Supermarkt des Jahres 2014 Gesprächsbedarf

Am zweiten Veranstaltungstag beim SUPERMARKT DES JAHRES 2014 wurden Themen, die dem Lebensmittelhandel aktuell auf den Nägeln brennen, diskutiert und Best-Practice-Beispiele aus der „Handelswelt“ gezeigt.

Freitag, 11. April 2014 - Rückblick
Dieter Druck
Artikelbild Gesprächsbedarf
Bildquelle: Hoppen

Podiumsdiskussion

Was ist nötig und was nicht? Wo stoßen Hersteller und Handel an Grenzen. Droht eine Überregulierung des Marktes durch falsch verstandenen Verbrauchschutz? In einer brisanten Diskussion: v.l. Dr. Wolfgang Ingold, Vorsitzender BVE, ARD-Moderatorin Susan Link, Renate Künast, ehemalige Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und aktives Mitglied des Bundestages,sowie Josef Sanktjohanser, Präsident des HDE.

{tab=Josef Sanktjohanser}

Josef Sanktjohanser, Präsident des HDE Handelsverband Deutschland, formulierte Forderungen an Handel und Hersteller. Sein Plädoyer lautete dabei: Nicht zu viel Regulierung! Er zeigte geltende und geplante gesetzliche Regelungen auf, die den Handel teilweise schon jetzt vor große Schwierigkeiten stellen, wie etwa die Stufenverantwortung des Handels als Inverkehr-Bringer der Ware oder die Allergen-Kennzeichnung. Er warnte zudem eindringlich vor den Belastungen des Mindestlohns für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und forderte mehr Ausnahmen bei der Ausgestaltung. Wichtig war ihm weiter das Thema Online-Handel, bei dem er keinerlei „Schutzräume für den stationären Handel“ entdecken kann.

{tab=Renate Künast}

„Die Menschen machen mit dem Einkaufskorb Politik – das sieht man bei den Käfigeiern!“ Grünen-Politikern Renate Künast nahm in ihrer Funktion als Vorsitzende des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz des Deutschen Bundestags die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung unter die Lupe und leitete daraus Forderungen an die Politik ab. Besonders ausführlich ging sie in ihrer Rede auf die Punkte Tierschutz und Gentechnik ein, aber auch Bio-Anbau und Regionalität standen im Blickpunkt. Ihr Appell an Handel und Verbraucher: „Die schönste Art, Natur zu schützen, ist die mit Messer und Gabel!“

{tab=Dr. Wolfgang Ingold}

„Wir wollen die Entscheidungsfreiheit beim Verbraucher belassen“, lautete das Fazit von Dr. Wolfgang Ingold, Vorsitzender der BVE Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Er sieht und bekennt sich zum „mündigen, souveränen Konsumenten“ und forderte die Politik auf, „nicht bei jedem Fehler gleich das gesamte System infrage zu stellen“. Schon heute nehmen seiner Ansicht nach „Handel und Hersteller die Verbraucherinteressen bewusst wahr“. Das Bestreben nach einer noch größeren Informationsvielfalt muss seiner Auffassung nach zu einer besseren Grundlage des Verbrauchers führen, auf deren Basis dieser seine Entscheidungen treffen kann.

{tab=Michael Sansolo}

Der US-amerikanische Handelsexperte Michael Sansolo plädierte in seinem Vortrag unter dem Titel „Excellence in Retail“ dafür, sich nicht zu sehr auf dem Erreichten auszuruhen. „Ohne die Preisträger des gestrigen Abends persönlich zu kennen, bin ich mir sicher, dass sie zu den Besten gehören und zu Recht ausgezeichnet wurden. Es ist gut, diese innovativen Konzepte mit einem Preis zu würdigen, aber es werden immer nur diejenigen zu den Gewinnern zählen, die sich nicht zu sehr auf dem Status Quo ausruhen und die sich immer weiter verbessern wollen.“ Als visionäre Köpfe unserer Zeit stellte Sansolo beispielsweise Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Google-Chef Larry Page vor, die unsere Art zu denken und zu handeln nachhaltig geprägt hätten.

{tab=Jörg Blunschi}

„Online wird in Zukunft eine integrale Rolle in den Handelskonzepten spielen. Der stationäre Handel wird jedoch auch in Zukunft Treiber des Lebensmittelhandels sein.“ Jörg Blunschi, Geschäftsleiter der Genossenschaft Migros Zürich, sieht in Europa großes Potenzial in Cross-Channel-Konzepten. Handel und Digitalisierung werden künftig verschmelzen, ist er sich sicher. „Der Kunde ist heute bereits ’no-line’“, betonte er. Was jedoch in den UK oder Frankreich funktioniere, werde nicht unbedingt von Verbrauchern in der Schweiz oder Deutschland angenommen. Lehrgeld habe man in der Schweiz beispielsweise mit dem Konzept „Drive thru“ zahlen müssen, berichtete er.

{tab=Prof. Dr. Ralph Sonntag}

Der Professor für Marketing an der Hochschule für Wirtschaft und Technik in Dresden hatte drei Handlungsempfehlungen für den Handel: Die Bedürfnisse der Zielgruppen genau kennenlernen; auf diesen Erkenntnissen die Werbe- und Mediennutzung optimieren; mit Blick auf die jüngeren Konsumenten mobile Bezahlmöglichkeiten stärker nutzen. Sonntags Ergebnisse basieren auf einer Befragung von Endverbrauchern, die von Mitte Oktober 2013 bis Anfang Januar 2014 im LEH geführt wurde.

Fotos: Hoppen

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Gesprächsbedarf
Bild öffnen
Bild öffnen Josef Sanktjohanser
Bild öffnen Renate Künast
Bild öffnen Dr. Wolfgang Ingold
Bild öffnen Michael Sansolo
Bild öffnen Jörg Blunschi
Bild öffnen Prof. Dr. Ralph Sonntag