Konzept Dorfladen 4 Beispiele

Kein Großhändler kann Miniläden in dünn bewohnten Gegenden aus reiner Nostalgie und Menschenliebe betreiben. Es muss sich schon lohnen. Und das kann funktionieren. Dabei sind gerade die so genannten Dorfläden immer mehr als nur Verkaufsorte. Sie sind Treffpunkt und Kommunikationszentrum für die Menschen im Ort.

Freitag, 06. Juni 2014 - Management
Lebensmittelpraxis
Artikelbild 4 Beispiele
Der Name sagt schon, worauf die Märkte setzen:
Die Frische steht im Fokus.
Mehr als nur ein Lieferant

Die Utz GmbH & Co. KG ist in Süddeutschland als Großhändler für Nahversorger und Convenience-Shops unterwegs.

Unternehmen: Nähe, Regionalität und Qualität in der Nahversorgung – darauf hat sich das Großhandelsunternehmens Utz GmbH und Co. KG aus Ochsenhausen spezialisiert. In diesem Jahr feiert das in 3. Generation geführte Familienunternehmen sein 100-Jähriges. 2013 wurden mit rund 100 Mitarbeitern rund 60 Mio. Euro. 1,2 Mio. km werden zu den Kunden in Süddeutschland jährlich zurückgelegt

Um’s Eck: Mit „Um’s Eck“ entwickelte Utz im Jahr 1999 gemeinsam mit den Großhändlern LHG, Eibelstadt, und Handelshaus Rau, Pfarrkirchen, ein Franchise-Konzept für selbstständige Einzelhändler. Seitdem bietet das Unternehmen auf diesem Gebiet sämtliche Leistungen von A bis Z: angefangen beim einheitlichen Erscheinungsbild und der Ladenausstattung über die Planung des Sortiments und Werbeauftritts bis hin zur regelmäßigen Warenbelieferung. Das Unternehmen betreut heute mit seinen Großhandelspartnern rund 200 Kunden.

Dorfladen: Das Konzept ist auf Nachbarschaftsmärkte unter der Führung von Gemeinden oder Bürgerinitiativen ausgerichtet. Insgesamt 30 Läden mit einer Fläche von 50 bis 300 qm sorgen für Einkaufsmöglichkeiten vor der Haustüre. Das Leistungsprogramm umfasst u. a. Standortkaufkraftanalyse, Finanzierungs- und Investitionsplan, Sortimentsauswahl, Ladenplanung und etliches mehr.


13 Außendienstler beraten die Kunden

Cames beliefert rund 1.300 Kunden und bietet ihnen ein Sortiment von etwa 11.000 Artikeln an. Wichtig ist die Beratung.

Struktur: Das Neusser Unternehmen Cames (ca. 66 Mio. Euro Nettoumsatz 2013), packt jährlich rd. 3,6 Mio. Kolli und liefert sie über den eigenen Fuhrpark, 16 Lkw, aus. Bedient werden in NRW, Rheinland-Pfalz und im BENELUX-Bereich etwa 1.300 Kunden (zwischen 30 und 600 qm groß): 331 Tankstellen, 339 Kioske (inkl. Bahnhöfe und Flughäfen), 51 Großhandlungen, 429 LEH-Geschäfte (inkl. Metzgereien und Bäckereien; ca. 150 bis 180 qm), außerdem Videotheken und andere Freizeiteinrichtungen.

Sortiment: Tabak (45 Prozent), Getränke mit und ohne Alkohol (Mehr-/Einweg; 17 Prozent), Süßwaren (10 Prozent), Lebensmittel (Konserven, Fertiggerichte, ready to heat/eat etc. 8 Prozent), Frischware (Mopro, Wurst; 6 Prozent), TK-Ware (Impuls-Eis, Pizza, Nudeln, Gemüse etc.; 4 Prozent), WPR, Haushaltswaren, e-loading/m-loading (Telefonkarten). Frischfleisch und Obst/Gemüse handelt Cames über spezialisierte Partnerunternehmen im Streckengeschäft.

