Wir testen die Besten Edeka Frauen Itzehoe

Einkaufstest bei den Besten – also bei denen, die in Branchenwettbewerben immer wieder gut abschneiden und als „Vorzeige-Märkte“ des Lebensmittelhandels gelten dürften. Wir testen aus Kundensicht und schauen, wie der Alltag läuft – diesmal Edeka Frauen, Rotenbrook 4 in Itzehoe.

Freitag, 27. Januar 2017 - Management
Reiner Mihr
Artikelbild Edeka Frauen Itzehoe
Bildquelle: Mirco Moskopp

Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg des Vollsortimenters. In Zeiten hoher Standards bei Ladenbau und Technik, vielfach vergleichbarer Sortimente und angeglichener Preise, sind es die Menschen, die den Unterschied machen.

Und so sagt denn auch eine der erfolgreichsten Händlerfamilien Deutschlands, die Familie Frauen mit sieben Edeka-Märkten von 1.500 bis 4.100 qm Verkaufsfläche nördlich von Hamburg und Stammsitz in Brunsbüttel: „Unseren engagierten Mitarbeitern ist es zu verdanken, dass unsere Märkte die wohl menschlichsten und freundlichsten in der Region sind.“

Wertung

Wir bewerten die Testabschnitte nach einem detaillierten Schema: Pro Abschnitt sind logischerweise maximal 100 Prozent erreichbar. Dieser Wert wird in LP-Punkte umgerechnet.

Die erreichte Prozentzahl entspricht

Damit kommen wir dann zu folgendem Ergebnis:

Vor dem Markt
Da freuen wir uns drauf und fahren mal hin. Und zwar zum „Supermarkt des Jahres 2015“, der in Itzehoe, Rotenbrook 4, zu finden ist. Ortskundige haben damit kein Problem, sie wissen schließlich, wo „ihr“ Edeka steht. Für uns Auswärtige war‘s dann schon etwas schwieriger: Hinweisschilder haben wir bei der Anfahrt nicht gesehen. Dafür erfreut der Parkplatz dann mit Sauberkeit und Ordnung, genug Platz war auch noch, obwohl am Freitagmorgen im Markt schon ganz schön was los war. Das zeigten allerdings auch die weit in die Fahrspur ragenden Einkaufswagen in der Box. Das blieb während unseres Einkaufs auch so. Das Umkurven der im Weg stehenden Wagen war für uns – und wahrscheinlich auch für andere Kunden – etwas umständlich. Ein wenig verwirrt haben uns auch die im Eingangsbereich platzierten Gestecke für Totensonntag. Kurz vorm 1. Advent war der schließlich schon lange vorbei. Aber was weg muss, muss weg.

Und nun der erste Mitarbeiterkontakt! An der Info-Theke unterbricht ein junger Mann ein wenig unwillig sein Telefonat für uns und reicht auf unsere Frage einen Chip für den Einkaufswagen rüber. Dumm, dass ihm der dann aus der Hand auf den Boden fällt – macht nix, kann der Kunde eben selber aufheben. Ein wenig Bewegung hat schließlich noch niemandem geschadet.

Vor dem Markt

Außeneindruck:  81,3 % - 4 LP-Punkte
Infotheke: 60 % -  2 LP-Punkte


Im Markt
Im Eingangsbereich findet sich links die Leergutrücknahme, Zeitungen und Zeitschriften sind dahinter angeordnet. Es gibt zwei Eingänge – einen, der schnellen Zugang zum Getränkekauf ermöglicht, einen anderen, der in den Markt führt. Vor dem Zugang gibt es rechts eine Bäckerei mit Café, WC und Geldautomat. Und ein Spender für Desinfektionstücher – das gefiel uns: Der Handgriff von Einkaufswagen ist so eine Sache ...

Drinnen sind die Regale niedrig, Sortimentsschilder helfen bei der Orientierung (wir Fremde hätten uns dennoch einen Übersichtsplan oder Hand-out zum Mitnehmen gewünscht). Der Markt ist schön hell, die Gänge optimal breit. Schade, dass an diesem Freitag in wirklich fast jedem Gang Paletten und Behälter mit und ohne Ware herumstanden. Und zwar zum deutlichen Teil ohne erkennbare Aktivitäten von Mitarbeitern. Diese Hindernisse haben wir ebenfalls umkurvt.

Der Markt hat mehr als 3.000 qm Verkaufsfläche, mehr als 36.000 Artikel werden angeboten – da fehlt es an nichts. Subjektiv als Highlights empfanden wir die Weinabteilung (hoch im Norden einfach spitze, einige wenige Zuordnungsschwierigkeiten) und die Kosmetikabteilung (wirklich gut gemacht).

