Energiemanagement Rettet die Erde - Rettet die Erde: Teil 2

Intelligentes und effektives Energiemanagement ist für den Handel längst Gebot der Stunde. Die Maßnahmen reichen von simplen Kosten-Checks bis zu aufwendigen Millioneninvestitionen. Eine Übersicht.

Dienstag, 07. November 2017 - Management
Andrea Kurtz
Artikelbild Rettet die Erde - Rettet die Erde: Teil 2
Bildquelle: Aldi Süd

Dies gilt auch für die erzeugte Energie. Hierfür hat Globus eine Fotovoltaik-Anlage (PV), die mehr als 10 Prozent des Gesamtstrombedarfs deckt, weitere 5,5 Prozent liefert ein Blockheizkraftwerk. Ob sich die Investitionen für die PV-Anlage, das Blockheizkraftwerk oder auch die LED Beleuchtung rechnen, bzw. welche Amortisationszeit sie haben, kann Globus ebenfalls mit der Software anhand der tatsächlichen Verbrauchsdaten ermitteln.

Um zu beurteilen, ob der Energieverbrauch tatsächlich um die angestrebten 20 Prozent gesenkt werden konnte, zog Globus den Markt in Forchheim als Referenz heran. Hier hatte das Unternehmen bereits eine einfache Wärmerückgewinnung der Kälteanlagen, eine Beleuchtungssteuerung sowie geschlossene Tiefkühlmöbel eingesetzt. Das Ergebnis: Der Energieverbrauch in Koblenz-Bubenheim lag um mehr als 20 Prozent unter dem in Forchheim. Der Stromverbrauch war rund 19 Prozent niedriger, der Strombezug konnte sogar um ein Drittel gesenkt werden. Der Gasverbrauch lag 35 Prozent unter dem Referenzwert.

Auch das Ziel, ein übertragbares Konzept für Energieeffizienzmaßnahmen zu entwickeln, hat Globus erreicht: Nach und nach hat Globus alle 46 SB-Warenhäuser in Deutschland mit Messtechnik ausgestattet und an das in Koblenz-Bubenheim eingesetzte Energiemanagementsystem angebunden. Inzwischen sind alle SB-Warenhäuser über Intranet miteinander vernetzt. Damit kann das Unternehmen nicht nur jede Niederlassung für sich betrachten, sondern auch standortübergreifende Analysen durchführen.

HDE

Die Klimaschutzoffensive des Handels Mit den höchsten Weihen: Im April startete der HDE gemeinsam mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks seine Klimaschutzoffensive (www.hdeklimaschutzoffensive.de). Ziel ist es, einen deutlichen Beitrag zu Klimaschutz und Energieeffizienz zu leisten und konkrete Einsparungen von 300.000 t CO 2 zu erzielen. Dabei hat der HDE zwei große Einsparfelder identifiziert: Im Bereich Food die Kühlung; im Bereich Nonfood die Beleuchtung. „Energiekosten schlucken im Jahr durchschnittlich rund 1,3 bis 1,7 Prozent vom Nettojahresumsatz“, erklärt Christina Höger (Bild), die für die Klimaschutzoffensive zuständig ist. „Im Vergleich zur durchschnittlichen Gewinnmarge von 1,5 Prozent wird das Potenzial offensichtlich.“ Das „Herzstück“, der HDEKlimaschutzoffensive ist das Onlineportal, das die Einzelhändler über die Rahmenbedingungen zum Klimaschutz und Angebote der Kampagne informiert. Dort werden u. a. ein Vergleich des eigenen Energieverbrauchs sowie Checklisten, Leitfäden und Best- Practice-Beispiele bereitgestellt. Auch Infos über Fördermittel werden zugänglich sein. Ein virtuelles Warenhaus macht spielerisch erfahrbar, welche Maßnahmen möglich und sinnvoll sind. Um die Händler vor Ort zu erreichen, werden verschiedene Workshops, Messen und Veranstaltungen in den einzelnen Bundesländern stattfinden. Auch die Landes- und Regionalverbände sind bei der Klimaschutzoffensive mit im Boot und unterstützen ihre Mitglieder. In Sachsen beispielsweise ist seit Jahren schon die Energieagentur Saena gemeinsam mit dem Handelsverband Sachsen unterwegs und berät die Einzelhändler. „Wenn zum Beispiel die Kühlung statt auf 28 auf 20 Grad C heruntergefahren oder in unbenutzten Räumen das Licht ausgeschaltet wird, ist schon viel erreicht“, sagt Christina Höger.

Aldi Süd: ein Gesamtkonzept
Optisch für den Kunden wahrnehmbar, modernisiert Aldi Süd alle seine Filialen energieeffizient und nutzt dazu alle möglichen Stellschrauben. Eine eigene Abteilung mit fünf Mitarbeitern ist für die 1.880 Filialen sowie 30 Logistikzentren in Deutschland für den Bereich Energiemanagement im Einsatz. Zusätzlich sind an den jeweiligen regionalen Standorten Mitarbeiter für den Bereich verantwortlich, und es werden darüber hinaus Dienstleister wie Ingenieurbüros und Energieberater beschäftigt. Mithilfe eines nach ISO 50001 zertifizierten Energiemanagementsystems werden zunächst alle Schwachstellen eines Marktes identifiziert, erläutert Florian Kempf, der Leiter Energiemanagement des Unternehmens. „Diese Schwachstellen können so zeitnah behoben werden und sind für uns ein großer Hebel.“ Kältetechnik und Beleuchtung, das sind auch bei Aldi Süd die Stellschrauben, mit denen aktuell am meisten bewegt werden kann. Die Beleuchtung will Aldi Süd beispielsweise bis 2020 komplett auf LED umgestellt haben.

