Beleuchtung Im natürlichen Rhythmus

Biologisch wirksame Beleuchtung soll die Servicequalität von Mitarbeitern und das Wohlbefinden der Kunden erhöhen, was der Umsatzentwicklung zuträglich wäre. Edeka-Händler Thomas Köpper testet eine solche HCL-Lichtlösung in einem seiner drei Märkte.

Donnerstag, 14. Juli 2016 - Management
Sonja Plachetta
Artikelbild Im natürlichen Rhythmus
Bildquelle: Oktalite, Jörn Strojny

Eine schöne warme Atmosphäre, in der sich Mitarbeiter und Kunden wohlfühlen, wollte Thomas Köpper schaffen, als er die Erweiterung seines Edeka-Marktes in Niedernwöhren in der Nähe von Minden von 800 auf 1.660 qm geplant hat. Dabei hat er ein Experiment gewagt. Im Eingangsbereich, in der Kassenzone sowie im Marktleiterbüro und Aufenthaltsraum der Mitarbeiter testet der Kaufmann ein besonderes Lichtkonzept: eine biologisch wirksame Beleuchtung, die nach der englischen Bezeichnung Human Centric Lighting mit HCL abgekürzt wird.

HCL wirkt auf verschiedenen Ebenen, eine davon ist, dass die künstliche Beleuchtung das natürliche Licht nachahmt und damit dem menschlichen Biorhythmus folgt. Morgens soll ein eher kaltweißes Licht mit hohen Blauanteilen die Menschen aktivieren, höchste Intensität und kühlste Lichtfarbe herrschen zur Mittagszeit, zum Abend hin wird es langsam heruntergefahren, die Intensität sinkt, die Lichtfarbe wird wärmer. „HCL sorgt mit dem richtigen Licht zur richtigen Zeit dafür, dass es uns gut geht“, sagt Thomas Korflür, Vertriebsleiter bei Oktalite Lichttechnik, das die Lichtplanung bei Edeka Köpper übernommen hat. Ob das Wohlbefinden durch den tageslichtähnlichen Lichtverlauf wirklich steigt, erforscht Oktalite aktuell mit einer Langzeit-HCL-Studie bei Edeka Köpper. „Diese untersucht die Wirkung der Beleuchtung sowohl auf Mitarbeiter unter Berücksichtigung der Aspekte Wohlbefinden und Müdigkeit im Tagesverlauf sowie Schlafqualität in der Nacht als auch auf Kunden mit Fokus auf Empfinden der Lichtqualität, Servicequalität der Mitarbeiter sowie Wohlbefinden und Zufriedenheit“, sagt Korflür. Erfasst wird z. B. auch, ob es seit der Installation weniger Fehlbons gibt und wie sich der Krankenstand entwickelt hat. Vor allem die sieben Mitarbeiter, die an den fünf Kassen arbeiten, und natürlich ein Teil der 8.000 Kunden, die wöchentlich in dem Markt einkaufen, werden in mehreren Zyklen befragt. Die Ergebnisse werden verglichen mit denen aus dem Markt von Thomas Köpper in Helpsen, der „nur“ über Standard-LED-Beleuchtung verfügt. Dort beantworten Kunden und Mitarbeiter die gleichen Fragen wie die in Niedernwöhren. Im Herbst soll ein Ergebnis vorliegen.

Die Kunden sollten sich wohlfühlen. HCL eröffnet uns eine neue Möglichkeit.
Edeka-Händler Thomas Köpper

„Bisher sind die Rückmeldungen sehr positiv“, sagt Köpper. Welchen Anteil die HCL-Beleuchtung an der Umsatzsteigerung von 20 Prozent gegenüber dem alten Markt in Niedernwöhren hat, vermag er nicht zu sagen. Aber wenn die Studienergebnisse so positiv sind, wie es die bisherigen Rückmeldungen erwarten lassen, kann er sich eine Umrüstung auf HCL auch in Helpsen durchaus vorstellen. Für den noch geplanten Gastronomiebereich in Niedernwöhren denkt er ebenfalls über diese Lichtlösung nach.

Laut der Marktstudie „Human Centric Lighting” von ZVEI, Lighting Europe und A.T. Kearney aus dem Jahr 2013 gibt es in Europa ein Potenzial von ca. 7 Prozent am Beleuchtungsmarkt für HCL. 2020 könnten, bei konservativer Schätzung, in Europa 1,4 Mrd. Euro damit umgesetzt werden. Der Handel steht dabei allerdings weniger im Fokus als etwa Büros, Schulen, Krankenhäuser oder Fabrikhallen, wo sich viele Menschen den ganzen Tag aufhalten. „Im Supermarkt stehen wir bei der Berücksichtigung von HCL-Konzepten noch ganz am Anfang“, gibt Korflür zu. Die höheren Kosten für eine solch veränderbare HCL-Lichtlösung mag manchen abschrecken. Für den Oktalite-Vertriebsleiter hat der HCL-Einsatz aber das Potenzial, „durch eine stärkere Mitarbeiterbindung sowie einen geringeren Krankenstand Kosten zu senken und dabei durch einen besseren Service sowie ein höheres Wohlbefinden der Kunden den Umsatz gleichzeitig zu steigern“. In der Kassenzone, wo sich die Mitarbeiter lange aufhalten, wird die Beleuchtung nach Tageszeit gesteuert.