Es gibt Auszeichnungen, bei denen vor allem Zahlen und vergleichbare Fakten den Ausschlag geben, bei denen einzig das zählt, was im vorgegebenen Umfang schwarz auf weiß zu Papier gebracht wurde. Und es gibt Auszeichnungen, bei denen die Jury den Unterschied macht, indem sie tiefer und tiefer nachbohrt, um jedes relevante Detail, alle „weichen Faktoren“ herauszukitzeln. Der Nachhaltigkeitspreis ECOCARE von LEBENSMITTEL PRAXIS und InterMopro/InterCool/InterMeat zählt zur letzten Kategorie.
Die Auszeichnung basiert auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Voraussetzung für eine Bewerbung: Das Konzept muss einen bedeutenden Beitrag zum Kerngeschäft des Unternehmens leisten.
Gute drei Monate lang wälzt die Experten-Jury Bewerbungsunterlagen, hakt meist mehrmals bei den Unternehmen nach, um noch besser verstehen zu können, welche Leistungen der jeweilige Bewerber über die Branchenstandards hinaus erbringt. Denn das Engagement in den Bereichen der Nachhaltigkeit ist nicht immer quantifizierbar, die Konzepte noch dazu ganz unterschiedlich. So wird sich in dem mehrstufigen Auswahlverfahren nach und nach vorgetastet. Im Zweifelsfall werden vom Gremium sogar externe Experten hinzugezogen, z. B. wenn es allzu technisch wird. Schließlich geht es darum, die überzeugendsten Beiträge in Sachen Nachhaltigkeit in den Kategorien Produkt, Projekt sowie Technik/Prozess zu finden.
Doch auch nach der Nominierung können sich die Kandidaten noch keineswegs entspannt zurücklehnen. Am Tag der Preisverleihung geht es noch einmal so richtig zur Sache. Dann gilt es, das Gremium noch einmal davon zu überzeugen, dass der eigene Beitrag es verdient hat, in der jeweiligen Kategorie auf den ersten Rang gewählt zu werden. Zehn Minuten hat jeder Nominierte Zeit, die finalen Fragen der Jury zu beantworten, zehn Minuten, die maßgeblich entscheiden (s. Fotos rechts).
Zittern mussten in diesem Jahr folgende Unternehmen: Frosta Tiefkühlkost, Ecover sowie GEPA – The Fair Trade Company in der Kategorie Produkt; Agrarfrost, die Real SB-Warenhaus GmbH sowie TransFair – Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der „Dritten Welt“ – e. V. in der Kategorie Projekt; Johnson & Johnson sowie Bodan Großhandel für Naturkost in der Kategorie Technik / Prozess.
Lesen Sie auf den nächsten Seiten, was die prämierten Konzepte und Unternehmen auszeichnet.
Die Jury 2013
- Dr. Daniela Büchel, Leitung Corporate Responsibility, REWE Group
- Ulla Hüppe, Senior Sustainability Manager, Henkel, Düsseldorf
- Dr. Axel Kölle, ZNU – Zentrum für nachhaltige Unternehmensführung, Uni Witten/Herdecke
- Dr. Michael Raß, Geschäftsführender GesellschafterTeutoburger Ölmühle
- Marion Sollbach, Leiterin Nachhaltigkeit bei Galeria Kaufhof
- Oliver Leheis, Referent/Project Manager Marketing Services, Messe Düsseldorf
- Bettina Röttig, Redakteurin LEBENSMITTEL PRAXIS
Kategorie Produkt
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Mehr als 35 Jahre steht Gepa für Fairen Handel. Gepa-Produkte werden heute in Weltläden, aber auch in Supermärkten, Bio- und Naturkostläden sowie online angeboten. Überzeugt hat Gepa – The Fair Trade Company die Jury vor allem durch die unermüdliche Weiterentwicklung des Produktportfolios, um dieses noch fairer und nachhaltiger zu machen. Beispiel hierfür ist das Schoko-Riegel-Sortiment, das exemplarisch zum Wettbewerb eingereicht wurde. Seit der Überarbeitung 2011 enthalten die Schoko-Riegel neben fair gehandeltem Bio-Kakao und Bio-Zucker in den Vollmilchrezepturen zudem Milchpulver aus fair gehandelter Bio-Milch der Genossenschaft Milchwerke Berchtesgadener Land. Neu ist auch der Einsatz von fair gehandeltem Bio-Palmfett aus nachhaltigem Anbau für die Füllungen, das Gepa von dem Kleinbauernprojekt Serendipalm Farmer Association in Ghana bezieht. Unterm Strich erreicht Gepa nach eigenen Angaben so einen Fair-Handelsanteil von 80 bis 100 Prozent je nach Sorte (nach den internationalen Standards für Mischprodukte ist ein Mindestanteil von 20 Prozent fair gehandelten Rohzutaten vorgeschrieben).
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Die Produktneuheit Frosta Gemüse Pfanne Asia Curry, die stellvertretend zum Wettbewerb eingereicht wurde, vereint die wichtigsten Aspekte des Nachhaltigkeits-Engagements der Frosta AG: Sie ist, dem Frosta-Reinheitsgebot entsprechend, zu 100 Prozent frei von Zusatzstoffen und Aromen, sämtliche Zutaten werden auf der Verpackung deklariert. Insgesamt spielt die Minimierung des CO2-Fußabdrucks in der Produktentwicklung eine große Rolle. Seit 2008 berechnet und veröffentlicht das Unternehmen die produktbezogenen CO2-Fußabdrücke aller Produkte. Durch die möglichst geringe Verarbeitung der Zutaten kann Frosta Energie einsparen. Frische Milch hat z. B. einen um 25 Prozent niedrigeren CO2-Fußabdruck als Milchpulver, weil der Trocknungsprozess sehr energieaufwendig ist. Dasselbe gilt für frische Eier versus Eipulver, frische Nudeln versus Trockennudeln. Das neueste Tool, der Frosta-Zutatentracker, ermöglicht es dem Verbraucher, chargengenau die Herkunft jeder einzelnen Zutat des Gerichtes abzurufen – per Smartphone oder per Internet. Hintergrundinformationen gibt es zudem zum Herstellungsprozess.
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Seit 1979 entwickelt und produziert Ecover ökologische Produkte und setzt nur naturbekannte Inhaltstoffe ein, die nach der Anwendung in kürzester Zeit und zu 100 Prozent in Wasser, Kohlenstoff und Mineralien und somit natürliche Rohstoffe verwandelt werden. Während konventionelle Produkte meist mit Tensiden auf Basis nicht-erneuerbarer Rohstoffe wie Erdöl hergestellt werden, setzt Ecover sogenannten Bio-Tenside ein, so auch in dem zum Wettbewerb eingereichten Allzweck-Reiniger Zitrone. Diese werden in einem von der Natur inspirierten, bio-chemischen Fermentationsprozess gewonnen. Dabei wird ein natürlich in der Umwelt vorkommender Hefepilz einer Mixtur aus Rapsöl und Glukose zugegeben. Die Hefe verbindet den wasserlöslichen Zucker mit dem nicht-wasserlöslichen Rapsöl. Nach einem etwa zweiwöchigen Fermentationsprozess können kraftvolle Bio-Tenside „geerntet“ werden. Bereits im Produktionsprozess wird wertvolle Energie eingespart: Bei der Herstellung werden nur 30 bis 37°C benötigt, um den Fermentationsprozess in Gang zu halten, während bei petrochemischen Tensiden im Durchschnitt 100°C und 2 bis 5 bar benötigt werden.