehrlich, dass er es nicht weiß und zeigt auf einen nicht weit entfernt auspackenden Kollegen. Da gehen wir hin und fragen nochmal. Davon hat aber auch er noch nie gehört. Ungläubigem Schauen folgt der Gang zum Saftregal und die Suche nach dem Unbekannten. Leider erfolglos. „Haben wir nicht.“ Danke, aber das haben die Tester auch schon gesehen.

Dass man Lemonaid nicht kennt, macht eigentlich nichts, aber gut wäre schon, wenn dem Kunden etwas anderes empfohlen wird. Auch könnte man sich erkundigen, ob es bestellbar ist. Leider machen wir gleich eine ähnliche Erfahrung in der Weinabteilung. Da störten wir die Mitarbeiterin ganz offensichtlich beim Bestellen. Da darf man auch keine Antwort erwarten (Wir wollen unverschämterweise einen Wein aus Sardinien). Wir sind als Tester natürlich sehr kritisch, aber es muss gesagt sein: Sowohl die Getränke- inklusive der Weinabteilung sind zum Besuchszeitpunkt nicht in Schuss. Wer hier und heute Getränke kauft, kommt wahrscheinlich nicht wieder.

Dass es anders geht, erleben wir im Mopro-Bereich. Die Standardfrage nach dem Ayran wird super beantwortet, ohne dass wir den Namen des gesuchten Produktes nennen müssen. Der Mitarbeiter ist sofort zur Stelle, weiß Bescheid, zeigt uns das Getränk. Super.

Frische SB + O/G
Bereits beim Betreten des Marktes hat der Kunde den Rund-um-Blick über die gesamte O+G-Abteilung. Hier stört kein hohes Regal, wir können alles gut überblicken. Eingestimmt werden wir mit Kräutertöpfen in Holzstiegen rechts vor dem Zugang. Dahinter geht es weiter mit Kräutern. Super gefallen uns die wiederverschließbaren Kräuterschachteln mit Deckel, auch wenn Plastik nicht von jedem gemocht wird. Für die Verkostung steht hier ein super stummer Diener mit Früchten, kleinen Spießern und einem „Müllbehälter“ bereit. Warum gibt es die nicht überall?

Eine weitere Sonderplatzierung fällt uns auf: Hier stehen spezielle DIN-A4-Ordner (käuflich zu erwerben), in denen man die wöchentlich ausliegenden neuen Rezepte einordnen kann. Das Hauptgericht in der Woche 14/2018: Pizza Primavera mit Basilikum. Gefällt uns. Und es stellt sich die Frage, warum hat nur Tegut das so kundenorientiert gelöst?

Die Abteilung ist sehr gut sortiert, die Frische und Qualität überzeugt voll und ganz. Ein Arbeitsplatz fürs Personal (kleiner Tisch) ist integriert und das Handwaschbecken ist auch für Kunden zugänglich. Papierhandtücher liegen bereit. Für Kunden, die mehr über Obst und Gemüse wissen wollen, gibt es ein kleines Büchlein für 1,99 Euro, das mitten in der Warenauslage seinen Platz hat. Zum Verpacken finden wir ökologische Tüten aus Plastik von der Rolle. Wären hier nicht Papiertüten glaubwürdiger? Eine Salatbar gibt es nicht.

Im Markt

Inneneindruck: 70,8 % - 3 LP-Punkte
Food/Nonfood/SB. 52,4 % - 1 LP-Punkt
Frische SB 90,9 % - 5 LP-Punkte

Bedienung: Frische
Die Bedienungsabteilung beginnt mit Fisch, einer Käse-Cabrio-Truhe, Wurst und Fleisch. Die Theken überzeugen mit Frische, Qualität und Präsentation. Die Käsepräsentation gefällt uns weniger, denn die Ware ist fast komplett vorportioniert. Ist das noch Bedienung?

Als Einziges stört uns in der Theke die zu kurz geratenen Trenner zwischen Fleisch und Geflügel. Die Theken sind präsent und personell ausreichend besetzt und das Personal sieht mit der Dienstkleidung ansprechend aus. Auch die Zuordnung in puncto Preisschilder und Ware ist bestens. Dass eine Mitarbeiterin mit langem Messer in der Luft herumfuchtelt und dabei auf die daneben stehende Kollegin einredet, halten wir für durchaus gefährlich und es wirkt auf uns etwas unprofessionell. Und Kaugummi kauen ist vielleicht gesund und fördert auch das Denkvermögen, aber uns Fischkäufer stört es und wir wünschen uns etwas mehr Respekt.

Ein Ordner mit allen notwendigen Informationen zu den Waren liegt vor der Theke frei einsehbar aus. Eingepackt wird die Ware in Pergamentpapier. Aber warum wird des Eingepackte dann nochmal in eine Plastiktüte versenkt und nicht in eine dementsprechend gleichwertige Papiertüte?


An der Theke
Die Wartezeit (Fleisch) ist zu vernachlässigen. Die Begrüßung entsprach einem „geht-noch-in-Ordnung“. Ob es Iberico-Kotelett gibt, weiß die Verkäuferin nicht. Sie fragt aber einen Kollegen. Nein, haben wir nicht. Damit gibt sich die Dame zufrieden.

