Warenverkaufskunde Früchtetee

Früchtetees haben eine Magnetwirkung auf den Kunden. Er sucht das Teeregal und entscheidet vor Ort über die Sorte. Limette, Ingwer und Holunder sind aktuelle Geschmacksfavoriten.

Freitag, 25. September 2015 - Warenkunden
Dieter Druck
Artikelbild Früchtetee
Hagebutte: Hagebutten sind die roten Früchte (genauer Scheinfrüchte) der Heckenrose. Sie reifen im Spätsommer. Hervorzuheben ist ihr hoher Vitamin C-Gehalt.

Ob heiß oder kalt: Früchte- und Kräutertee ist mit mehr als 38.100 verkauften Tonnen (Jahr 2014) eines des beliebtesten Getränke der Deutschen. Legt man 3 g pro Tasse zugrunde, ergeben sich 12,7 Mrd. Tassen pro Jahr . Früchtetees sprechen eine breite Zielgruppe an und sind bei Kindern und allen anderen Altersklassen beliebt, weil über sie keine anregenden Inhaltsstoffe wie beispielsweise Koffein zugeführt werden. Werden sie zudem ungesüßt konsumiert, sind sie nahezu kalorienfrei. Ein idealer Durstlöscher. Es gibt inzwischen auch Früchtetees für den Aufguss mit kalten Wasser, die zudem helfen, das „Sommerloch“ beim Teeabsatz zu verkleinern.

Kräuter- sowie Früchtetees werden umgangssprachlich als Tee bezeichnet, dürfen aber laut Lebensmittelrecht nur als teeähnliche Erzeugnisse deklariert werden. Hierunter versteht man aromatische Aufgussgetränke, die aus frischen oder getrockneten Pflanzenteile durch Aufguss mit heißem Wasser hergestellt werden. Dabei kommen unterschiedliche Pflanzenteile zum Einsatz, wie die Früchte der Hagebutte, die Blütenkelche des Hibiskus oder die Schalen von Zitronen.

Früchtetee basiert oft auf Hagebutten, Hibiskus und / oder Äpfeln. Hierdurch entsteht eine fruchtige, mildsäuerliche Note. Und der Hibiskus verleiht dem Ganzen zudem eine leuchtend rote Farbe.

Limette, Ingwer und Holunder sind laut Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee die aktuellen Geschmacksfavoriten bei den deutschen Konsumenten. Die Rohstoffe stammen je nachdem aus Wildsammlung (z. B. Holunder, Lindenblüten, Sanddorn und Hagebutte) oder werden auch gezielt angebaut, wie z. B. Hibiskus, der überwiegend von kleinen Feldern in Afrika stammt, oder der Ingwer. Es gibt auch Artikel, die sowohl aus Feldanbau und Wildsammlung kommen, beispielsweise die Süßholzwurzel.

Das Naturprodukt Früchtetee durchläuft nur wenige technologische Prozesse bis zur Verpackung. Am Beispiel Hagebutte : Die Früchte der Heckenrose wachsen bevorzugt an Wald- und Wiesenrändern. Sie werden von Hand oder mit Hilfe spezieller Kämme gesammelt, von Blättern befreit und gereinigt. Dann werden Kerne und Härchen von den Fruchtschalen entfernt. Es folgt eine Trocknung, natürlich oder in Trockenkammern. Als weitere Verarbeitungsschritte folgen die Zerkleinerung, die Fraktionierung (Sortierung bestimmter Größen) sowie die anschließende Mischung zu verschiedenen Früchte- und Kräutertees.

Bei den Herstellern werden über unabhängige Speziallabors und ebenso durch eigene Analytik die Rohstoffe eingehend untersucht: sensorische, mikrobiologische Parameter werden überprüft und Rückstandsuntersuchungen durchgeführt z. B. auf Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle und Schimmelpilzgifte.

Markenhersteller haben damit begonnen eine nachhaltige Rohwarenbasis für Kräuter- und Früchtetee aufzubauen. Im Gegensatz zu Schwarz- und Grüntee ist dies in diesem Fall aufgrund der hohen Anzahl unterschiedlicher Pflanzen sehr viel komplexer.


