Anuga 2017 World-Food-Center

Ein verstärktes Ernährungsbewusstsein und veränderte Konsumgewohnheiten prägen die auf der 34. Anuga vorgestellten Innovationen. Neue Trends bauen auf bestehenden auf. Viele Grenzen verwischen. Rekordverdächtig: die Zahl der Aussteller.

Montag, 23. Oktober 2017 - Management
Dieter Druck
Artikelbild World-Food-Center
Bildquelle: Koelnmesse GmbH, Harald Fleissner

Die Anfahrt zu den Kölner Messehallen und zur Anuga verlief für manchen Besucher nicht störungsfrei. Sturmtief Xavier war kurz zuvor über Deutschlands Norden gezogen und hatte die Fahrpläne der Bahn nachhaltig durcheinander gebracht. Und auch die vermeintliche Bombe auf der A1 bei Köln und die damit ausgelöste Sperrung waren nicht ohne. Aber offensichtlich ließen sich Aussteller und Besucher der 34. Anuga nicht davon aufhalten und untermauerten damit den Status der „Weltmesse für Ernährung“

„Erneut haben wir eine Anuga der Rekorde erlebt“, bemerkt Friedhelm Dornseifer, Präsident des Bundesverbandes Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). „Das große Interesse der internationalen Lebensmittelwirtschaft zeigt, dass die Messe in den Kalendern der Hersteller und Einkäufer top gesetzt ist.“

Handelspräsenz On- und Offline

Die Registrierungsdaten der Anuga zeigen, dass der Handel geschlossen in Köln vertreten war, sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland. Dazu gehören Aeon, Ahold, Albert Heijn, Aldi, Auchan, Carrefour, Coop, Costco, dm, Edeka, Globus, Hofer, Jumbo, Kroger, Metro, Migros, Müller, Norma, Rewe, Rossmann, Sainsbury, Sams Club, Schwarz Group, Sobeys, Spar, Target, Tesco und Walmart. Aus dem expandierenden Online-Handel wurden u. a. Amazon und JD.com registriert. Darüber hinaus besuchten Einkäufer von zahlreichen spezialisierten Online-Plattformen die Messe.

Vielfältig und grenzenüberschreitend sind die Themen der Branche. Immer mehr Bundesbürger denken über ihr Essen nach. Dabei offenbaren sich sehr unterschiedliche Denkweisen und Kriterien. Sie wollen sich gesund und ausgewogen ernähren, sie senden durch ihren Ernährungsstil Signale wie z. B. Lifestyle und soziale Einstellung nach außen. Viele wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Sie suchen aktiv nach Regionalem. Zunehmend sind auch ökologische und soziale Standards richtungsweisend bei der Kaufentscheidung. „Dies unterstreicht, dass das Thema Ernährung bei uns in die Mitte der Gesellschaft gerückt ist“, wie Bundesernährungsminister Christian Schmidt in seinem Abschlussstatement zur diesjährigen Anuga herausstellt.

Das unterschreiben die Aussteller. „Die Konsumenten kaufen und konsumieren bewusster“, so der generelle Tenor. Das zog sich als Roter Faden durch alle Messehallen, natürlich in unterschiedlichster Ausprägung. Karl-Heinz Einhäuser Geschäftsführer beim Nougatspezialisten Viba, relativiert aber auch: „Aus unserer Sicht ist Genuss eine wichtige seelische und körperliche Komponente, die nicht zu vernachlässigen ist “ Und Reiner Thiele, Seniorchef bei Kathi: „Vieles ,was an Trends hochgespielt wird, sieht in der Praxis ganz anders aus.“

Dennoch sind Free from, Clean Label, gentechnikfrei, Superfood, vegan / vegetarisch Zeichen einer bewussteren Nachfrage und finden Eingang bei der Produktentwicklung. Sie und ihre Zukunft werden unterschiedlich bewertet.

