Gastkommentar Einkauf kann Spaß machen – gern mit digitaler Unterstützung - Seite 2

Noch werden den Kunden im Lebensmittelhandel viele Hürden in den Weg zum Einkauf gelegt. Das kann sich ändern. Gastbeitrag von Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen.

Freitag, 25. September 2015 - Management
Hendrik Schröder

Alles, was sich Melanie Mertens und viele anderen Kunden wünschen, ist schon möglich, viele Techniken auch in der Praxis erprobt, wie z. B. in den Future Stores der Metro in Rheinberg (2003) und Tönisvorst (2008). Informationstechniken, wie RFID, NFC und Bluetooth, erlauben Erfassung und Austausch von Daten und machen Gegenstände zu intelligenten Dingen, zum Internet der Dinge. Was immer sich messen lässt, wie das Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums und das Unterschreiten von Mindestbeständen , kann Frau Mertens als Information erhalten und in ihr Kaufen aufnehmen. Informationen über die Händler, wie z. B. Produkte, Preise und Aktionen, fließen in Vorschläge ein, wo Frau Mertens welche Produkte kaufen kann. Sie kann als Randbedingungen angeben, welche Händler sie bei welchen Warengruppen bevorzugt und bei welchen Händlern sie bestimmte Warengruppen auf keinen Fall kaufen möchte. Sie kann Wochentage und Tageszeiten festlegen und sich einen Tourenplan entwickeln lassen, bei dem sie unter Berücksichtigung des Verkehrsaufkommens und des Kundenaufkommens in den Geschäften wenig Zeit verbraucht.

Die Wegeleitung setzt sich in den Geschäften fort. Ihr Smartphone führt Melanie Mertens auf den kürzesten Wegen zu den geplanten Artikeln. Sollte sie ein Produkt nicht im Regal finden, weil es ausverkauft ist, erhält sie die Information, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie diese Ware in einem weiteren Geschäft erhält, in das sie noch auf ihrer Einkaufstour gehen wird. In der Kassenzone braucht Melanie Mertens die Produkte nicht aus dem Einkaufswagen zu nehmen. Die in die RFID-Chips der Produkte eingegebenen Preise werden ausgelesen, die Rechnung kann sie kontaktlos bezahlen. Melanie Mertens hat noch zwei weiteren Möglichkeiten, die ihr das Einkaufen erleichtern können: Die eine heißt Click & Collect, die andere Online-Bestellung und Anlieferung. Es gibt mittlerweile viele Lebensmittelhändler, die diese Lösungen anbieten.

Programmiertes Einkaufen und Optimierung der Wegeführung – wo bleiben da die Spontankäufe? Folgende These: Wenn Melanie Mertens merkt, dass der Pflichtteil ihres Einkaufs deutlich entlastet wird, dann gewinnt sie Zeit und Kraft für die Kür, sie ist entspannter und offener für Neues und Abwechslung. Dann kann auch der Einkauf von Lebensmitteln Spaß bereiten.

Technik kann Menschen nur unzureichend ersetzen - aber beim Einkauf kann sie sehr gut unterstützen.