Jetzt aber stressen wir ein wenig die Mitarbeiter. Wie heißt noch dieses Getränk, das wir gerade im Türkei-Urlaub so genossen haben? Nein, nicht Raki! Es war weiß und ohne Alkohol! Die wirklich nette Mitarbeiterin unterbricht sofort ihre Auffülltätigkeiten („Sie meinen sicher Ayran“) und geht mit uns zum Regal. Vorbildlich.

Fakten im Fokus

1926 gründete Johannes Frauen (der „Hannes“) in Brunsbüttel das Unternehmen. Heute wird Edeka Frauen in dritter Generation betrieben. Geführt wird es von Peter Frauen und seinen Söhne Jan und Dierk. Aktuell betreiben sie 7 Märkte mit Verkaufsflächen von 1.500 bis 4.100 qm. Der Standort Rotenbrook in Itzehoe wurde 2012 eröffnet. Auf 3.200 qm Verkaufsfläche werden 36.000 Artikel angeboten und rund 90 Mitarbeiter beschäftigt. Geöffnet ist Montag bis Samstag von 8 bis 21 Uhr. Der Markt ist „generationenfreundlich“ zertifiziert.

Auch die Suche nach Noilly Prat war mithilfe der hier gefundenen Mitarbeiterin sofort erledigt. Sie sagte, wo die Ware steht und schickte sich an, mit uns zu gehen – was aber auf die kurze Distanz nicht nötig war. Trotzdem nett.

Und dann noch die Frage nach der Body-Butter. Wir fanden sie nicht, die Mitarbeiterin ging aber zielstrebig ans Regal und fand ... Körperlotion. Hat sie natürlich sofort gemerkt und gab zu, dass Body-Butter wohl nicht geführt werde. Nicht ganz richtig – ein wenig seitlich stand welche im Regal. Der Wunsch war wohl etwas speziell. Der nach Weißbier war für den Mann in der Getränkeabteilung dann wiederum ein Leichtes. Hoch im Norden führte uns der Mitarbeiter sofort hin.

Die Aussage „engagierte Mitarbeiter“ unterschreiben wir schon mal. Besonders bei der jungen Dame, die in der Obst- und Gemüseabteilung eine hausinterne Verkostung anbot. Toll, wie sie uns die Granatäpfel vorstellte, probieren ließ und aufklärte. Dann zeigte sie uns noch, wo das Probierte in der Abteilung zu finden war. Das Verkaufstalent hätte bestimmt noch mehr verkauft, wenn die Marktleitung ihr statt des Wackeltischs mit Tischdecke einen richtigen Verkaufsstand hingestellt hätte. Wäre vielleicht professioneller gewesen, aber da kramen wir natürlich in Korinthen ...

Obst- und Gemüse ist sichtbar eine verkaufsstarke Abteilung. Am Eingang fallen sofort die Hinweisschilder zu regionalen Lieferanten (mit Namen und Entfernung vom Markt) auf. Auch die zur Verfügung gestellten Einweghandschuhe erfreuen den sauberkeitsorientierten Kunden. Die Preisschilder konnten wir immer zuordnen, nur bei einigen müssen sich ältere Herrschaften wie wir dann doch etwas verrenken, um sie lesen zu können.

Gute Idee: Die Böden der Conveniencetruhen sind mit Fotopapier ausgekleidet – sie wirken dadurch nie leer. Kleines Manko: Eine Waage funktionierte nicht. Wir wiesen eine Mitarbeiterin darauf hin, sie schickte uns zur anderen Waage und behob das Problem. Na ja, Danke zu sagen ist Achtziger und vielleicht auch übertrieben.

Im Markt

Inneneindruck: 58,3 % - 2 LP-Punkte
Food/Nonfood/SB: 61,1 % - 3 LP-Punkte
Frische SB: 92 % - 5 LP-Punkte


Checkliste: Sind Sie für den Verkauf präpariert?

Wenn Sie es nicht schon tun: Es lohnt sich, durch den eigenen Markt mit dem Blick des Kunden zu
gehen und zu sehen, ob er für den Verkauf bereit ist. Dabei können folgende Punkte geprüft werden:

  • Einkaufswagen + Einkaufskörbe stehen bereit ja/nein
  • Präsenz im Markt (Bedienung + SB) ist gegeben ja/nein
  • Notwendige Hilfsmittel (Desinfektionstücher, Verpackungsmittel, ...) sind vorrätig ja/nein
  • SB-Waagen sind einsatzbereit ja/nein
  • Hauptverkehrswege sind frei und gut passierbar ja/nein
  • Ordnung und Sauberkeit sind gegeben ja/nein
  • MHD-gefährdete Ware ist im Preis gesenkt ja/nein
  • Personal ist in allen Bereichen vorhanden ja/nein
  • Kassenbesetzung entspricht dem Kundenstrom ja/nein
  • Gesamtnote 1 2 3 4 5 6

Darüber hinaus, ist es sinnvoll über alles, was aufgefallen ist, mit dem oder der Verantwortlichen zu sprechen und zu vereinbaren, bis wann es abgestellt ist. Das sollte im Rahmen der Checkliste schriftlich festgehalten werden.