Offensichtlicher, vielleicht auch nur gefühlt, traten die „Proteine“ bei der 34. Anuga zutage und wurden hallenübergreifend herausgestellt. Von einem größeren Angebot an Leguminosen-Pasta (Beispiel: Alb-Gold mit den Sorten Sorghum-Erbse und Linse-Kastanie unter der Range Fit’n’free) über funktionale Pflanzenmilchgetränke, Chips (Our Little Rebellion), Eiscreme (Super Spoon von KriKri SA), Molkereiprodukte (Ehrmann, Elsdorfer etc.) bis zu Fleischwaren (allen voran Grillido mit Sport-Landjägern und Hühnchen-Chips mit bis zu 77 Prozent Protein) – ein mehr an Eiweißen ist aktuell ein gewichtiges Verkaufsargument. Oft verbunden mit den Auslobungen „low carb“ oder „ohne Zuckerzusatz“, sollen die Produkte fitnessaffine Menschen, Abnehmwillige und jene Verbraucher ansprechen, die sich bewusster ernähren.

Eine andere grundlegende Erkenntnis ist, dass Snacking ein Ansatz ist, den kaum einer der Hersteller links liegen lässt. To-go ist eine oft genannte Perspektive, unter anderem getragen von den Handelsunternehmen, die über innovative Konzepte, Hochfrequenzlagen besetzen.

Der Konsum wird mobiler und der Kunde und der Lebensmittelhandel digitaler. Hier verwischen sich zusehends Grenzen. Die Kunden werden mehr und mehr zu Omni-Shoppern. Sie erwarten ein vernetztes Einkaufserlebnis, das stationären Handel, Online-Medien und die Nutzung mobiler Geräte zusammen-bringt. Die Digitalisierung ist aber nicht das Ende des Supermarktes, wie Dornseifer betont. „Die Konsumenten werden weiterhin in die Geschäfte kommen, um Lebensmittel mit allen Sinnen einzukaufen. Jeder technologische Fortschritt, der den Handel unterstützt, seinen Kunden entsprechende Angebote zu unterbreiten, ist sehr willkommen.“

Zahlenspiegel

An der Anuga 2017 beteiligten sich 7.405 Unternehmen aus 107 Ländern. Darunter befanden sich 716 Aussteller aus Deutschland sowie 6.689 aus dem Ausland. Der Auslandsanteil betrug 90 Prozent. An den Messetagen kamen rund 165.000 Fachbesucher aus 198 Ländern, der Auslandsanteil lag hier bei 75 Prozent.

In dieses Bild passen Start-up (siehe auch Seite 60 ff), die beispielsweise mit verschiedensten IT-Lösungen bei den Handelszentralen bzw. selbstständigen Einzelhändlern wie es schient, offene Ohren und Türen finden. Aber auch als Hersteller innovativer Produkte. Die Live Fresh GmbH aus Rietheim-Weilheim könnte so einer sein. Der Stand der beiden Gründer Simon Storz, Benedikt Schellinger war vielleicht auf den ersten Blick unscheinbar, aber dennoch stark frequentiert. Der studierte Maschinenbauer Schellinger verspricht „innovative Haltbarkeit“ durch die Haltbarmachung mittels Hochdruck (6.000 bar) und ein neues Qualitätslevel bei Fruchtsäften. Die Produkte werden im ganzen Prozess niemals erhitzt, erlauben aber Haltbarkeiten in der Kühlung von sechs Wochen. Von ihren Online-Shop haben sie jetzt den den Einstieg bei 20 Edeka-Märkten im Bodenseegebiet geschafft. Bäckereien, Cafés und Convenience-Shops bieten weitere Perspektiven. Ebenso steht die Übertragung der Technologie auf das Segment der gekühlten Suppen (Bio) an. Hier ist das Live Fresh schon im Gespräch mit Herstellern und Händlern.

Und Suppen scheinen trotz aller Unkenrufe in der Vergangenheit bei vielen Herstellern ein Thema zu sein. Rila, Bauer Funken, Lena‘s und Little Lunch seien nur genannt. Handwerkliche Herstellung, Bio und regionale Bezüge sind meistens herausgestellte Produktmerkmale. Und als „Kale“ drängt über den Umweg USA der Grünkohl, z. B. als Eintopf, wieder auf den deutschen Tisch, vielleicht jetzt national.


Feinkost

Bio, Asia, Süßkartoffel: Der Kunde hat bei Feinkost hohe Ansprüche und wird immer experimentierfreudiger. Gut für Hersteller und Handel.