Früchtetee ist nach Kräutertee das zweitgrößte Marktsegment im Teeregal. Die Warengruppe Tee wird innerhalb des Heißgetränke-Sortiments – meist in unmittelbarer Nähe zum Kaffee – im Markt platziert. Der Supermarktkunde sucht die Warengruppe und damit das Teeregal und entscheidet dann vor Ort, welchen Tee er kauft. Der Händler sollte sich Gedanken über die Darstellung dieser Warengruppe machen. Denn eine übersichtliche Regal- und Warengruppenstruktur erleichtert den Tee-Einkauf: Zur Orientierung am Regal bevorzugt der Verbraucher Markenblöcke, die nach den Segmenten (zum Beispiel Schwarztee, Früchtetee) und Sortimenten (zum Beispiel Ländertees) strukturiert sein sollten. Sortimentsbezogen sind die beiden größten Segmente, Kräuter- und Früchtetees, die Wachstumstreiber.

Aromatisierte Früchtetees haben eine sehr gute Magnetwirkung auf den Tee-Käufer und sollten daher in mittlerer Regalhöhe, also in Griff- und Sichthöhe, platziert werden, um die Impulswirkung optimal zu nutzen. Eine Platzierung der Früchtetees zudem in räumlicher Nähe zu den aromatisierten Kräutertee-Mischungen, empfiehlt sich, um zusätzlich von deren Anziehungskraft auf die Verbraucher zu profitieren.

Regallücken sollten wie andernorts im Markt vermieden werden, da Tee als frequenzstarke Warengruppe für den Tee-Käufer zu den Pflichtwarengruppen im Markt zählt. Dazu sollten die Regale stets bis ganz hinten mit Ware aufgefüllt sein, sodass immer ausreichend Tee vorhanden ist. Wie bei anderen Produkten gilt der Grundsatz: first in – first out, also alte Ware zuerst verkaufen, neue hinten ins Regal einräumen. Die Ware sollte trocken, vor Wärme und Fremdgerüchen geschützt gelagert werden. So behalten die Produkte lange ihr spezifisches Aroma.

Das passende Mäntelchen

Teebeutel sind mit einem Absatzanteil von 90 Prozent die am stärksten nachgefragte Angebotsform für Tee in Deutschland. Im Lebensmittelhandel ist das Verhältnis sogar 96 zu 4 Prozent. Die Vorteile: Vielfalt, Convenience, eine genaue Dosierung bzw. Portionierung, volle Entfaltung des Geschmacks. Besonders wichtig ist eine Basis aus nachwachsenden Rohstoffen, die vor allem geschmacksneutral sein muss. Die Entscheidung, ob lose oder Beultelware im Einkaufskorb landet, das belegt eine Shopper-Studie der Ostfriesischen Tee Gesellschaft, ist schon vor dem Kaufakt gefallen. Beutel sind Schnelldreher, die gleichzeitig geeignet sind, die im Herbst zu registrierenden Vorratskäufe zu bedienen. Hier können auch entsprechende Promotions z. B. mit Sondergrößen Kaufimpulse setzen. 

Auch schon öfter zu finden, ist eine Früchteteeauswahl für die Zubereitung in Pad-Maschinen (z. B. Senseo) und Kapsel-Systeme. Sie werden meist im Block z. T. zusammen mit der jeweiligen Maschine platziert. In der Regel erreicht man damit jüngere, probier- und experimentierfreudige Konsumenten.

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis. Wir danken der Ostfriesischen Tee Gesellschaft (OTG) für den fachlichen Rat und das zur Verfügung gestellte Bildmaterial.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Rohstoffe zur Teeherstellung.
Bild öffnen Hagebutte: Hagebutten sind die roten Früchte (genauer Scheinfrüchte) der Heckenrose. Sie reifen im Spätsommer. Hervorzuheben ist ihr hoher Vitamin C-Gehalt.
Bild öffnen Sanddorn: Der immergrüne, bis zu 6 m hohe Strauch trägt von August bis Ende November die länglich ovalen, orangefarbenen Früchte. Die Ernte von Hand ist aufwändig.
Bild öffnen Limette: Limetten wachsen in den tropischen Regionen unserer Erde. Wegen ihrer angenehmen, säuerlichen Note werden sie als „spritzige“ Teezutat geschätzt.
Bild öffnen Ingwer: Ingwer wächst als Staude mit schilfartigen Blättern. Verwendet wird die verzweigte Wurzel. Sie verleiht dem Tee einen leicht scharfen, würzigen Geschmack.
Bild öffnen Der erste Teebeutel entstand 1904. Die conveniente Angebotsform prägt heute das Sortiment im deutschen LEH. Aber auch Pads und Kapseln für Tee tauchen auf. (Quellen: Shutterstock)
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