Interview mit Jan Bredack Veganz

Nach seinem Strategiewechsel ist Veganz profitabel. Die Erweiterung des Sortiments und der Roll-out im In- und Ausland sollen für dynamisches Wachstum sorgen

Mittwoch, 31. Januar 2018 - Management

Sie bauen Ihre drei verbliebenen Veganz-Märkte in Berlin vom Vollsortimenter zum Flagship-Store um. Was verändert sich?
Wie bereits bei der Ankündigung unserer teilweisen Umstrukturierung gesagt, liegt unser Hauptaugenmerk darauf, unser Veganz-Markenportfolio weiter auszubauen und verfügbarer zu machen. Inzwischen sind wir bereits bei 170 Produkten angekommen. Mit Blick auf den Umbau unserer Filialen zu Flagship-Stores haben wir unser Sortiment bereits auf rund 2.000 Artikel reduziert und fokussieren uns nur noch auf Food. Das neue Restaurant- bzw. Bistro-Konzept wird momentan noch überarbeitet und in Kürze in einem neuen Set-Up eingeführt.

Das vergangene Jahr war geprägt durch Ihren Strategiewechsel hin zum Markenartikler geprägt. Wie haben Sie das Geschäftsjahr 2017 insgesamt abgeschlossen?
Unterm Strich waren wir sehr erfolgreich und haben es geschafft, endlich profitabel zu werden. Den positiven Jahresabschluss haben wir durch unseren Konsolidierungskurs erreicht. Dass wir uns der Verlustbringer, sprich der Retail-Filialen außerhalb Berlins, entledigt haben, bedeutet natürlich, dass uns rund 10 Mio. Euro Umsatz aus dem Bereich verloren gingen. Dafür konnten wir im Markengeschäft aber ein Umsatzwachstum von 30 Prozent verzeichnen. Wir konnten viele Themen (z.B. mit Edeka) regeln und haben uns für die anstehenden Herausforderungen gut positioniert.

Wie sieht die Kooperation mit Edeka nun aus?
Am Anfang hatten wir im Großhandel keine Erfahrungen und so sind viele Fehler entstanden, die insbesondere Edeka zum Start ertragen musste. Mit der Unterstützung von Edeka haben wir unsere Supply-Chain aufgebaut und sind nunmehr in der Logistik sehr gut aufgestellt. Für die zunächst gemeinsam gegründete Firma hatten sich beide Seiten aber Ziele gesetzt, die wir so nicht erfüllen konnten. Um die Geschäftsbeziehung nicht nachhaltig zu belasten, haben wir diese Firma aufgelöst, Edeka ist nunmehr ein wichtiger Kunde.

Was planen Sie für 2018?
Wir rechnen mit einem Umsatzplus von 9 Mio. Euro im Vergleich zu 2017.

Soll das Wachstum vor allem aus dem In- oder Ausland kommen?
Beides. Wir werden im Inland die Präsenz in den Regalen weiter ausbauen. In Deutschland sind wir aber im Grunde bei allen stationären Händlern der Drogeriefachmärkte, Lebensmitteleinzelhandels, sowie bei den großen Online-Lebensmittellieferdiensten wie Amazon oder zukünftig Rewe digital gelistet. Wir werden unsere Kooperation mit Edeka wiederbeleben und weiter stärken und haben den Plan, in diesem Bereich kurzfristig auch mit Rewe durchzustarten. International werden wir weitere Länder erschließen – wie bisher über langfristige Kooperationen. Hierüber erwarten wir das stärkste Wachstum. Im Frühjahr starten wir mit Carrefour in Frankreich, in UK mit zwei Partnern, mit Spar International erfolgt der Roll-out in elf Ländern, und im zweiten Halbjahr kommt Skandinavien.

In wie vielen Outlets wird die Marke Veganz dann gelistet sein?
In ca. 12.000 bis 14.000 Outlets.


Sie überarbeiten zudem den Markenauftritt von Veganz. Was wird sich verändern?
Das Verpackungsdesign wird emotionaler. Zudem arbeiten wir mit neuen Claims „Essen für ein besseres Leben“  und „Gut für dich, besser für alle“. Hierzu werden wir mehr über unsere Verpackung kommunizieren (z.B. den ökologischen Fußabdruck unserer Produkte abbilden) und unsere Marketingmaßnahmen über Kampagnen deutlich ausweiten.

Wie viel investieren Sie ins Marketing?
Wir planen mit 3 bis 5 Mio. Euro für 2018. Endlich können wir auch in unsere Marke investieren.