Das ökologische Upgrade macht die Runde bei Feinkost. Bio scheint angesagt zu sein. Rila Feinkost setzt mit der Range Lien Ying Organic einen Schwerpunkt. Die neue Linie umfasst zum Start 30 Artikel, davon rund 50 Prozent Artikel auf Basis von Koskosnuss. Die veganen und bio-zertifizierten Produkte tragen das deutsche sowie das EU-Biosiegel. „Bio und Asia sind zwei Wachstumsbereiche, auf die vor allen jüngere Käufer ansprechen“, argumentiert Marketingleiter Daniel Kuke. Bio und vegan sind auch die hervorstechenden Merkmale der Rinatura Smoothies. Die drei Sorten auf Basis von Bio-Früchten sind frei von Zusatzstoffen und es wid kein Zucker zugegeben. Sie sieht Kuke als differenzierendes Angebot zum bestehenden Sortiment im LEH. Komplettiert wird die Bio-Offensive mit sechs biologischen, glutenfreien, vegetarischen und veganen Suppen unter Langbein‘s Daily Meal Soup.

Fischfeinkostanbieter Lauenroth offeriert ebenfalls eine neue Bio-Range sowohl für Theke als aus Selbstbedienung. Basis sind von Naturland zertifizierte Bio-Garnelen aus dem Mekong-Delta. Neben Sorten-Klassikern wie Aioli-, Knoblauch und Pesto finden sich darunter Bio-Garnelen in einer Lübecker-Marzipan-Creme. Bei Globus und drei Citti-Märkten bestehen erste Listungen. Bio-Supermärkte stehen auf der Liste.

Positive Umsatz- und Absatzeffekte meldet Friedrichs. Laut Nielsen wuchs die Marke wertmäßig um 33,2 Prozent bzw. beim Absatz um mehr als 15 Prozent (Nielsen LEH u. DM; YTD KW 26/2017). Gleichzeitig wurde die gewichtete Distribution um 14,3 Prozent ausgebaut. Topseller ist vor allem der Wildlachs. Dessen Absatz in der 100-g-Packung wurde um 50 Prozent gesteigert. Positive Effekte kommen auch von der übernommenen Marke Stührk sowie dem Sortiment unter der Lizenzmarke Käfer.

Bei Popp Feinkost stand die trendige Süßkartoffel im Mittelpunkt des Standgeschehens. Im hippen Streetfood-Laden oder exquisiten Restaurant ist sie kaum mehr wegzudenken. Verbraucher greifen bisher zur frischen Knolle, aber die conveniente Aufbereitung insbesondere für das Kühlbereitung ist voll angelaufen. Die Kaltenkirchener erweitern das Angebot mit zwei Produktideen: der Süßkartoffel Baked Potato und einem entsprechenden Gratin.

Auch Kühlmann setzte in Köln mit zahlreichen Neuprodukten trendgerachte Impulse, darunter auch eine vier Sorten umfassende Range „moderner“ Brotaufstriche auf Basis von Roter Bete, gelben Linsen, Kidneybohnen bzw. Süßkartoffel. Das Konzept: ein cremiger Aufstrich mit einer Hauptzutat ohne Mayonnaise oder Frischkäse. Das Potenzial für natürliche Brotaufstriche leitet man bei Kühlmann von Hummus ab. Laut IRI legten gekühlte Brotaufstriche im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum wertmäßig um 185 Prozent auf knapp 26 Mio. Euro zu (Gesamtmarkt inklusive Hard-Discount).


Chilled Food

Chilled Food und Convenience-Produkte waren auf der Anuga vielfältig zu finden. Das Thema gewinnt weiterhin an Bedeutung. Neuheiten gab es auch von einigen Start-ups.

