Zum Selberbacken Backzutaten

Weihnachten, Ostern und Sommer sind Saison-Höhepunkte für die Warengruppe Backartikel. Sortimentsüberblick und Platzierungstipps.

Montag, 06. Dezember 2010 - Warenkunden
Bettina Röttig

Zu keiner anderen Jahreszeit wird mehr selbst gebacken als in den Wochen vor Weihnachten. Rund 60 Prozent des Umsatzes mit Vanille- bzw. Vanillinzucker, Backpulver und Aromen werden im vierten Quartal erzielt. Vor allem zu diesem Saison-Höhepunkt für Backartikel gilt es, die richtigen Produkte im Regal zu haben und die Chance auf Zusatz-Umsatz zu nutzen.

Das Angebot an Backzutaten ist breit gefächert. Insbesondere Produkte, die dem Verbraucher eine gewisse Gelingsicherheit garantieren und den Aufwand verringern, werden stark nachgefragt. Diese Warenkunde gibt einen Überblick über die verschiedenen Backtriebmittel, Aromen und Helferprodukte im Backartikel-Regal.

Geht es ums Backen, dann zählen natürlich in erster Linie Mehl und Zucker zu den Basiszutaten. Das gängigste Mehl für Feine Backwaren, Kuchen, Plätzchen, aber auch für herzhafte Backwaren, ist die Type 405 aus Weizen. Der Eiweiß- und Stärkegehalt ist ausgewogen, um für gleichermaßen gute Backeigenschaften und hohes Bindevermögen zu sorgen. Für Hefeteige, Brote, Kuchen werden backstarke Mehle (z.B. Type 550) angeboten mit einem hohen Anteil an Protein. (Detaillierte Informationen zu Mehlen und Mehlspezialitäten finden Sie in der WVK 06/2009.)

Auch bei Zucker gibt es Unterschiede. Zucker wird aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr gewonnen und hat je nach Verarbeitung eine andere Farbe und Körnung. Durch Auslaugen gewinnt man zunächst den Rohsaft. Dieser wird gereinigt und durch Erhitzen eingedickt, bis der Zucker zu kristallisieren beginnt. Nach Erreichen der gewünschten Kristallgröße wird der zähflüssige Zucker abzentrifugiert. Zurück bleibt Rohzucker, der im nächsten Schritt gereinigt wird.


Für mehr Auftrieb

Damit Backwaren nicht steinhart werden, sondern die gewünschte lockere Konsistenz erhalten und an Volumen zunehmen, kommen Triebmittel zum Einsatz. Diese Stoffe lagern Gase im Teig ein. Aus den Gasblasen werden beim Backen die meist sichtbaren Poren in der Krume des Gebäcks. Es gibt biologische sowie chemische Triebmittel. Chemische Backtriebmittel reagieren mit Wasser, Säure und Hitze, wodurch sie das notwendige Kohlendioxid für die Lockerung entwickeln. Dazu gehören:

Biologische Backtriebmittel:


Geschmacksträger

Um Gebäck den gewünschten Geschmack zu verleihen, greifen Verbraucher gerne auf flüssiges Aromakonzentrat zurück. Der Vorteil: Die Backaromen sind sehr ergiebig und einfach in der Anwendung. Die klassischen Sorten Zitronen-, Bitter-Mandel-, Rum- und Butter-Vanille-Aroma werden meist in kleinen Röhrchen angeboten, deren Inhalt je für 500 g Mehl ausreicht.

Aromen als Zusätze für Lebensmittel unterliegen rechtlichen Vorschriften. Nur solche Erzeugnisse dürfen als Aromen bezeichnet werden, die Lebensmitteln einen besonderen Geruch oder Geschmack verleihen. Man unterscheidet zwischen natürlichen Aromen und Aromenextrakten sowie naturidentischen. Natürliche Aromastoffe werden aus Früchten, Blättern, Blüten oder Wurzeln durch Destillation und Trocknung gewonnen. Aromen aus dem Labor, die dieselbe Zusammensetzung aufweisen wie ein natürliches, nennt man naturidentisch. Sie zeichnen sich durch besondere Hitzestabilität, Ergiebigkeit und intensive Aromenwirkung aus.

