Warenverkaufskunde Geflügel

Geflügelfleisch gehört zum Pflichtsortiment in der Frischetheke. Damit es hygienisch einwandfrei und „sicher“ ist, sind einige Regeln zu beachten. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Mittwoch, 24. Februar 2016 - Warenkunden
Hedda Thielking
Artikelbild Geflügel
Hähnchen ist eine der beliebtesten Fleischsorten für die leichte Küche.
Bildquelle: Peter Eilers, Einfach Hausgemacht, Fotolia, Shutterstock, www.deutsches-geflügel.de, QS
Vielseitiges Sortiment

Die Verbraucher in Deutschlandessen gerne Geflügel. Fast 20 kg verzehren sie im Jahr. Hähnchen sind besonders beliebt, gefolgt von Pute, Ente und Gans. Was macht Geflügelfleisch so beliebt? Zum einen zählen insbesondere Hähnchen und Pute aufgrund ihres geringen Fettgehaltes zu den beliebten Lebensmitteln in der leichten Küche, zum anderen wird Geflügel aufgrund seiner vielseitigen Zubereitungsmöglichkeiten geschätzt.

Diese Warenkunde befasst sich mit den wichtigsten Geflügelprodukten in der Fleischtheke. Der Schwerpunkt liegt auf Hygieneregeln, die Mitarbeiter im Umgang mit frischem Geflügelfleisch an der Frischetheke zu beachten haben.

Geflügelarten im Überblick
Der Lebensmittel-Einzelhandel bietet Geflügelfleisch als Frischware (-2 bis + 4 °C) (Bedienungs- und SB-Ware) oder tiefgefrorene Ware (mindestens –18 °C) an. Es gibt die Tiere entweder im Ganzen oder als Teilstücke wie Brust, Schenkel und Filet.

Hähnchen
Solange Hähnchen noch nicht geschlechtsreif sind, spricht man landläufig sowohl bei weiblichen als auch bei männlichen Tieren von Hähnchen. Der korrekte Ausdruck wäre Broiler. Dann sind die Tiere höchstens 5 bis 6 Wochen alt und wiegen lebend zwischen 1,5 und 2,5 kg. Hähnchenbrust, Schenkel und Flügel sind inzwischen deutlich beliebter als das klassische Brat- oder Grillhähnchen.

Suppenhuhn
Im allgemeinen Verständnis werden Hühner, die Eier gelegt haben und älter als 15 Monate sind, als Suppenhuhn angeboten. Ihr Fleisch hat einen ausgeprägten Eigengeschmack und eignet sich vor allem für Hühnerbrühe, Ragouts und Salate.

Ente
Im Lebensmittel-Einzelhandel werden meist Pekingenten angeboten – nicht zu verwechseln mit dem chinesischen Gericht. Sie sind etwa 1,7 bis 3 kg schwer. Ihr charakteristischer Eigengeschmack ist feinwürzig und herzhaft. Das zarte Fleisch lässt sich zum Beispiel als knusprige Entenbrust, -keule oder -geschnetzeltes genießen.

Pute/Truthahn
Hennen haben nach 16 Wochen ihr Endgewicht von 10 kg erreicht. Hähne werden rund 22 Wochen aufgezogen, bis sie ungefähr 20 kg wiegen. Im Alltag wird die Pute vor allem wegen ihrer Teilstücke geschätzt. Aus dem hellen, zarten Brustfleisch lassen sich Rouladen, Rollbraten, Schnitzel und Steaks zubereiten. Das Keulenfleisch der Ober- und Unterschenkel ist etwas dunkler als die Putenbrust und schmeckt wesentlich kräftiger. Zu Weihnachten wird die Pute häufig als Festtagsbraten serviert.

Gans
Frühmastgänse sind zwischen zehn und zwölf Wochen alt und wiegen 2 bis 3,4 kg. Junge Gänse hingegen wiegen bei einem Alter von neun Monaten zwischen 4 und 6 kg. Gänsefleisch ist das fettreichste und würzigste Geflügelfleisch. Der Gänsebraten ist vor allem zu Weihnachten beliebt. Brust und Keule eignen sich gut zum Schmoren.