Auch Andreas Siebert und Manoj Jain stellen als Quereinstiger ihre Produkte auf der Anuga vor. Heute stehen sie gemeinsam für das Food-Unternehmen Vepura. Das deutsch-indische Duo lernte sich vor mehr als 20 Jahren währen des Studiums kennen. 2013 kehrten sie dann ihrem bisherigen Berufen den Rücken, um vegetarische, indische Fertiggerichte in Deutschland zu vertreiben. Die Produkte sind mittlerweile in den Tiefkühltruhen mehrerer Handelsketten zu finden. „In städtischen Regionen ist die Nachfrage höher als auf dem Land“, sagt Siebert. Jain legt Wert auf einen „authentischen indischen“ Geschmack der Snacks und Currys. Nur mit Chili gehe man aus Rücksicht auf den deutschen Gaumen etwas sparsamer um. Produziert werden die Gerichte nach Angaben der beiden Unternehmer komplett in Indien. Nur auf diese Weise sei es möglich, durch entsprechende Techniken wie das Falten des Teiges bei den Samosa-Taschen oder dem Backen des Naan-Brotes im Tonofen den Originalgeschmack annähernd zu erreichen. Alle Gerichte seien vegan oder vegetarisch. „In Indien essen rund 40 Prozent der Menschen kein Fleisch“, schätzt Jain. Daher arbeite das Unternehmen auch nicht mit Fleisch-Ersatzprodukten wie Sojawürstchen. „Unsere Rezepte sind ohnehin auf Vegetarier ausgerichtet“, sagt der aus Rajasthan stammende Kölner Familienunternehmer.

Lein- und Chia-Samen für die Pizza
Ähnlich jung ist Lizza. Das Start-up, dass sich erstmals auf der Kölner Nahrungsmittelmesse präsentiert, backt Bio-Pizzateig aus Lein- und Chia-Samen. Gegründet wurde es von den ehemaligen Bankern Marc Schlegel und Mathias Kramer in Frankfurt am Main. Beide glauben sie an gutes Essen und kamen so dazu, einen Superfood-Teig zu kreiern. Das Produkt ist glutenfrei, low-carb, vegan und ohne Zusatzstoffe. Entsprechend kann es für Pizza, Flammkuchen oder belegt als Snack Verwendung finden. Es ist bei Rewe oder auch Globus gelistet, muss allerdings in die Kühlung. Um künftig auch darüber hinaus in Supermärkten noch öfter platziert zu werden, haben die jungen Unternehmer nun eine fertiggebackene Variante des Pizzateigs entwickelt und testen sie bereits im Einzelhandel. Sie muss nur noch belegt und erhitzt werden. Eine weitere Ergänzung der Produktpalette des Start-ups ist eine Pasta aus dem originalen Lizza-Teig, die auf der Messe Premiere hatte.

Nicht nur Newcomer
Doch in Köln waren natürlich nicht nur Newcomer mit von der Partie. So präsentierte etwa der Suppen-, Soßen- und Fertiggerichte-Spezialist Zamek, zum Unternehmen Ruf gehörig, eine neu Bio-Range. Unter der Marke Foodster sollen junge urbane Trendsetter angesprochen werden, die öfter zum schnellen Essen greifen und doch etwas besonderes suchen. Die Range umfasst sechs neue Geschmäcker im Becher und zwei Suppenvarianten zum Einrühren. Das Angebot reicht vom mediterranen Gemüsereis über eine indische Fertigmahlzeit mit Kurkuma und Ingwer bis zur Bio-Kürbis-Suppe mit Kokos. Der Hersteller zeigt sich zudem überzeugt, dass die Trendmarke gut zu einer in Ernährungsfragen aufgeklärten Zielgruppe passt. Der auffällige und moderne Look tue ein Übriges.

Mit einem neuen Farbkonzept für die Verpackungen seiner unterschiedlichen Maultaschen-Sorten war Teigwaren-Anbieter Bürger auf der Anuga vertreten. Neu zu sehen und zu kosten waren in Köln aber auch die Emmentaler Maultaschen des Herstellers mit einer Füllung aus Schweinefleisch und der namengebenden Käsespezialität. Zudem stand die baden-württembergische Initiative „Huhn & Hahn“ (siehe Kasten) im Mittelpunkt des Messeauftritts.

