Warenverkaufskunde Viez

Trendgetränk mit Tradition: Wer die moselfränkische Variante des Apfelweins, den Viez, einmal probiert hat, ist entweder begeistert oder abgeschreckt. Die Fangemeinde wächst. Es gibt sogar eine Viez-Bruderschaft.

Mittwoch, 11. Januar 2023 - Warenkunden
Christina Steinhausen
Artikelbild Viez
Kenner trinken Viez nur aus der Porz, dem 0,4-Liter- Porzellan-Krug.
Bildquelle: Getty Images, Nina Vahrenkampf

Umme Apfelsaft, auf Hochdeutsch etwa vergorener Apfelsaft – so nennen die Trierer nicht ohne Spott den Viez, den Merziger im LEH vermarktet. Das sei eigentlich mit dem handwerklich hergestellten Kulturgut von kleinen Familienbetrieben mit Streuobstwiesen gar nicht zu vergleichen, heißt es nicht nur bei der Viez-Bruderschaft, die sich 2010 gegründet hat, und in der Gastronomie. Stolz sind die Menschen an Mosel und Saar auf ihren Viez, der selbstverständlich nur aus der Viez-Porz, dem 0,4 Liter fassenden weißen Porzellankrug, getrunken wird. Alles andere sei ein Sakrileg, so Paula Kolz aus der Trierer Tourist-Info. Ihr Mann ist auch ein Viez-Bruder, einer von inzwischen 27.

Dass Viez Trend ist, beobachtet Tobias Gruppe genau. Er leitet den Rewe-Markt von Tim Schirra in Trier und verkauft von Jahr zu Jahr mehr Viez, auch den von Merziger, aber der Fokus liegt bei ihm auf fünf regionalen Lieferanten, die ihren Viez in diversen Gebinden von der Liter-Glasflasche bis hin zum 10-Liter-Karton anbieten. Im Getränke- und im Supermarkt ist der Viez nicht zu übersehen.

Ursprünglich nur auf den zahlreichen Streuobstwiesen, inzwischen für große Betriebe aber auch in Apfelplantagen der Region, wachsen die Äpfel für den Viez. Traditionell waren es kleinwüchsige Früchte von bestimmten, alten Apfelsorten. Viez ist ein durchgegorenes Getränk mit einem Alkoholgehalt von 5 bis 7 Prozent. Besonders beliebt ist der Durstlöscher wegen seiner herben Frische im Sommer. Inzwischen hat er sich allerdings bis auf eine Delle in den Wintermonaten quasi zum Ganzjahresartikel entwickelt. In der Gastronomie wird Viez auch mit Sprudel gemischt als Viez-Schorle angeboten. Mit Limonade oder Cola gemischt, ist Viez süffiger und oft der Einstieg in die „Produktbindung“.

Wie entsteht Viez?

Die reifen Äpfel werden zunächst mit Leitungswasser gewaschen, dann fein gemahlen. Die Maische kommt in einen Maischetank. In größeren Betrieben erfolgt die Pressung über eine Band- oder Tuchpresse mit mehreren hintereinanderliegenden Rollen. Bis der Saft in den Tanks vergoren ist, dauert es rund vier Wochen. Viez wird natürlich geklärt, also nicht filtriert. Die Filtration würde dem Getränk seinen Charakter und seine Geschmacksnuancen nehmen. Da keine Gelatine und auch sonst nichts weiter dem Produkt hinzugefügt wird, darf Viez auch als veganes Produkt gekennzeichnet werden. Die Streuobstwiesenkultur und der Viez sind Grundlage der 160 Kilometer langen Viezstraße, die von Merzig an der Saar über den Saargau bis in die Moselstadt Trier führt.