Erst auf unsere Frage, was denn Land-Primus sei und ob es davon auch Kotelett gäbe, taut sie langsam auf. Sie antwortet, aber wir müssen noch einmal nachhaken, um zu erfahren, was das Besondere daran ist. Jetzt läuft es besser, aber würde ein normaler Kunde hier nicht schon die Lust verlieren und einfach auf den Kauf an der Theke verzichten? Der Fleisch-Star wackelt. Gottlob sind die Mitarbeiter beim Käse besser drauf. Ohne Nachfrage bietet die Verkäuferin vom gewünschten Käse ein Probierhäppchen an. Aber nur vom ersten. Der zweite Käse muss dann bitteschön ohne Schmeckmuster genommen werden.

Beim Wurstkauf läuft es dann aber fast von alleine. Ein Häppchen wurde frisch abgeschnitten und über die Theke gereicht. Dass die gekaufte Ahle-Wurst dann allerdings auf dem ausgedruckten Kassen-Label als Cervelatwurst ausgewiesen wird, wundert den Nordhessen. Die Krümelsucherin unter uns murmelt etwas von schlechter System-Pflege. Schade, dass für den Einkauf (ist ja nicht billig) nicht gedankt wird.

Was uns nicht gefällt: Eine Mitarbeiterin bedient bei Fisch, trägt Handschuhe und geht dann zur Käsetheke und fasst mit den Händen – ohne sie zu waschen oder die Handschuhe zu wechseln – Käse an. Das geht gar nicht.

Info
Die Info-Theke findet sich rechts hinter dem Blumenladen nach dem Eingang. Wir sehen eine wirklich gut sortierte und ordentliche Zeitungsabteilung (im Info-Bereich) und wollen am liebsten gleich losschmökern. Vor der Theke liegen das aktuelle, kostenlose Marktmagazin und der Tegut-Handzettel aus. Wirklich gut gemacht. Ferner stehen hier weitere Einkaufswagen (auch verschiedene Typen) und Einkaufskörbe für den Kunden bereit. An der Theke stehen eine Mitarbeiterin und zwei Kunden. Wir legen nach der doch sehr langen Wartezeit und der Begrüßung (Mitarbeiter grüßt zuerst) die ausgesuchten Zeitschriften auf die Theke. Während des Scannens fragen wir nach dem Magazin „Mann“ aus dem Zeitverlag. Aber die Mitarbeiterin lebt nach der Devise, immer eins nach dem anderen. Nachdem die Artikel gescannt sind, schaut sie kurz auf und fragt: „Was wollen Sie?“ Da sind wir schon etwas verängstigt, fragen aber nochmal. Dann die Verkäuferin: „Kenn´ ich nicht. Da muss ich anrufen.“ Ob sie wirklich und wenn, wen sie anrufen will und wie lange das dauern würde, hat sie uns nicht verraten und wir lehnen auch dankend ab. Nicht so die Kundin hinter uns. Die haben wir neugierig gemacht. Sie wollte mehr zu dem Magazin wissen. Wir haben sie informiert. Wahrscheinlich kauft sie das Magazin dann am Bahnhof.

Bedienung

Bedienung: 78,3 % - 4 LP-Punkte
Theke: 73,3 % - 3 LP-Punkte
Info: 50,0 % - 1 LP-Punkt

An der Kasse
Der Weg zur Kasse erschließt sich uns Kunden fast von selbst. In der Kassenzone stören wir uns an einem Sammelsurium aus Aktionsware und gesenkter Ware auf unterschiedlichen Präsentationsmöbeln. Auch wenn alles gut zu überblicken ist, wir halten das nicht für zielführend. Wir bezeichnen das als „Quengelzone für Erwachsene“. Die Kassen haben keine Signale, und wir schauen mal, welche Kasse besetzt und wo es wohl vermeintlich am schnellsten gehen wird. Gefällt uns weniger. Von den acht Kassen waren vier besetzt. Keine Self-Scanning-Kasse, die hätten wir gerne genutzt. Also fassen wir uns in Geduld, die Wartezeit liegt heute über der neurologischen Grenze von 90 Sekunden. Der Umgang der Kassiererin mit uns war aber nahezu vorbildlich. Es fehlten lediglich die Frage nach einer Kundenkarte und der Dank für den Einkauf. Zum Einpacken steht ein Packtisch zur Verfügung.

Kasse

Kasse 68,0 % - 3 LP-Punkte

Was sonst noch auffiel
Uns gefällt, dass der im Tegut-Markt integrierte Getränkemarkt einen eigenen Eingang hat. Davor finden sich auch die Leergutautomaten. Für saubere Hände oder Einkaufswagengriffe gibt es Desinfektionstücher. Sehr schön.

Und wir finden dann auch die Kundentoiletten. Die sind allerdings verschlossen. Da muss der Kunde erst einmal suchen und fragen, wo es den entsprechenden Schlüssel dafür gibt. Zwischen zwei Kassen ist zwar ein diesbezügliches Schild untergebracht, aber der Kunde vermutet den Schlüssel wohl eher an der Info-Theke. Wer es da eilig hat …

Gesamtergebnis

25 LP-Punkte, echte Überzeugung

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