Grünkohl als Superfood
Mit Superfood, veganen Produkten, einer To-go- und Bio-Range war der Chilled-Food-Anbieter Bauer Funken vom Niederrhein nach Köln gekommen. Das Familienunternehmen versucht die aktuellen Trends im Convenience-Segment abzubilden, setzt auf Geschmack sowie Qualität seiner frischen Fertigprodukte und vernachlässigt dabei auch seine Wurzeln nicht. So bot Georg Funken, Inhaber und Geschäftsführer, auf der Messe, neben vielen anderen Produkten, einen speziellen Grünkohlsalat zur Verkostung an. Der Hersteller, der mit Edeka Rhein Ruhr und der Rewe zusammenarbeitet, tüftelt zurzeit an einer Perfektionierung seiner Logistik, um künftig allen Ansprüchen des Handels gerecht zu werden.

Weniger auf Grünkohl, mehr auf süddeutsche Spezialitäten setzt der Hersteller Settele. Marketing-Managerin Bianca Missler betonte entsprechend das Engagement für die Sortimentsbereiche Knödel und Maultaschen. Eine neue frische Knödel-Range hat das Unternehmen im Frühjahr in die Regale des Handels gebracht, die natürlich vor allem in Baden-Württemberg und Bayern ihre Liebhaber finden. Auch der Absatz der neuen Curry-Maultaschen werde über Aktionen am PoS und durch Radio-Werbung unterstützt. Daneben nutzt das Unternehmen neue Vertriebswege wie das Internet, wenn sich die Chance bietet.


Brot und Backwaren

Handwerkliche Optik, neue geschmacksgebende Zutaten, heimisches Getreide und regionale Zutaten – das gute alte Brot kam in Köln mächtig modern daher. Wichtig bleiben die Trends „Unterwegsverzehr“ und „Convenience“.

Prebake und Vorkassenzone
Mit einem Aktionsplan für 2018 hat Harry-Brot das jahreszeitliche Angebotspaket für die Backstation im Handel geschnürt. Neben Vier-Jahreszeiten-Aktionen gibt es Saison-Aktionen zu Ostern mit dem Zimtknoten oder zur Weltmeisterschaft mit dem beliebten Fußballbrot. Ob es nun das Zwirbelbrot mit kräftiger Kruste, das Feigenbrot oder das Rustikale Cranberry-Brot ist: Alle Brote haben eine handwerkliche Optik. Selbst das saftig-fluffige Butterweizen-Brot in Kastenform sieht dank des markanten Rautenschnitts urig aus.

Zimt, Feigen, Cranberrys: Die Schenefelder setzen für 2018 auf geschmacksgebende Zutaten, die bekannt sind, aber bei Produkten aus der Backstation ganz neue Akzente setzen. Zum Aktionsangebot gehören PoS-Materialien wie etwa Brottüten. Neu ist zudem die vorkonfektionierte Backbanderole für das „Rustikale Cranberry“ und das Speck-Zwiebel-Brot: Die Brote können mit Banderole fertiggebacken werden und in den Verkauf gehen.

Ein uriges Dreigestirn stellt Délifrance in Köln vor. Zutaten: Waldstaudenroggen, Dinkel, Einkorn. Bildungslücken in Sachen Waldstaudenroggen schloss Christina Köstler vom Marketing Délifrance Deutschland: „Dies ist die älteste Form des Roggens, es hat einen erdigen, leicht süßlichen Geschmack.“ Gemeinsam mit Dinkel, Roggen und Weizen sowie den Roggenmalzflocken als Topping ist der Waldstaudenroggen eine der Zutaten für das „Urgetreide Boule Rustique“ (je 90 g) für die Backstation. Urig auch die anderen zwei Varianten: Urgetreide Tropfen (je 100 g) hat dieselben Zutaten wie der Boule Rustique, allerdings mit Mais-Topping. Im Urgetreide-Brötchen (je 90 g) sind Dinkel und Einkorn verbacken, geschmacklich abgerundet mit Joghurt und Chia-Samen.

Mit dem Claim „Das Beste aus Nachbars Garten“ bewarb das Team der Mecklenburger Backstube das „Rote-Beete-Brot“, das Mecklenburger Kartoffelbrot und das Mühlenvollkornbrot mit Äpfeln und Rosinen. Breiten Raum nahmen zudem die Urgetreide-Brote ein. Verbacken werden etwa Waldstaudenroggen, Emmer, Einkorn oder die leicht nussig-erdig schmeckende Tiroler Landgerste mit dem Namen Tiroler Imperial.