Bedienung
Die Theken waren verkaufspräsent, an Ordnung und Sauberkeit fanden nicht mal wir etwas zu bemängeln. Will sagen: Sowohl von vorne als auch beim Blick über oder von der Seite auf die Theke war alles picobello. Die Preisschilder waren richtig zugeordnet und gut zu lesen, einzig ein paar handschriftliche Schilder etwas mühsamer. Einfach eklig fanden die Tester aber diverse abgepackte Anschnitte (Reste?). Die sahen unappetitlich aus – haben aber dort wohl ihren festen Platz.

An der Käsetheke fragten wir nach Espressokäse. Nicht-Käse-Kenner werden eh staunen. Kaffee im Käse? Auch die Verkaufskraft war eine solcher und kannte diesen Käse nicht, fragte aber sofort den Kollegen und gab die Auskunft, dass man den nicht führe. (Für Wissbegierige: eine Käsezubereitung aus Kuhmilch mit Espressopulver ummantelt, kann sogar mit etwas Espresso gefüllt sein).

Die Besserwisser hätten sich jetzt gewünscht, dass die Käseverkäufer eine Alternative anbieten - ein kräftiger in Trester gebetteter Käse vielleicht? Kostprobe eventuell? Geschah leider nicht. Kauft der Kunde eben anderswo seinen Espresso- oder ähnlichen Käse.

Bedienung

Bedienung: 73,9 % - 3 LP-Punkte
Theke: 73,9 % - 3 LP-Punkte

Kasse
Wie immer kam hier Murphys Gesetz zum Tragen. Stets stehen wir an der falschen Kasse! Sechs von sieben Kassen waren besetzt, wir gingen an die 6 – es dauerte drei Minuten und dreißig Sekunden. Vielleicht hätten wir 90 Sekunden gespart, wenn wir schnell rüber zu Kasse 7 gehüpft wären, die kurz nach unserem Anstellen öffnete. Taten wir nicht, lief ja auch so. Die Zugänge zur Kasse waren nicht zugestellt, schön frei, die besetzen Kassen werden mit Ampelmännchen angezeigt, Kassenstand und Kassenbänder machten einen ordentlichen Eindruck, genau wie das adrette Personal. Prompte Begrüßung, Blickkontakt, Danke für Einkauf, eine routinierte Verabschiedung, hier stimmte es. Nur um noch mal zu meckern: Schade, dass wir keinen Packtisch fanden.

Kasse

Kasse: 68 % - 3 LP-Punkte

Gesamteindruck
Familie Frauen verspricht nicht zuviel. Die Mitarbeiter machen den Markt angenehm. Nun ja, die meisten jedenfalls.

Der Markt selbst bietet ein komplettes Sortiment, breit und tief, das Einkaufen hier ist sicher besonders angenehm, wenn dann die Paletten aus den Gängen verschwunden sind. Klar muss auch mal verräumt werden, aber an diesem Freitag war das sehr störend. Bei den Bedienungstheken könnte man aktives Verkaufen noch mal in Erinnerung rufen.

Ein paar wenige Kritikpunkte noch: Der Fußbodenbelag in der Kosmetikabteilung lädt regelrecht zum Stolpern ein, die Zuordnung der Preisschilder in der Tiefkühltruhen ist eine Herausforderung für Spurensucher, Sichtachsen im Markt würden die Orientierung erleichtern.

Und noch ein Schmankerl ganz zum Schluss: Der Besuch der Kunden-Toilette kostete uns etwas Überwindung. Denn diese Einrichtung wurde laut Reinigungsvermerk zuletzt am Abend des Vortages gesäubert. Alles klar.

Gesammtergebinis

25 LP-Punkte, damit klares „In Ordnung“.

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen Eines der Highlights im Laden: die Weinabteilung.
Bild öffnen Sichtbar verkaufsstark: die Obst- und Gemüseabteilung.
Bild öffnen Auch im Test: Die Bedientheken. Aktiveres Verkaufen könnte die Ladenleistung verbessern.
Bild öffnen Wenn die Gänge stets so picobello wären ...