Nestlé-Zukunftsstudie Reset am Tisch und Point of Sale

In 15 Jahren: Grundversorgung mit Lebensmitteln online und gleichzeitig neue Inspirationen für Kunden im stationären Handel. Ergebnisse der Nestlé-Zukunftsstudie.

Montag, 18. Mai 2015 - Management
Dieter Druck
Artikelbild Reset am Tisch und Point of Sale
Bildquelle: Mugrauer

Der Online-Anteil im Handel mit Lebensmitteln steigt stetig, wenngleich noch auf geringem Niveau. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Dies untermauert die Nestlé-Zukunftsstudie „Wie is(s)t Deutschland 2030?“ Fast zwei Drittel der 1.029 Befragten gehen davon aus, dass das Gros der Lebensmitteleinkäufe in Zukunft online erfolgen wird. Besonders hoch (74 Prozent) ist der Anteil dieser Befürworter in der Gruppe, die als Zukunftsgestalter ausgemacht wurden. Sie werden als Vorreiter bzw. Multiplikatoren unseres künftigen Ernährungs- und Einkaufsverhaltens gesehen. Diese Gruppe repräsentiert rund 12 Prozent aller Befragten (die anderen: Zukunftsbegleiter: 67 Prozent; Traditionalisten: 20 Prozent). Kennzeichen der Zukunftsgestalter: überwiegend weiblich, im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, höher gebildet als der Durchschnitt, überwiegend berufstätig und offen für Innovationen. Sie erwarten, dass künftig Mahlzeiten unterwegs gekauft und verzehrt werden. In den ei genen vier Wänden wird das Essen eher geliefert als selbst gekocht. Küchen in den Wohnungen dienen nur noch der schnellen Aufbereitung.

Gleichzeitig gehen jedoch auch 61 Prozent der Menschen in Deutschland davon aus, dass Lebensmittelgeschäfte durch Beratung und Verkostungsmöglichkeiten neue Inspiration bieten werden. Verkostungsstände und Café-Ecken laden zum Verweilen ein und sollen den Lebensmitteleinkauf zum „Genuss-Erlebnis“ machen. Das Einkaufen und der Shop werden so zu einer Aneinanderreihung von Events. Der stationäre Handel muss neue Serviceleistungen bieten.

Jeder Zweite hält es für wahrscheinlich, dass neue Einkaufszentren mit verschiedenen kleinen Spezialgeschäften die klassischen Supermärkte ablösen werden. Letztlich wird es auch für den Lebensmittel-Einzelhandel nicht nur eine Zukunft geben, denn Online-Handel und traditionelle Geschäfte existieren laut Studie auch im Jahr 2030 weiterhin nebeneinander. „Aber in einer neuen Rollenverteilung“, sagt Jens Krüger, Geschäftsführer von TNS-Infratest: „Der stationäre Lebensmittel-Einzelhandel hat künftig die Chance, durch eine inspirierende Gestaltung der Shops ein ganz neues Einkaufserlebnis zu kreieren und sich darüber zu profilieren.“

Die breiteste Akzeptanz findet das Szenario „ressourcenschonende Ernährung in einer werteorientierten Gesellschaft“. Es ist die Fortschreibung dessen, was wir heute schon mit Bio/Nachhaltigkeit und Gesundheit belegen. Gut vorstellbar, dass Konsumenten künftig in neu gestalteten Einkaufswelten an neue, ressourcenschonende Produkte, z. B. alternative Proteinquellen aus Basis von Algen oder Insekten, herangeführt werden. An Probierständen würde dann Verbrauchern gezeigt werden, wie sie diese verarbeiten und zubereiten können. Auch der weitestgehende Verzicht auf Verpackungen passt für diese Gruppe.

Viele Befragte halten es auch für realistisch, dass sich Apps und personalisierte Armbänder während des Einkaufs mit Hinweisen und Ratgebern vernetzten und den Kunden bei der Auswahl passender Lebensmittel unterstützen. Ein Szenario mit hoher Akzeptanz unter den Befragten ist „Essen als gemeinsames Erlebnis in einer entstrukturierten Gesellschaft“. Dieser Typus schätzt das Essen in Gesellschaft, wobei eine gesunde, ausgewogene Ernährung bei gleichzeitiger Genussorientierung überwiegt. Es bilden sich Einkaufsgemeinschaften, die Lebensmittel in größeren Mengen beziehen. Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs werden in der Regel online bezogen. Neue Anregungen liefern der Supermärkte und Spezialitätengeschäfte. Bei Kochevents, vorrangig in großen Mietküchen im näheren Umkreis, wird die Gemeinsamkeit gepflegt. Ebenso könnte der Handel für ein entsprechendes Umfeld und Angebot sorgen.

Zudem finden sich künftig personalisierte Lebensmittel sowie Produkte zur individuellen Leistungssteigerung im Regal der Einkaufsstätte. Die Lebensmittelindustrie hilft, geeignete Produkte für die persönliche Leistungssteigerung zu finden, indem sie diese einfach und deutlich kennzeichnet. Und in den Läden gibt es geschulte Mitarbeiter, die die Kunden bei der Wahl der richtigen Lebensmittel, beispielsweise zur gesundheitlichen Vorbeugung und Leistungssteigerung, beraten. Dieser Vorstellung schließen sich zumindest 25 Prozent der Befragten an, ihnen gefällt das auf Leistungssteigerung orientierte Szenario.

Auch Fertiggerichte spielen in der Zukunft eine Rolle. Aus Sicht von 53 Prozent der Befragten helfen hochwertige Fertigprodukte und -gerichte dabei, die Ansprüche an die Ernährung und den Wunsch nach „Qualitätszeit“ zu vereinbaren. Für 38 Prozent der befragten Personen spielen Fertiggerichte und Snacks künftig sogar eine wichtige Rolle. Sie halten es für realistisch, dass wir sogar überwiegend auf diese Produkte zurückgreifen werden.

Insgesamt müssen Handel und Hersteller noch flexibler werden, weil der Verbraucher stärker reflektiert, wie man sich auf seine Bedürfnisse einstellt. Und mit diesem Anspruchsdenken wird der Verbraucher zum Treiber. Der Handel kann die Chance aufgreifen, sich als soziale Drehscheibe zu positionieren. Das Potenzial für Hersteller und Handel resultiert aus der deutlich ausgeweiteten Akzeptanz für Neues und einer allgemein höheren Wertschätzung für Lebensmitteln. „Verbraucher erwarten von Hersteller und Handel, das sie den individuellen Bedürfnissen entsprechend, für eine nachhaltige und gesunde Ernährung sorgen“, resümiert Gerhard Berssenbrügge, Vorstandsvorsitzender der Nestlé Deutschland AG

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