Gastkommentar Gemeinsam nachhaltigen Konsum fördern

Wie lässt sich das Thema Nachhaltigkeit glaubwürdig in Richtung Verbraucher transportieren und wie lassen sich Konsumenten für nachhaltigere Produkte begeistern?Die Kernbotschaft vorweg: Es geht nur gemeinsam mit Herstellern und Handel.

Freitag, 09. Oktober 2015 - Management
Dr. Axel Kölle, Dr. Christian Geßner
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Über die letzten Jahre zeigen sich in zahlreichen Studien immer wieder Diskrepanzen zwischen den Kaufabsichtserklärungen der Verbraucher und den tatsächlichen Kaufentscheidungen am PoS. Diese Lücke gilt es sukzessive zu schließen, ist es doch schlussendlich der Konsument, der entscheidend an der Wertschöpfungskette „zieht“ und somit unmittelbaren Einfluss auf ein nachhaltigeres Sortiment ausübt. Wie bei den eigenen Mitarbeitern auch, gilt es, den Konsument über möglichst einfache Informationen und Stories für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Hierzu können bekannte Siegel wie z. B. Bio, Fair Trade, UTZ, Rainforest Alliance ebenso beitragen wie Ansätze der Regionalität oder Lokalität.

Inwieweit ganzheitliche Bewertungsansätze, die Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialaspekte gleichermaßen berücksichtigen und auch Zielkonflikte zwischen den drei Dimensionen thematisieren, geeignet sind, dem Verbraucher Orientierung zu bieten, gilt es in den nächsten Jahren näher zu erforschen. Hierbei erscheint es wichtig, Themen wie z. B. Klimawandel, Ressourcenschutz oder Tierwohl ebenso zu berücksichtigen wie faire Wertschöpfung, Antikorruption oder auch Gesundheit, Demografie oder Diversity für den Verbraucher zu bündeln und entsprechend kommunikativ aufzuarbeiten.

Wie eine aktuelle Studie des ZNU belegt, wünschen sich sowohl Hersteller als auch Händler einen intensiveren Know-how-Transfer entlang der Wertschöpfungskette. Dies kann und sollte auch zur Folge haben, dass sich beide Akteure intensiver über Serviceleistungen und Kommunikation in Richtung Konsument Gedanken machen und kooperative Konzepte entwickeln.

Hierbei gilt es, den Konsumenten – zunehmend (durch kritische NGO´s) sensibilisiert und informiert – nicht durch vermeintliche „Greenwashing-Maßnahmen“ weiter zu verunsichern, sondern diesen durch transparente, nachvollziehbare Maßnahmen an sich zu binden.

Dies können Themenbereiche zur Nachhaltigkeit im LEH sein, durch welche der Konsument im besten Sinne „gelenkt“ wird in Richtung nachhaltigeren Konsum. Weiterhin nimmt die Anzahl der Apps zu, welche den Verbraucher direkt am PoS über Nachhaltigkeitsaktivitäten der jeweiligen Hersteller informieren.

Ein weiterer, unmittelbarer Hebel ist im zunehmenden Online-Handel von Lebensmitteln und weiteren Artikeln der FMCG-Branche zu sehen. Neben bestehenden Filtern z. B. zu Regionalität oder auch einzelner, wichtiger Gesundheitsaspekte wie „gluten- oder laktosefrei“ oder Informationen zu „Allergenen“ ließen sich diese Filtereigenschaften auch für unterschiedliche Nachhaltigkeitsaspekte von Produkten entwickeln. Neben bestehenden Siegellösungen gilt auch hier die ganzheitliche Betrachtung und Abwägung von Nachhaltigkeitsthemen, da die Betrachtung einzelner Aspekte schlicht zu kurz greift.

Wie aktuelle Trends zeigen, wird der nachhaltige Konsum weiter ansteigen, und dies sowohl quantitativ als auch qualitativ. Um hier erfolgreiche Konzepte für die zunehmend kritischen Konsumenten erfolgreich umzusetzen, bedarf es der engeren Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette – insbesondere auch an der Schnittstelle Hersteller/Handel.

Weiterführende Informationen rund um das ZNU finden Sie auch unter www.uni-wh.de/znu