Schwarzwald Sprudel - Edeka Wieder flüssig

Als die Edeka Südwest Schwarzwald-Sprudel übernahm, war der Brunnen ein Sanierungsfall. Nun schreibt das Unternehmen erstmals wieder schwarze Zahlen. Mit einer Zwei-Markenstrategie soll das Geschäft im LEH ausgebaut werden: regional mit Schwarzwald Sprudel, national mit Vitrex.

Montag, 30. August 2010 - Management
Markus Oess

Seit 2007 verfügt die Edeka Südwest über eine eigene Mineralwasser-Produktion. Die Abfüllmenge wird weiter gesteigert. Warum und welche Ziele damit verbunden sind, erklären Hans-Dieter Bader, Geschäftsführer der Edeka Südwest, und Duschan Gert, Prokurist von Schwarzwaldsprudel, im LP-GEspräch.

Herr Bader, Edeka Südwest hatte 2009 mit plus 1,5 Prozent geplant, waren Sie im Zielkorridor?
Hans-Dieter Bader: Der Umsatz des Großhandels bewegt sich annähernd auf Vorjahresniveau, die Umsätze unserer selbstständigen Einzelhändler liegen sogar leicht darüber. Wir sind zufrieden, auch was die Ertragslage betrifft.

Wird dieses Jahr doch härter?
Bader: Der LEH hinkt in aller Regel der gesamten wirtschaftlichen Lage ein halbes Jahr hinterher. Die ersten drei Monate sind mit einem Zuwachs von fast 4 Prozent ganz ordentlich verlaufen. Das heißt, Umsatz und Ertrag sind nahe am Plan. Aber der Wettbewerbsdruck hält an. Die Verbraucher sind mit Blick auf die Beschäftigungslage im Land verunsichert und beginnen zu sparen. Dass gleichzeitig ein großer Discounter den Preiskampf anheizt, macht die Sache nicht einfacher, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass die Wirtschaft wieder nachhaltig Fahrt aufnehmen wird.
Südwest betreibt ein Fleischwerk, eine Bäckerei und einen Weinkeller. Seit drei Jahren besitzt Südwest auch einen eigenen Brunnen. Geht die

Rechnung auf, durch Vertikalisierung mehr Marge abzuschöpfen?
Bader: Uns geht es nicht in erster Linie um die Marge, sondern um Unabhängigkeit und Qualitätssicherung. Als wir den Supersommer 2003 hatten, saßen wir auf Grund der großen Nachfrage sprichwörtlich auf dem Trockenen. Damals reifte die strategische Entscheidung, einen Brunnen zu kaufen, und als sich uns die Chance dazu bot, haben wir sie genutzt, denn Schwarzwald-Sprudel ist eine Qualitätsmarke.

Herr Gert, Sie sind als Prokurist von Edeka Südwest zu Schwarzwald-Sprudel gewechselt. Macht der Job noch Spaß?
Duschan Gert: Die Entscheidung zu wechseln, war absolut richtig. Mir macht die Arbeit Freude, besonders dann, wenn sich Erfolge einstellen.

Das heißt?
Gert: Schwarzwald-Sprudel hat von 2007 bis 2009 seinen Ausstoß von 123 Mio. Füllungen bzw. 105 Mio. l auf 210 Mio. Füllungen bzw. 230 Mio. l mehr als verdoppelt. 2010 wollen wir 250 Mio. l erreichen. Wir sind in mehr als 7.000 Märkten gelistet. Ich denke, da kann man zufrieden sein. Unsere Marken Schwarzwald-Sprudel und Vitrex erhalten innerhalb und außerhalb der Edeka großen Zuspruch.

Werden Sie damit aber auch Geld verdienen?
Bader: Gehen Sie davon aus, dass wir innerhalb der Edeka keine Alleingänge starten, sondern bei wichtigen strategischen Dingen wie den Kauf eines Brunnens alle Gremien einbeziehen. Auch wir haben den Dreisatz gelernt und können rechnen.

