Fleisch-Star Talent 2017 Azubis proben den großen Auftritt

Sie sind selten und begehrt: Azubis aus dem Fleischbereich, die ihren Beruf mit Leidenschaft erfüllen. Wir haben 20 junge Menschen gecastet, die sich im Februar beim Fleisch-Kongress auf der ganz großen Bühne präsentieren werden.

Montag, 09. Januar 2017 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Azubis proben den großen Auftritt

Wow, welche Ehre! Djamila-Chalott Trahms, angehende Fleischerin aus dem Real-Markt in Flensburg, ist für drei Tage freigestellt. Ihr Chef hat sie für ein Casting vorgeschlagen, bei dem die besten Nachwuchskräfte aus dem Fleischbereich ihr Können unter Beweis stellen. Sie gehört zu bundesweit 20 Kandidaten. Also, auf nach Neuwied, zum Azubi-Tag der Lebensmittel Praxis.

Hilfe, welcher Stress! Schon auf der ersten Etappe bleibt der Zug mitten auf der Strecke stehen – und dabei hat Djamila noch einige hundert Kilometer Strecke vor sich! Gut, dass sie früh genug gestartet ist.

Drei Tipps zur Beratung beim Thema Allergene
  1. Nutzen Sie die notwendigen Unterlagen – an jeder Theke sollte ein Ordner mit den Angaben über die Inhaltsstoffe stehen!
  2. Der einfachste Weg: Die Angaben sind in modernen Waagen abrufbar.
  3. Und wenn Sie die Antwort nicht wissen? Geben Sie das offen zu und informieren Sie sich, z. B. bei Kollegen. Antworten Sie niemals auf gut Glück – damit können Sie Ihrem Kunden erheblich schaden!

Verena Veith, Thekentrainerin

Oops, welche Aufregung! Endlich in Neuwied angekommen, sind die meisten der 20 Teilnehmer schon da. Die Frauen sind eindeutig in der Überzahl: Nur fünf junge Männer haben es in die Auswahlrunde geschafft. Zehn Kandidaten arbeiten an der Fleisch-Bedienungstheke, zehn in der Produktion.

Nach dem Mittagessen erfährt Djamila, welche Aufgaben sie in den nächsten beiden Tagen erfüllen soll. Teilstücke benennen, einen Praktikanten einweisen, eine Aktion planen – das dürfte kein Problem werden, die Aufgaben hat sie alle schon zigmal in der Praxis gemeistert. Wenn da nur die Juroren nicht wären, die einen unablässig beobachten... Und die übrigen Teilnehmer aus der Spielgruppe, die die Gruppenaufgabe ganz anders lösen wollen als man selbst.

Beim Bogenschießen ist es ganz schön kalt, schließlich ist der Dachboden der Bundesfachschule nicht beheizt. Doch das stand ja schon in de Einladung, fast alle Kandidaten haben einen warmen Pullover mitgebracht. Dumm nur, dass der blöde Pfeil nicht dahin fliegt, wo man doch hingezielt hat! Die Juroren Jürgen Sieler und Jörg Wagner haben immer die richtigen Fragen parat: Welches Teilstück eignet sich für welche Verwendung? Bei dieser Challenge gelingt es den meisten Teilnehmern, ihr Punktekonto gut zu füllen.

Bei der zweiten Station erwarten Kristine Baumgart und Heidrun Mittler, dass die Azubis einen Praktikanten an seinem ersten Arbeitstag einweisen. Dazu haben sie sich fachlich von Fleischermeisterin Anna Degen Unterstützung geholt. Mit von der Partie ist Andreas Fischer, der heute den Praktikanten spielt. Schnell lernen die Kandidaten: Es ist nicht einfach, einem Ungeübten zu erklären, wie er das Messer halten soll! Und dazu noch den richtigen Umgangston zu treffen, auch wenn der Praktikant sich – pardon! – ungeschickt anstellt. Die ersten Kandidaten lassen Punkte liegen.

Beim Herkunfts-Tasting können sie vieles wieder wettmachen. Hans-Joachim Wermter und Manfred Müller wollen lediglich wissen, welche Schinken vor ihnen liegen. Woher sie kommen, was das Besondere ist, wie sie schmecken... Alles spanischer Serrano oder was? – nicht alle Teilnehmer sind im richtigen Herkunftsland unterwegs.

„Der Star bin ich“: Das hört sich nach Schönheitswettbewerb an, aber bei dieser Aufgabe kann sich niemand hinter schöner Maskerade verstecken. Es geht darum, allein auf einer Bühne zu stehen und eine Fachfrage überzeugend zu beantworten. Kornelia Hoffmann und Aristides Selalmazidis sind aufmerksame Zuhörer und bewerten natürlich auch das Auftreten der Kandidaten.

Nach einem Abendessen im netten Rahmen geht es am nächsten Morgen früh weiter. Beim Einzelgespräch mit Carina Kunz und Jürgen Panke ist wieder jeder auf sich allein gestellt. Die beiden wollen genau wissen, wie sich der Kandidat seine Zukunft vorstellt. Ihr Fazit: Die meisten haben eine klare Vorstellung, welchen Weg sie einschlagen wollen. Und, erfreulich für die Arbeitgeber: Fast alle legen ihren Fokus auf den Handel.