Liste: 51 Viez-Hersteller:

  • Esch: Gabler, Christof
  • Fisch: Hunsicker, Armin
  • Fisch: Lutz, Roland
  • Föhren: Ambrosius, Leo
  • Hatzenport: Alte Apfelwein-Kelterei Hasdenteufel, Karl-Josef
  • Holsthum: Zeimetz, Alois
  • Kastel-Staadt: Klein, Karl-Albert
  • Kesten: Beer, Michael
  • Kinheim-Kindel: Rieth, Alexander
  • Klausen: Hauskelterei Heß und Thull: Matthias Heß, Katharina und Johannes Thull
  • Konz: Weingut Zusammenfluss
  • Konz-Oberemmel: Bechtold, Andreas
  • Kreuzweiler: Klein, Martin
  • Lampaden/Obersehr: Koch, Thorsten
  • Losheim: Väth, Stefan
  • Merzig: Schmitt, Wolfgang
  • Mesenich: Arens, Hugo
  • Mülheim: Weinküferei Benzmüller
  • Mülheim: Bottler, Jonas
  • Mülheim: Orthmann, Sven
  • Oberbillig: Riol, Peter
  • Palzem: Sauerweins Weingut, Matthias und Timo Sauerwein
  • Pellingen: Blau, Johannes
  • Perl-Münzingen: Krista, Bernd
  • Pluwig: Müller, Rudi
  • Reinsfeld: Die Viezgarage, Jochen Hüther und Stephan Wollscheid
  • Rivenich: Patrick Braband
  • Riol: Reis, Matthias
  • Sehlem: Viezwerk: Bernhard, Anja
  • Spangdahlem: Fögen, Ernst
  • Tawern: Komes, Kevin
  • Tawern: Komes, Willi
  • Tawern: Rausch, Fabian
  • Tawern-Fellerich: Greif, Peter
  • Thomm: Kelterei Gorges
  • Trier: Gehlen, Wilhelm
  • Trier: Kirsten, Dirk
  • Trier: Konrath, Matthias
  • Trier: Wahlen, Herbert
  • Trier: Wick, Micha
  • Trier-Filsch:  Oberhausen, Christian
  • Waldrach: Scherf, Andreas
  • Welschbillig: Bohr, Alexander
  • Welschbillig: Kelterei Marc Conrad
  • Wiltingen: Wiltinger Viez e. V., Schmitz, Tobias
  • Wincheringen: Plunien, Max
  • Wintersdorf : Edelobstbrennerei + Viez Norbert Schmitt (Klimmes)
  • Wittlich: Berg, Stephan
  • Wittlich: Follmann, Herbert
  • Zell: Stein, Tobias
  • Zell: Weingut Treis

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Eine Apfelpresse wie diese hatte früher jeder Viezer zu Hause. 4 Wochen dauert es circa, bis der Saft aus den gepressten Äpfeln in den Tanks vergoren ist.
Bild öffnen Kenner trinken Viez nur aus der Porz, dem 0,4-Liter- Porzellan-Krug.
Bild öffnen 1.
Moselfranken / Trier: Hier ist der Viez zu Hause, bedingt durch die Sortenauswahl der Äpfel ein herb-säuerliches Getränk
Bild öffnen 2.
Saargau / Westpfalz: Eher liebliche, trockene Variante des Viez, ohne extreme Säure, gelegentlich Zusatz von Birnen
Bild öffnen 3.
Hessen: Äppelwoi (oftmals Zusatz von Speierling als Gerbstoffquelle)
Bild öffnen 4.
Württemberg / Bodensee:
Dem Most (Moscht) werden keine anderen Früchte zugesetzt, nur Apfel und Birne. Typisch sind Mostbirnen
Bild öffnen 5.
Unterfranken: In dieser bayerischen Gegend verhält es sich mit dem Apfelwein ganz ähnlich wie in Hessen
Bild öffnen GB: Cider ist ein mit Kohlensäure versetzter, oft sehr restsüßer Apfelwein, der unter Wasserzusatz hergestellt wird.
Bild öffnen Frankreich
Cidre ist die ursprünglich aus Frankreich (Bretagne und Normandie) stammende Variante des Apfelweins.
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Oberösterreich, Steiermark, Lavanttal: Apfelwein ist hier Tradition. Im Mostviertel sind Birnenmoste im Einsatz.
Bild öffnen Schweiz
Der Schweizer Apfelwein ist reintönig. Er kommt im Emmental, im Thurgau und im Sankt Galler Rheintal vor.
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Im Großherzogtum ist alles ähnlich wie beim Trierer Viez. Eine Nuance milder geht in Luxemburg aber auch.

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