Von welchem Zeitraum sprechen wir dann?
Bader: Mit Schwarzwald-Sprudel besitzen wir ein Unternehmen, das heute mehr wert ist als zum Zeitpunkt der Übernahme. Wir schreiben 2009 operativ schwarze Zahlen.


 Was haben Sie bezahlt?
Bader: Einzelheiten zum Kauf nennen wir nicht. Schwarzwald-Sprudel mit seinen Produktionsbetrieben Bad Griesbach und Wildberg war ein Sanierungsfall. Wir haben diese Situation angemessen eingeordnet, ohne sie auszunutzen.

Herr Gert, was haben Sie mit Vitrex und Schwarzwald-Sprudel vor?
Gert: Schwarzwald-Sprudel bleibt eine regionale Marke. Wir haben uns auf die Abfüllung im Glas festgelegt. Den Hauptanteil von 59 Prozent vermarkten wir über den Getränkefachgroßhandel und die Gastronomie, 41 Prozent der Umsätze generieren wir über die Edeka. Wir wollen diesen Anteil weiter ausbauen. Vitrex als modernes Wasser existierte im Unternehmen bereits. Wir haben aber den Wert der Marke erkannt und neu positioniert. Mit Vitrex haben wir die Region verlassen und vermarkten sie deutschlandweit.

Und was ist mit Gut & Günstig, es heißt, eine bayerische Großhandlung habe Ihnen die Produktion entzogen?
Gert: Das Wasser im Preiseinstiegssegment steht nicht in unserem strategischen Fokus. Wir produzieren Gut & Günstig u.a., um Skalen- und Verbundeffekte zu nutzen. Für uns steht Vitrex im Vordergrund.

Wie viel Wasser verkauft die Edeka-Gruppe in Deutschland?
Gert: Mit Vitrex hatten wir 2009 bei Edeka national einen Marktanteil von 1,5 Prozent (laut GfK). Wir können die Edeka-Gruppe national mit Vitrex beliefern und dadurch den Marktanteil sukzessive ausbauen.

Über wie viel Wasser verfügen Sie in Summe?
Bader: Aktuell können wir auf eine Reserve von rund 350 Mio. l zurückgreifen. Die neuen Bohrungen nicht mit inbegriffen. Wir haben 15 Neu-Bohrungen durchgeführt, fünf Brunnen befinden sich im Genehmigungsverfahren. Allein dafür haben wir einen siebenstelligen Betrag investiert. Wir haben in Wildberg eine zweite PET-Abfüllstraße gebaut, um die Weiterentwicklung von Schwarzwald-Sprudel sicherzustellen.

Was ist an den Spekulationen dran, die Quellen könnten versiegen?
Gert: Das ist natürlich Quatsch.

Sicher?
Gert: Sonst könnten wir die Belieferung von 7.000 Märkten schon heute nicht mehr gewährleisten.

Herr Bader, was plant Südwest für 2010?
Bader: Wir gehen von einem Plus von 1,5 Prozent zum Vorjahr aus.

Werden Sie in die Preise investieren?
Bader: Wir werden dort investieren, wo es nötig ist, um die Ertragslage unserer Kaufleute stabil zu halten.

Was wird mit Schwarzwald-Sprudel?
Gert: Unsere Verkaufsmenge werden wir im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent steigern, wir haben zudem noch einige Neuerungen geplant.

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Duschan Gert (l.), Schwarzwald-Sprudel, und Hans-Dieter Bader, Edeka Südwest, setzen auf sprudelnde Geschäfte:
Interviewpartner
Name Hans-Dieter Bader Job Geschäftsführer Einkauf und Logistik
Unternehmen Edeka Südwest (Außenumsatz 2009: 6,3 Mrd. Euro; Absatzgebiet: Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Saarland, Süden von Hessen und Teile Bayerns)