Lösungen für den Unterwegsverzehr bot Lantmännen-Unibake. Dank Pflanzenkohle schwarz gefärbte oder mit Rote Bete rot gefärbte Hamburger-Brötchen bringen Farbe in die Burgerangebote des Handels. Und wem Burger schon zu abgegriffen sind, der fand am Stand neue Lösungen für Hot Dogs in allen Variationen.

Mit Axel Wiebalck als Sales Director Germany hatte De Graaf Bakeries in Köln einen in der Branche bekannten Ansprechpartner (zuvor u. a. bei Lieken) am Stand. Das Unternehmen will der deutschen Kundschaft in der Backstation den niederländischen Geschmack nahe bringen: Für die Backstation gibt es dazu u. a. Frikandel-Rolle in verschiedenen Varianten sowie Pasteten-Rollen. Auf großes Interesse stießen laut Wiebalck die Lava-Cookies: breite, weiche Kekse mit einem fast flüssigen Kern. Die Produkte werden in den Niederlanden produziert, für die Zustellung wird das logistische Know-how von Tiefkühlbäcker DEH genutzt.

SB-Regal
2016 wurden laut Harry-Brot hierzulande erstmals mehr Sandwichbrotverpackungen verkauft als solche mit Toastbrot. In Köln stellten die Schenefelder mit den Sandwich-Kings zwei herzhafte Varianten des Soft Bröds vor, die mit Leinsamen- und Sonnenblumenkernen ist als proteinreich ausgelobt. Neu sind auch das Sweet-Potato-Sandwich mit getrockneten Süßkartoffelstücken und der French-Toast-Sandwich fürs süße Frühstück. Alle drei Brote gibt es in der 500-g-Packung.

Mestemacher erweitert seine sehr erfolgreiche Eiweißbrotrange um die Variante Mandel (250 g, mit 5 Prozent Mandel) sowie um Eiweiß-Toastbrötchen mit 5 Prozent Karottenanteil (260 g).

Backwaren
Etliche Neuzugänge gab es bei der TK-Kuchenrange unter der Marke Aerzener (aus dem Hause der Mestemacher-Gruppe): Neben den vegetarisch gelabelten Varianten Zitronen-Sahne-Schnitte oder der Mango-Joghurtschnitte fiel vor allem die Kirsch-Pumpernickel-Schnitte mit dem Topping aus Pumpernickel ins Auge. Die Packung enthalt vier Stück Kuchen (360 g). Erstmals präsentierte Aerzener einen Veganen Obstkuchen: Der saftige, helle Rührkuchen ist belegt mit Früchten (31 Prozent, Rhabarber, Erdbeeren, Johannisbeeren). Die Packung enthält vier Stück Kuchen (400 g).

Kuchen als Snack ist bei Kuchenmeister die Devise. Im Vierer-Pack gibt es die einzeln verpackten Smarties-Muffins. Mit 30 g Gewicht sind sie ein idealer Snack auch für Unterwegs. Yes-Torty gibt es im Herbst in der Variante „Yes Amaretto“, die im Frühjahr von „Yes Himbeere-Buttermilch“ abgelöst wird. Eine limitierte Edition ist zudem das Mini-Osterlamm (120 g), das im ersten Quartal gelauncht wird.

Kleine Formate zum Snacken standen auch bei Ölz aus Österreich unter dem Motto „on the go“ im Fokus: Mini- Schnecken mit unterschiedlichen Füllungen und gefüllte Soft-Brötles zahlen auf den Trend „Unterwegsverzehr“ ein. Eine Alleinstellung haben die Österreicher nach eigenen Angaben mit ihrer Frischmilch-Abfüllanlage, die es ihnen erlaubt, ihre Milchbrötchen-Range mit frischer österreichischer Alpenvollmilch statt mit Milchpulver zu fertigen. „Unsere Milchbrötchen sind der Topseller in Deutschland“, sagte Daniela Kapelari-Langebner, Vertriebsgeschäftsführerin. Die vertrieblichen Aktivitäten konzentriern sich derzeit stärker auf den Süden, um die schon gute Distribution dort weiter voranzubringen.


