Lebensmittel-Forum Logistik Preise steigen langsam

Die Konjunktur und damit auch die Transportkosten ziehen an. Allmähliche Anpassungen werden fürs kommende Jahr erwartet.

Mittwoch, 15. Dezember 2010 - Rückblick
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Preise steigen langsam
Bildquelle: Hoppen

Die Preise für Lebensmitteltransporte sind noch nicht auf Vorkrisenniveau. Erhöhungen werden sich nur zögerlich durchsetzen. Das berichtet Michael Salmen, Geschäftsbereichsleiter Vertrieb Zentraleuropa der Nagel-Group. Salmen referierte beim vierten Lebensmittel-Forum Logistik, das die Lebensmittel Praxis gemeinsam mit dem Logistik Fachblatt DVZ in Frankfurt/Main veranstaltete. Gerade beim Stückgut fordert Salmen: „Die Preise müssen hoch, alle Logistikdienstleister haben stark gelitten." Doch in den laufenden Jahresgesprächen scheint die Lebensmittelbranche dafür wenig aufgeschlossen zu sein. Zudem gebe es genügend regionale Anbieter, die ein gewisses Marktvolumen einkaufen möchten.

Im Ladungsverkehr sieht es laut Salmen etwas besser aus: Hier seien die Preise in den vergangenen Wochen kurzfristig nach oben gegangen. Sorge vor osteuropäischen Anbietern, die den Preisdruck erhöhen könnten, hat Salmen nicht. Gute Voraussetzungen für steigende Preise sieht Dr. Christian Kille, Marktanalyst der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services. Denn durch die Konjunkturerholung werden Laderaumkapazitäten geringer. Allerdings treibt die größere Nachfrage auch die Treibstoffkosten nach oben. Kille rechnet damit, dass das Umsatzvolumen in Transport und Logistik 2011 wieder auf Vorkrisenniveau liegen wird. Die Transportkosten sind in diesem Jahr um etwa 6 Prozent gestiegen, die Preise wurden nicht in gleichem Maß angepasst. Im kommenden Jahr steigen die Kosten voraussichtlich um 3 Prozent.


Citylogistik im Lebensmittelhandel

Lebensmittellogistiker müssen sich auf mehr Restriktionen bei der Innenstadtbelieferung einstellen. Umweltinitiativen der Wirtschaft können dies jedoch verhindern, wie das Beispiel Nürnberg zeigt. Dort gibt es bislang keine Umweltzone, weil die Unternehmen sich aus eigenem Antrieb engagieren. „Eine Umweltzone hätte nur geringe Effekte auf die Emissionsminderung", sagt Ulrich Schaller, Verkehrsreferent der Industrie- und Handelskammer Mittelfranken. Viel mehr habe die Reduzierung des Schwerverkehrs durch die Verlagerung eines Terminals für kombinierten Verkehr gebracht. „Dadurch fahren nun 600 Fahrzeuge jeden Tag weniger durch den Innenstadtbereich", berichtet Schaller. Stickoxide reduzierten sich nach einer ersten Schätzung jährlich um 15 t, Feinstaub um 0,3 t.

Außerdem startete im März dieses Jahres eine Kooperation von drei Getränkeherstellern und zwei Getränkelogistikern unter wissenschaftlicher Leitung der Georg-Simon-Ohm Hochschule. Das Projekt wird vom Bayerischen Umweltministerium mit einem fünfstelligen Betrag gefördert und ist auf eineinhalb Jahre angelegt.

Hauptziel ist, den Lieferverkehr in die Innenstadt zu verringern, ohne dass Sortiment und Service leiden. Über die Einrichtung eines Cross-Docking-Zentrums am Rande der Stadt wollen die Partner den Lieferverkehr bündeln. „Durch die Bündelung der Fahrten lässt sich die Zahl der Stopps und der Fahrkilometer in der City deutlich reduzieren, weil die Gastronomen nicht mehr gleichzeitig von mehreren Lieferanten bedient werden. Das schafft Einsparungspotenziale bei der Feinstaub-, Stickoxid- und CO2-Belastung", berichtet Schaller. So ließe sich im Modell die Zahl der Anlieferungen von 40 auf 13 verringern, was einer Reduktion der Fahrten um 70 Prozent entsprechen würde.

Künftig will man weitere Partner einbeziehen. Das können Kleinbrauereien oder Gemüsehändler sein, die wie Getränkelogistiker auch auf bestimmte Lieferzeitfenster angewiesen sind. Umweltengagierte und kooperationsbereite Unternehmen sollen in Nürnberg Anreize erhalten, zum Beispiel die Möglichkeit, in Fußgängerzonen auch außerhalb der Lieferzeitfenster einfahren zu können. Darüber hinaus sollen Lieferfahrzeuge, die mit Erdgas oder elektrisch betrieben werden, genau so günstige Durchfahrmöglichkeiten innerhalb der Innenstadt bekommen, wie sie bisher nur für Busse oder Taxis gültig sind.

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Bild öffnen Raimund Stuer, TX Logistik AG
Bild öffnen Ulrich Schaller, IHK Mittelfranken
Bild öffnen Michael Salmen, Nagel-Group
Bild öffnen Karl-Heinz Gimmler, Fachanwalt
Bild öffnen Thomas Kahlmann, Rewe Group
Bild öffnen Markus Meissner, AEB
Bild öffnen Dr. Christian Kille, Fraunhofer SGS