Was steht weiter auf der Agenda?
Wir werden in den nächsten Monaten rund 40 neue Produkte auf den Markt bringen und damit unter der Marke Veganz rund 200 Artikel über alle Kategorien anbieten. Und natürlich steht nach wie vor der Umbau der Filialen und das neue Resteraunt- bzw. Bistro-Konzept auf der Agenda.

Welche Produktneuheiten gibt es aus Ihrem Hause?
Unsere neuesten Produkte sind die Veganz Super Choc Bars - hochwertige Schokoriegel mit 63 Prozent Kakaoanteil und Superfoods- und eine neue Version unseres beliebten Veganz Doppelkekses, der Veganz Doppelkeks Lemon Cake Style. Außerdem haben wir unsere Veganz-Pizzen neu aufgelegt und können sie jetzt in höherer Qualität zu niedrigeren Preisen in den Handel bringen. Im Verlauf des Jahres folgen noch weitere Produkte. Ein großer Fokus liegt dabei auf Snacks, wobei wir unser Ziel, ein veganes Vollsortiment anzubieten, nicht aus den Augen verlieren.

Mehr Verbraucher achten auf eine bewusste Ernährung – aus unterschiedlichen Gründen. Welche Themen befeuern den Trend aus Ihrer Sicht vor allem?
Blickt man ins Ausland, dann sehe ich vor allem in den Bereichen proteinreich, reduzierte Zucker- und Salzgehalte und Clean Eating großes Potenzial. Das Thema Fette wird uns zudem stärker beschäftigen. Verbraucher wollen keine Transfette und vor allem kein Palmöl mehr. Wir sprechen auch weniger von vegan als vielmehr „plant based“. In den USA ist dies schon eine riesige Welle, die auch zu uns herüberschwappen wird. Dabei stehen Argumente wie Gesundheit und Umweltschutz heute an erster Stelle, Tierwohl ist nur noch für eingefleischte Veganer der wichtigste Kaufgrund. Superfoods sind in Deutschland hingegen tot. Unser Sortiment haben wir hier komplett umstrukturiert.

In welchen Bereichen sehen Sie noch Wachstumspotenziale für das vegetarisch-vegane Segment im Lebensmittelhandel?  
Vegane Produkte sind nach wie vor Nischenprodukte, aber es besteht riesiges Potenzial, sie im Lebensmitteleinzelhandel und Drogeriegeschäft fest zu etablieren. Grund dafür ist, dass sie von immer mehr Menschen in ihren Speiseplan aufgenommen werden. Daher ist das Potenzial über alle Warengruppen hinweg sehr groß. Für uns selbst sehen wir es sowohl im Gesamtsortiment als auch im Ausbau der Listungen unserer Produkte.

Dem anfänglichen Boom insbesondere bei vegetarischen und veganen Fleischalternativen folgten rückläufige Abverkäufe im Lebensmittelhandel. Wie entwickeln sich die Absatzmengen Ihrer Produkte im deutschen LEH? Bitte erläutern Sie auch die Hintergründe.
Wir beobachten eine anhaltend steigende Nachfrage nach rein pflanzlichen Produkten – auch in den Bereichen der Fleisch- und Wurstalternativen. Gleichzeitig ist aber ein immer stärkerer Wettbewerb auf den Markt durch mehr konkurrierende Unternehmen zu erkennen, auf dem sich Nischenplayer wie wir beweisen müssen. Momentan sind wir mit unseren Produkten vor allem in den Kategorien Snack- und Süßwaren erfolgreich. Wir sind aber bestrebt, uns als Markenartikler über alle Produktkategorien hinweg hervorzuheben und zu etablieren.

In den vergangenen Monaten gab es einige Entscheidungen bzw. Vorschläge hinsichtlich der Bezeichnungen von Mopro- und Fleischalternativen. Im Sinne von Verbrauchern und Herstellern? Was ziehen diese Entwicklungen für Veganz nach sich?
Die rechtlichen Vorgaben zu Mopro-Alternativen bestehen ja schon lange. Daher haben wir uns bei unseren Produkten, wie den Veganz Genießerscheiben oder den Veganz Reis- oder Haferdrinks, von Beginn an diese Richtlinien gehalten. In letzter Zeit gab es ja immer wieder die Diskussion über die Bezeichnung von Fleisch- und Wurstalternativen. Wir unterstützen dabei gemeinsam mit dem VEBU und anderen Produzenten den Standpunkt, dass man die Bezeichnungen wie „Wurst“ oder „Schnitzel“ weiterhin für vegane Alternativen benutzen dürfen sollte – mit klarer Kennzeichnung, dass es sich um rein pflanzliche Alternativen handelt.