Plastiktüten Zahlen, bitte!

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks wird langsam ungeduldig in Sachen Plastiktüten. Sie werde das Ordnungsrecht bemühen, wenn der Handel sich nicht zügig auf eine Selbstverpflichtung einige.

Freitag, 29. Januar 2016 - Management
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Zahlen, bitte!
Bildquelle: Steffen Holzmann, Die Hoffotographen, Christian Kaester
Drei Meinungen

 

Jürgen Resch
Bundesgeschäftsführer deutsche Umwelthilfe

Ausgerechnet mit dem bisher in der Umweltpolitik ausnahmslos gescheiterten Instrument der freiwilligen Selbstverpflichtung will das BMUB die Plastiktütenflut stoppen. Der vom Handelsverband Deutschland angekündigte Vorschlag ist nicht mehr als eine Nebelkerze. Er sieht weder vor, eine konkrete Höhe des Preises für Plastiktüten festzulegen, noch soll es Sanktionsmaßnahmen geben, falls sich Händler nicht an die Selbstverpflichtung halten. Die Verpflichtung gilt zudem nur für die Mitglieder des HDE. 30 Prozent der deutschen Handelsunternehmen gehören diesem Verband jedoch gar nicht an. Dass die Umweltministerin den Handel nun ermahnt belegt ausdrücklich, dass das Instrument der Freiwilligkeit nicht funktioniert. Andere EU-Staaten haben mit einer klaren gesetzlichen Regelung den Plastiktütenverbrauch fast auf null reduziert. Frau Hendricks lässt sich die Regelung einmal mehr von der Wirtschaft diktieren. Wir fordern nun die Abgeordneten des Bundestages dazu auf, eine entsprechende Initiative zur korrekten Umsetzung von EU-Recht zu ergreifen.

Kai Falk
Geschäftsführer Kommunikation, Handelsverband Deutschland (HDE)

Tragetaschen sind ein wichtiger Service im Handel, wenn Kunden ihre Einkäufe sicher und sauber nach Hause bringen möchten und keine eigene Tasche zur Hand haben. Im Durchschnitt greift jeder Deutsche jährlich 71 mal zur Plastiktüte. In Deutschland sorgt eine funktionierende Kreislaufwirtschaft dafür, dass so gut wie keine Plastiktüten die Natur verschmutzen. Der Einzelhandel setzt sich dennoch für eine deutliche Reduktion der Tüten ein. Denn jede nicht benötigte oder wiederverwendete Tüte hilft, wertvolle Rohstoffe und Energie zu sparen. Gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium hat der HDE deshalb eine Vereinbarung entworfen, mit der mittels einer freiwillig eingeführten Bezahlpflicht nicht nur europäische Vorgaben umgesetzt, sondern auch Maßnahmen zur Kundeninformation für einen sparsamen Umgang mit Tüten geschaffen werden sollen. Bevormundende Ordnungspolitik in Form einer Zwangsabgabe dagegen würde bei den Verbrauchern keinen Bewusstseinswandel im Sinne der Umwelt auslösen.

Jan Meifert
Inhaber Edeka Meyer`s, Neumünster

Die Plastiktüte ist für mich ein Symbol der Wegwerfgesellschaft und sehr leicht zu ersetzen. Wenn es draußen regnet, ziehe ich mir auch eine Jacke an, sobald ich das Haus verlasse. Ähnlich verhält es sich mit dem regelmäßigen Einkauf von Grundnahrungsmitteln und wie man sie nach Hause transportiert. Ich verzichte in meinen Märkten seit einem Jahr auf die Plastiktüten an der Kasse und in der Obst- und Gemüse- Abteilung. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Endverbraucher greifen guten Gewissens zu ökologisch nachhaltigeren Tragetaschen und sind dankbar, dass einer den Anfang macht. So haben wir im Jahr 2015 Tonnen an biologisch schlecht abbaubarem Plastikmüll eingespart. Wir erzeugen nicht nur weniger Plastikmüll, sondern bei vielen unserer Kunden ein nachhaltiges Umdenken im Umgang mit selbstverständlichen, aber eigentlich überflüssigen Dingen. Ich bin für eine zügige Bewusstseinsänderung des Handels sowie des Endverbrauchers im Umgang mit Verpackungsmitteln und deren Auswirkung auf unsere Natur, denn wir haben nur eine Erde.

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