Fleisch, Wurst, Geflügel

Wie hat das Tier gelebt, bevor es in den Kochtopf kommt? Das ist die Frage, die Verbraucher immer stärker umtreibt. Sie sorgte bei der Messe für Gesprächsstoff.

Mit einem riesengroßen Angebo t, das sich über gleich drei Hallen erstreckte, präsentierte sich die nationale und internationale Fleischbranche dieses Jahr in Köln. Interessant war, dass – anders als in den Jahren zuvor – die Preise zwar auch ein, aber nicht das beherrschende Thema an den Ständen war. Bei den Anbietern von Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch wurde vielmehr über Tierwohl und die praktische Umsetzung diskutiert.

Es geht nicht mehr um die Frage, ob mehr Tierwohl in die Ställe kommt. Sondern nur noch, wann und wie die Maßnahmen umgesetzt werden. Doch so sehr Landwirtschaft und Verarbeiter auch an einem Strang ziehen, ein Problem ist – jedenfalls bislang – nicht gelöst: In der Praxis kann der Verbraucher nicht erkennen, ob das Kotelett in der Bedienungstheke von einem Tierwohl-Schwein stammt oder nicht.

Der Konsument finanziert also ein System nach dem Prinzip des Grünen Stroms. Dort weiß er auch nicht, welches Kraftwerk genau den Strom produziert hat, den er gerade über die Steckdose abfordert. Nun liegt es am Handel, die Ware der Initiative Tierwohl in der Frischetheke klar zu kennzeichnen. Wenn der Kunde auch in der Theke ein gelabeltes Stück Fleisch kauft, belohnt er damit sein Gewissen und kurbelt gleichzeitig das System an.

Geflügel: Küken ab dem ersten Tag mit wasser und Futter versorgt
Im Geflügelbereich berichtete das niederländische Unternehmen Plukon ( Marken in Deutschland Stolle, Friki und Fairmast) über eine deutliche Verbesserung der Aufzuchtbedingungen, die in einem Betrieb in Sachsen-Anhalt bereits erprobt wird. Es geht um die allerersten Tage der Tiere. Anders als bei den meisten herkömmlichen Brütereien üblich, werden die Küken bei Plukon direkt nach dem Schlüpfen mit Wasser und Futter versorgt. Die Alternative, auf die die meisten Brütereien setzen: Das Küken versorgt sich anfangs selbst über den Dottersack.

Das früher Füttern bewirkt laut Marketingleiterin Ulrike Rücker, dass die Tiere ein besseres Immunsystem bekommen. Sie kämen vitaler im Mastbetrieb an, seien weniger krank und benötigten in der Folge auch weniger Medikamente als vergleichbare Hähnchen. Weitere Fragen, die beim Tierwohl immer eine Rolle spielen, sind: Wie viele Tiere leben in einem Stall? Wie lange leben die Tiere, bevor sie geschlachtet werden? Und wie hoch ist die tägliche Gewichtszunahme?

Die Schweinehalter diskutierten über das Thema „Kastration“ und Betäubung ohne Veterinär (die LP wird darüber berichten).

Wirkliche Probleme bereitet der Branche der Mangel an Fachkräften. „Es ist schon heute enorm schwierig, einen jungen Menschen für den Ausbildungsbetrieb des Fleischers zu bekommen. Aber gravierende Auswirkungen werden wir erst in den kommenden zehn Jahren spüren“, brachte Leberwurst-Spezialist Peter Cornelius die Sache auf den Punkt.

Das Fleischerhandwerk, das bislang zuverlässig ausgebildet hat, schrumpft. Auch wenn niemand das laut sagt: Aus den Handwerksbetrieben kommen also immer weniger gut ausgebildete Fleischer nach, welche in die industriellen Betriebe wechseln könnten. Gerade die deutsche Fleisch- und Wurstindustrie ist auf Innovationen angewiesen Die Entwicklung und Einführung neuer Produkte kann nicht am Computer erfolgen, sondern braucht auch unbedingt ausgebildete Fachkräfte in der Wurstküche.