Drei Tipps zum Aktionsgeschäft
  1. Planen Sie die Aktion sorgfältig. Beschaffen Sie im Vorfeld alle Produkte und Materialien, die Sie benötigen!
  2. Informieren Sie sich vorab über Besonderheiten und Verwendungsmöglichkeiten der angebotenen Produkte, und überlegen Sie, welche Informationen Sie dem Kunden mit auf den Weg geben möchten.
  3. Legen Sie den Fokus auf ausgewählte Produkte, die der Kunde überschauen kann. Gehen Sie sparsam mit Dekorationsartikeln um!

Thorsten Kilb, Kaufland

Bei der „Aktion Schlachtfest“ hingegen verliert der eine oder die andere das Ziel aus den Augen. Die Juroren Marco van der Kooi und Thorsten Kilb sind erstaunt, mit welcher Hingabe manche Azubis dekorieren. Dabei wäre es hilfreich gewesen, mit den Spielpartnern abzustimmen, wie das Verkaufsgespräch laufen könnte.

Weiter geht es mit Thekentrainerin Verena Veith. Sie geht voll auf in ihrer Rolle als kritische Kundin. Sie möchte eingelegte Steaks kaufen, verträgt aber Gluten oder Laktose nicht, kann keinen Sellerie essen oder bekommt Bauchschmerzen von Senf. Unter den wachsamen Augen von Jörg Wagner sollen die Prüflinge sie beraten. Für die meisten ist das kein Problem, aber ein paar vergaloppieren sich im Gewirr der Allergene. Der Rat der Experten: Wenn man eine Frage nach Unverträglichkeiten nicht beantworten kann, sollte man das offen zugeben. Niemals aufs Geradewohl antworten!

Handlungskosten, Gewinn, Wareneinsatz, Mehrwertsteuer – die Begriffe und Zusammenhänge müssen sitzen, wenn man eine Kalkulation erstellen soll. Jürgen Seifert und Jürgen Sieler blicken meistens in entspannte Gesichter, wenn sie die Aufgabenstellung erläutern. Ähnliche Fragen kommen ja durchaus in der Abschlussprüfung vor. Wer aber den Überblick verliert, den rettet auch kein Taschenrechner.

Drei Tipps für selbstsicheres Auftreten
  1. Bleiben Sie im Gespräch so, wie Sie sind: ehrlich, authentisch! Es macht keinen Sinn, sich zu verstellen oder eine Rolle zu spielen!
  2. Suchen Sie den Blickkontakt zu der Person (den Personen), mit der (denen) Sie sprechen!
  3. Achten Sie auf eine aufrechte Haltung und einen festen, ruhigen Stand. Bleiben Sie mit dem Körper Ihrem Ansprechpartner zugewandt.

Aristides Selalmazidis, Kornelia Hoffmann

Alle ziehen an einem Strang
Der krönende Abschluss: ein Gemeinschaftsspiel, das Erlebnispädagoge Oliver Lumma mitgebracht hat. Jetzt müssen alle an einem Strang ziehen, um Holzsteine richtig aufeinanderzusetzen. Doch wer sagt an, was wann zu tun ist? Die Gruppe schwankt zwischen lautem Durcheinander und Enttäuschung. Schließlich aber gelingt es, gemeinsam die knifflige Aufgabe abzuschließen. Wie so oft: Es klappt nur, wenn alle kommunizieren und zuhören.

Wie Djamila und die anderen 19 Teilnehmer bei den Challenges abgeschlossen haben? Das erfahren die Kandidaten selbst schon in der darauffolgenden Woche. Insgesamt sechs aus der Gruppe lädt die Lebensmittel Praxis zum 25. Deutschen Fleisch-Kongress ein, drei aus der Kategorie Verkauf, drei aus der Produktion.

Die Öffentlichkeit lernt die Finalisten im Februar beim Fleisch-Kongress kennen. Im Kameha Grand Hotel Bonn trifft sich die gesamte Fleischbranche. Ein wichtiger Programmpunkt am 22. Februar ist die Vorstellung der sechs Fleisch-Star-Talente mit Live-Interviews auf der Bühne sowie abends die Prämierung der beiden Preisträger.

Wie die Juroren die Talentschau erlebt haben? Sie sind unisono der Auffassung, dass das Casting Anlass zur Hoffnung gibt: Denn sie haben 20 junge Menschen kennengelernt, die mit Engagement in und hinter ihrem Beruf stehen. 20 Talente, die sich nicht nur auf einer Bühne, sondern ebenso gegenüber dem Kunden behaupten können. Aber auch: 20 Azubis, die in manchen Disziplinen (Kalkulieren!) teilweise noch großen Spielraum zur Verbesserung haben. Und vor allen Dingen: 20 junge Menschen, die der Handel heute und in den nächsten Jahren dringend benötigt. Denn ohne sie kann er keine rentablen Fleischtheken betreiben.

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