Geflügel in der Ernährung

Geflügelfleisch leistet einen Beitrag zur ausgewogenen Ernährung. Hähnchen- und Putenfleisch sind fett- und kalorienarm. So enthält ihr Brustfilet nur 1 g Fett pro 100 g. Ente und Gans sind fettreicher, da die Fettschicht bei diesem Wassergeflügel als Kälteschutz dient.

Geflügelfleisch ist eiweißreich und enthält verschiedene B-Vitamine wie etwa Niacin, B6 und B12, die Stoffwechselfunktionen unterstützen. Das enthaltene Eisen sorgt für die Sauerstoffversorgung in den Zellen, Kalium für die Reizleitung in den Nerven, Magnesium u. a. für die Muskelkontraktion, Zink unterstützt das Immunsystem.


Hygiene: Das A und O

Frisches Geflügelfleisch ist sehr empfindlich. Deshalb müssen Mitarbeiter vom Wareneingang bis zum Verkauf einige Vorschriften beherzigen.

Beim Umgang mit frischem Geflügelfleisch im Lebensmittel-Einzelhandel ist oberste Sorgfalt geboten. Wegen seines hohen Wasser- und Eiweißgehaltes verdirbt es sehr schnell, und es bietet einen idealen Nährboden für Mikroorganismen. Keime wie Salmonellen können sich in kurzer Zeit so stark vermehren, dass der Verzehr von kontaminiertem Fleisch gesundheitliche Risiken birgt – Hygiene im Umgang mit dem Fleisch ist also zwingend. Deshalb gelten für alle Unternehmen, die Lebensmittel herstellen, verarbeiten oder in Verkehr bringen, einige nationale und europäische Vorschriften, die den hygienisch einwandfreien Umgang mit Lebensmitteln sicherstellen sollen.

Um Lebensmittelunternehmern verschiedener Branchen eine Orientierung zu geben, wie die Vorschriften konkret in den einzelnen Bereichen umzusetzen sind, wurden – basierend auf den gesetzlichen Regelungen – branchenspezifische Leitlinien und Standards entwickelt. So hat z. B. der Handelsverband Deutschland eine branchenspezifische Leitlinie für eine gute Verfahrenspraxis erstellt. Sie basiert auf der europäischen Verordnung (EG) Nr. 852/2004 über Lebensmittelhygiene.

Darüber hinaus gibt es einen Leitfaden mit spezifischen Anforderungen für den Lebensmittel-Einzelhandel im QS-System (www.q-s.de), in dem auch die europäischen und nationalen Gesetze berücksichtigt wurden.

Verbindliche Kontrollen
Um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten, müssen die Händler ein betriebliches Eigenkontrollsystem nach den Grundsätzen des HACCP-Konzeptes (Hazard Analysis and Critical Control Points = Gefährdungsanalyse und kritische Lenkungspunkte) aufbauen und umsetzen. Es müssen beispielsweise kritische Gefahrenquellen für die Lebensmittelsicherheit erkannt und minimiert werden. Eine kritische Gefahrenquelle ist z. B. die Lagertemperatur des Geflügelfleisches. Das HACCP-Konzept schreibt weiter vor, dass Händler angemessene Sicherheitsmaßnahmen festlegen, diese durchführen, einhalten, überprüfen und dokumentieren müssen. Am besten kümmert sich ein Team aus geschulten Mitarbeitern um das Eigenkontrollsystem.

Regelmäßig schulen

Mitarbeiter müssen über die hygienischen Besonderheiten ihres Arbeitsplatzes im Hinblick auf die betriebseigenen Maßnahmen und Kontrollen informiert werden.

Mitarbeiter in der Fleischabteilung müssen mindestens einmal im Jahr an einer Hygieneschulung und alle zwei Jahre an einer Belehrung nach dem Infektionsschutzgesetz teilnehmen. Besonders wichtig an der Theke: das Tragen von sauberer Arbeitskleidung.

Neben diesen gesetzlich verpflichtenden Eigenkontrollen gibt es eine weitere Prüfebene durch die amtliche Lebensmittelkontrolle. Hier prüfen Behörden die Handelsbetriebe regelmäßig, ob sie die gesetzlichen Regelungen einhalten. Des Weiteren werden Lebensmittelproben von amtlichen Laboren untersucht.