Darüber hinaus werden die Filialen mit Fotovoltaik-Anlagen ausgestattet, deren Stromproduktion größtenteils selbst verbraucht wird. Derzeit sind schon rund 65 Prozent der rund 1.880 Märkte damit bestückt; rund 15 Prozent des Strombedarfs werden durch die eigene Solarenergie gedeckt. Tendenz steigend. Bis Ende 2018 sollen weitere 150 Märkte dazu kommen. Dazu kommen umlaufende Oberlichter und bodentiefe Fenster in den neuen Filialen, die mehr Licht hineinlassen. Auch Geothermie sei bereits ausprobiert worden, erläutert Kempf, habe sich jedoch bisher nicht durchgesetzt.

Schwerpunkt Kühlung: Für rund 65 Prozent der Filialen werden bereits Kälteanlagen mit dem klimafreundlichen Kältemittel CO2 eingesetzt; außerdem werde dort LED-Beleuchtung genutzt, berichtet Kempf. „Wir nutzen offene Kühlregale ohne verglaste Türen,“ beschreibt er, denn bei der hohen Besucherfrequenz würde durch ein häufiges Öffnen und Schließen der Türen nichts eingespart, das wurde in der Vergangenheit getestet. Ein entsprechender Luftschleier verhindere aber den Austritt von Kälte. TK-Truhen sind selbstverständlich abgedeckt.

Mit all diesen und weiteren Maßnahmen senkte Aldi Süd seinen Verbrauch von 332 Kilowattstunden (kWh) pro qm Verkaufsfläche (VKF) im Jahr 2013 auf 307 (2016). Laut EHI sind 330 kWh/qm VKF für den Bereich Einzelhandel (Food) der Durchschnitt. „Der Verbrauch sinkt aber weiter“, sagt Kempf, der deutlich betont, dass Aldi Süd all diese Maßnahmen erst kommuniziere, wenn sie gut umgesetzt seien. „Wir betreiben kein Greenwashing“, so Kempf. So sei der Einsatz von Fotovoltaik erst in größerem Umfang kommuniziert worden, nachdem die 1.000 Anlage in Betrieb genommen wurde. „Wir wollen den CO2-Ausstoß pro qm Verkaufsfläche kontinuierlich senken“, so das Ziel. „Bis 2016 konnten bereits 43 Prozent eingespart werden.“ Klimaneutral ist Aldi Süd seit Januar 2017. Um dies tun zu können, handelt die Unternehmensgruppe nach dem Motto „Reduktion vor Kompensation“. So werden z. B. alle Standorte mit Grünstrom versorgt, der zum Teil selbst mit Fotovoltaik produziert wird. „Komplett vermeiden lassen sich CO2-Emissionen heute leider noch nicht, daher kompensieren wir die verbleibenden und finanzieren beispielsweise Aufforstungsprojekte“, sagt Florian Kempf. Als weiteren wichtigen Baustein gibt es jetzt schon etwa 50 Schnelllade-Stationen für E-Autos und Fahrräder. Rund 20 weitere Stromtankstellen sind geplant. Und an Verwaltungsstandorten werden bereits erste E-Autos getestet. „Für uns müssen beim Ausbau der Energieeffizienz alle Zahnräder ineinandergreifen“, fasst Kempf zusammen.

Obi: Blick in eine andere Branche
Die Baumarktkette Obi und ihr Dienstleister KMLS aus Hamburg analysierten in zehn Obi-Märkten, die typisch für den gesamten Bestand sind, alle Unterlagen und Prozesse in Sachen Energie. In einem Pilotmarkt wurden dann Optimierungsvorschläge umgesetzt. Im Anschluss an die Definition eines Maßnahmenkatalogs wurden diese in weiteren Testmärkten verifiziert.

Die Maßnahmen zur Energieeinsparung waren u. a. die Beurteilung und der Umbau der Beleuchtung inklusive Umbau von T8-Leuchtstofflampen in LED-Röhrenlampen sowie der Tausch alter Hallentiefstrahler mit 400 w gegen neue LED-Strahler mit 163 w. Zudem wurde die Regalbeleuchtung erneuert sowie Licht- bzw. Tagelichtsteuerung erneuert oder eingebaut. Optimiert wurden die Heizungs- und Lüftungssteuerung, die Ansteuerung von Motoren durch Einbau von Frequenzumrichtern sowie die vorhandene Steuerung nach Regelparametern. Das Ergebnis: Insgesamt wurden rund 1.000 Einzelmaßnahmen in 300 Märkten realisiert. Der Stromverbrauch sank um 31; der Gasverbrauch um 15 Prozent. OBI senkte die Energiekosten um mehrere Mio. Euro senken.