Perspektive: 13 Außendienstler beraten die Kunden vor Ort bezüglich des 11.000 Lagerartikel umfassenden Sortiments, der Warenpräsentation oder auch der Betriebswirtschaft. Neben wöchentlichen Sortimentsinfos und Wochenwerbung in Verbindung mit eigenem Endkundenhandzettel bietet Cames auch saisonale Vorverkäufe, Sonder-/Industrieaktionen sowie eine Hausmesse. Ganz neu ist ein Kundeninformationsportal.


Selbstständige Nah-&-Frisch-Märkte

Der Name sagt schon, worauf die Märkte setzen: Die Frische steht im Fokus.

Struktur: Von Sylt in Schleswig-Holstein bis nach Dresden in Sachsen reicht das Verbreitungsgebiet der Nah-&-Frisch-Märkte. Derzeit werden 51 selbstständige Kaufleute von der Bartels-Langness Handelsgesellschaft mit Sitz in Kiel beliefert. „Wir haben viel Freude an den kleinen Flächen“, bestätigt Bartels-Langness-Geschäftsführer Julius Nommensen, der das Konzept für die Nahversorgungsschiene mit seinem Vertriebsteam entwickelte.

Sortiment: Die Verkaufsflächen reichen von rund 300 bis 1.450 qm, im Schnitt kommen die Märkte auf 500 qm. Die Artikelanzahl variiert, je nach Standort und Größe des Marktes. Auf jeden Fall aber steht die Frische im Mittelpunkt, sprich: Obst und Gemüse, Fleisch, Molkereiprodukte, Salate, zudem verstärkt regionale Sortimente.

Perspektive: Die letzten Neueröffnungen sind 2013 an den Start gegangen: zum Beispiel in Annaberg-Buchholz, Husby, Malchin, Wanderup und Wester-Ohrstedt. Auch im laufenden Jahr sind weitere Eröffnungen geplant, bestätigt die Großhandlung. Ob die Flächen rentabel arbeiten? „Die Nahversorger erwirtschaften für die selbstständigen Kaufleute ein Einkommen. Für Bartels-Langness als Großhändler tragen die Standorte zur Verdichtung des Vertriebsgebiets bei und passen sich gut in die vorhandenen Strukturen ein.“


Coop Kiel mit zwei Formaten

In Gemeinden mit 2.000 Einwohnern engagiert sich die Kieler Coop eG mit standortspezifischen Märkten.

Struktur: Durch die ländliche Struktur in ihrem Vertriebsgebiet hat die Coop eG, Kiel, nach eigener Aussage „großes Interesse“ daran, Gemeinden um 2.000 Einwohner bei der Nahversorgung zu unterstützen. Zurzeit ist die Coop Partner von acht Markttreffs und 45 Top Kauf-Geschäften. Das Sortiment wird immer individuell an den Standort angepasst, wobei die Regionalität im Fokus steht (z. B. Kartoffeln und Eier des örtlichen Landwirts). Der kleinste Top Kauf hat eine Fläche von 200, der größte eine Verkaufsfläche von 650 qm.

Top Kauf: Die Kleinflächen befinden sich immer in der Nähe von Sky-Verbrauchermärkten, dabei entstehen für die Coop Synergien bei der Logistik. Mitte Mai eröffnete der jüngste Top Kauf in Rantrum bei Husum. Der Markt verfügt über eine Elektrotankstelle sowie – und das ist besonders für Touristen interessant – spezielle Parkplätze für Wohnmobile, eine Solaranlage produziert Strom für den Eigenverbrauch. Im Sommer eröffnet ein Markt in Heidgraben, im Herbst kommen zwei weitere hinzu.

Markttreff: Eine Initiative des Landwirtschaftsministeriums, die Gemeinden mit EU-Mitteln fördert. Das Konzept fußt auf drei Säulen: Nahversorgung (Top Kauf), Dienstleistung wie Post oder Reinigung, Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft. Mögliche Förderer sind die Gemeinden oder Investoren wie auch die Coop.

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für Nahversorger und Convenience-Shops unterwegs.
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