Darüber hinaus bieten Hersteller von Back-Artikeln auch geriebene Zitronen- oder Orangenschale als fertiges Produkt an.
Neben Aromen kommen auch Gewürze zum Einsatz. Typisch für süßes Gebäck:

Häufige Verwendung in süßen Backwaren, aber auch Broten, finden zudem Nüsse, Mandeln, Sultaninen, Korinthen, Zitronat, Orangeat, Mohn, Nougat, Marzipan und Schokolade. Je nach Bedarf und Rezept sind Nüsse und Mandeln im Ganzen, gehackt, gestiftet oder auch gemahlen erhältlich.

Gerade wenn es um kompliziertere Rezepte geht, wünschen sich Verbraucher Hilfsmittel, die ihnen eine gewisse Gelingsicherheit garantieren. Klassische Beispiele: Sahnetorten, Käsekuchen und Co. Daher gehören auch Hilfsmittel wie Sahnesteif für Sahnetorten, Tortenfüllungen zum Anrühren sowie Tortenguss für Obstkuchen in die Warengruppe Backartikel.

Nicht nur auf den richtigen Inhalt kommt es an, sondern auch auf die Optik. Ob Schokoraspel, farbige Zuckerschrift oder Marzipan-Figuren – das Angebot an Dekor-Artikeln wächst zusehends.


Praxis-Tipps

Weihnachten ist – neben Ostern – der Saison-Höhepunkt für Backartikel. Backstarke Monate sind erfahrungsgemäß zudem die Monate April bis Juli. Zu diesen Zeiten empfehlen sich vor allem zusätzliche Zweitplatzierungen, um zum einen die Chance auf Zusatz-Umsätze zu nutzen und zum anderen Out-of-Stock-Situationen zu vermeiden.

Rund 80 Prozent des Umsatzes mit Backartikeln werden über das Regal gemacht. Daher ist für die Kundenorientierung ein gut strukturiertes Sortiment von großer Bedeutung. Hersteller empfehlen die Anordnung der Produkte entsprechend dem Rezeptaufbau sowie im Markenblock. Bei einem Regal mit sechs Böden sollte auf dem untersten Backtriebmittel wie Backpulver und Hefe (Trockenhefe) platziert werden, darüber Vanillezucker. Auf dem nächsten folgen die Backaromen, darüber Gelatine und Sahne-steif, gefolgt von Tortenguss. Auf dem obersten Regalboden empfiehlt es sich, Tortenhilfen und Tortencremes zu präsentieren. Bei Regalen mit sieben Böden platziert man auf dem untersten Nüsse und Trockenfrüchte. Im Kundenlauf anschließend sollte das Dekor platziert werden.

{tab=Buchtipp}

Backen macht Freude: Das Original, Dr. Oetker Verlag, 320 Seiten, kostet 14,95 Euro.

{tab=Frage:}

1. Welche Backtriebmittel werden vor allem für die Lebkuchenherstellung verwendet?
2. Definieren Sie natürliche Aromen!
3. Wann sind Saison-Höhepunkte für Backartikel?

{tab=Antwort:}

1. Hirschhornsalz und Pottasche
2. „Produzent" natürlicher Aromen und Aromastoffe ist die Natur. Natürliche Aromastoffe und -extrakte werden aus Früchten, Blättern, Blüten oder Wurzeln durch Destillation und Trocknung gewonnen.
3. Zu Weihnachten, Ostern sowie zwischen April und Juli.

{tab=Impressum}

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis
Redaktion: Bettina Röttig
Wir danken der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG, Bielefeld, für den fachlichen Rat und das zur Verfügung gestellte Bildmaterial.
Fotos: Dr. August Oetker Nahrungsmittel, Carsten Hoppen.