Tony‘s Chocolonelys Voller Einsatz

Seit Anfang des Jahres baut Tony‘s Chocolonelys einen eigenen Vertrieb in Deutschland auf. Nach der Corona- Krise startet das Unternehmen durch.

Mittwoch, 08. Juli 2020 - Süßwaren
Andrea Kurtz
Artikelbild Voller Einsatz
Bildquelle: Tonys Chocolonelys

Tony‘s wurde nach seinem Gründer, dem Journalisten Teun van de Keuken, benannt. Bei einer Recherche fand er heraus, dass Kakaobauern in Westafrika und deren Kinder als Sklaven arbeiten. So entstand seine Vision, Schokolade zu 100 Prozent sklavenfrei zu machen und die Marke „Tonys Chocolonely“ herzustellen. „Chocolonely“ bezieht sich dabei auf den alleinigen Kampf der Marke gegen Sklaverei in der Schokoladenindustrie („lonely“ = allein)“, erklärt Nicole Riffert, die Marketing Managerin für Deutschland.

Was Tony‘s anders macht
Unter dem Motto „Crazy about chocolate, serious about People“ will Tony’s Chocolonely nicht nur die eigene Schokolade sklavenfrei machen, sondern jede Schokolade weltweit. Aus diesem Grund arbeitet das Unternehmen mit dem weltgrößten Kakaoproduzenten Barry Callebaut zusammen. „Wir wollen das System und seine Strukturen ändern. Das können wir ja nur, wenn wir mitarbeiten“, so Riffert. „Große Schokoladenunternehmen halten den Preis, den sie den Bauern zahlen, unmenschlich niedrig“, erläutert Riffert. „Bauern in Ghana und an der Elfenbeinküste erhalten den Preis ab Hof pro Kilo und werden selten ermutigt, professioneller zu arbeiten und so die Qualität ihrer Ernte zu verbessern.“ Die Folge: Nicht nur 2,3 Millionen Kinder leisten in Ghana und der Elfenbeinküste Kinderarbeit; 90.000 Kinder sowie Erwachsene sind Opfer von Menschenhandel oder Zwangsarbeit. Hier will Tony‘s aufklären.
Zudem zahlt Tony’s den Bauern einen höheren Preis (zusätzlich zur Fairtrade-Zertifizierungs-Prämie) und vermittelt Know-how für den Anbau anderer Früchte oder dem Aufbau einer kleinen Produktion.

Ungewöhnliche Tafel
Auch die Tafel selbst, aufgeteilt in ungleichmäßige Stücke, solle alle Konsumenten an die unfaire Profitaufteilung innerhalb der Wertschöpfungskette erinnern. „Solange die Schokoladenindustrie so ungleich aufgeteilt ist, wird auch unsere Tafel so bleiben“, sagt Riffert.

Wir fragten Nicole Riffert, Tony‘s Marketing Managerin Deutschland, über Corona in Westafrika und hierzulande.

Wie stellt sich die Situation in den Herkunftsländern für Tony‘s Kakao dar?
Nicole Riffert: In hygienischer Hinsicht dramatisch. Oft hapert es ja schon an fließendem Wasser zum regelmäßigen Händewaschen. Wir haben sofort mit Aufklärung vor Ort begonnen und Hygienestationen initiiert. Das passt gut zu einem Projekt, in dem wir schon seit Jahren die Herstellung von Seife als Nebenerwerb fördern. Diese kann jetzt natürlich in den Kakaogemeinden gut genutzt werden.

Wie war Ihre Umsatzentwicklung in den Corona-Monaten?
Das Duty-free-Geschäft ist uns zwar komplett weggebrochen, aber darüber hinaus haben wir keine Einbrüche – Schokolade ist zwar ein Luxusprodukt, aber in der Krise sehr begehrt offenbar. Online wurden wir stark nachgefragt.

Tonys baut jetzt einen eigenen Vertrieb in Deutschland auf. Werden Sie dadurch Werbung oder Verkaufsförderung ändern?
Zum 1. April sind wir offiziell gestartet, aber der Aufbau der Struktur in Deutschland wird natürlich jetzt länger dauern. Wir werden hauptsächlich über Social Media aktiv sein, das entspricht unserer Maßgabe eher. Wir machen viele gute Sachen, beispielsweise haben wir in der Corona-Hochphase viele Organisationen mit Schokolade unterstützt, aber wir reden nicht so plakativ darüber.