Schließlich gibt es eine dritte, freiwillige Kontrollebene durch unabhängige privatwirtschaftliche Prüfsysteme wie QS. Sie bietet eine zusätzliche Sicherheit. Als freiwillige Initiative aller Wirtschaftsbeteiligten legt QS verbindliche Anforderungen fest, die zum Teil über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Die Anforderungen betreffen alle Prozessstufen von der Futtermittelwirtschaft über die Landwirtschaft, Schlachtung und Verarbeitung bis zur Ladentheke. Die Prüfkriterien im Lebensmittel-Einzelhandel betreffen Temperaturvorgaben, Personalhygiene, Mitarbeiterschulungen, Warenkontrolle und Rückverfolgbarkeit. QS prüft sowohl gesetzliche Vorgaben als auch die darüber hinaus gehenden QS-Prüfkriterien vom Landwirt bis zur Ladentheke.

Im Folgenden stellen wir eine Auswahl an wichtigen Hygienevorschriften vor, die Mitarbeiter beim Umgang mit frischem Geflügelfleisch von der Warenanlieferung bis zum Verkauf berücksichtigen müssen.

Wareneingangskontrolle

Lagerung

Frischetheke

Reinigung

Sauber arbeiten

Das Tragen von sichtbarem Schmuck wie Ringe, Piercings, Uhren, Nagellack oder auch künstliche Fingernägel sind untersagt. Mitarbeiter mit infizierten Wunden, Hautin - fektionen oder Durchfallerkrankungen dürfen nicht an der Frischetheke arbeiten, wenn die Lebensmittelsicherheit dadurch gefährdet ist.


Wissen kompakt

Geflügelfleisch lässt sich vielseitig zubereiten. Wichtig ist, einige Hygieneregeln zu beachten.

Ob Hähnchen, Pute, Ente oder Gans: Geflügelfleisch ist vielseitig, schmeckt lecker und liefert zudem viele wichtige Nährstoffe. Beim Transportieren, Lagern und Zubereiten ist besondere Sorgfalt geboten. Denn: Geflügelfleisch ist leicht verderblich und kann Krankheitserreger (z. B. Salmonellen) enthalten. Gehen Sie deshalb auf Nummer sicher und beachten Sie auch im Privathaushalt folgende Hygieneregeln:

Transportieren

Lagern

Zubereiten

Wissenchecken

{tab=Fragen}

  1. Welche Temperatur darf Geflügelfleisch an der Frischetheke nicht überschreiten?
  2. Worauf ist bei der Personal-hygiene zu achten? (3 Gründe)
  3. Warum müssen für Geflügel an der Frischetheke separate Arbeitsgeräte (z. B. Messer, Schneidebretter, Fleischgabel) verwendet werden?

 {tab=Antworten}

  1. Die Produkttemperatur von Geflügelfleisch darf 4 °C nicht überschreiten. Die vorgeschriebene Lagertemperatur in der Frischetheke liegt bei –2 bis +4 °C.
  2. Saubere und geeignete Arbeitskleidung, keinen sichtbaren Schmuck tragen, regelmäßig Hände waschen bzw. Arbeitshandschuhe wechseln.
  3. Damit mögliche Keime (z. B. Salmonellen) nicht vom Geflügelfleisch auf andere Lebensmittel übertragen werden können.

Wir danken QS Qualität und Sicherheit und ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft für den fachlichen Rat und
das zur Verfügung gestellte Material.

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen Hähnchen ist eine der beliebtesten Fleischsorten für die leichte Küche.
Bild öffnen Auch an der Theke ist Hygiene das oberste Gebot.
Bild öffnen Bereits beim Wareneingang muss die Qualität des Geflügelfleischs geprüft und dokumentiert werden.
Bild öffnen Temperaturkontrolle ist wichtig.
Bild öffnen +4º ist die maximal erlaubte Temperatur an der Geflügeltheke.
Bild öffnen Die Nährwerte verschiedener Geflügelsorten, zum Vergleich Angaben zum Schweinekotelett