Süßwaren Alles unter einem Dach

Die Riegelein-Tochter Chocri steuert von Berlin-Lichtenberg aus ihre Aktivitäten von der Idee bis zum Verkauf online oder stationär. Produziert wird dann in den Riegelein-Werken im tschechischen Jablonec und in Cadolzburg.

Donnerstag, 22. März 2018 - Süßwaren
Andrea Kurtz
Artikelbild Alles unter einem Dach
Bildquelle: Chocri

Ein großflächiger Büro- und Manufakturkomplex im Osten Berlins. Roter Backstein. Viele Eingänge für viele Firmen. Wer den Eingang M betritt und mit dem Lastenaufzug ganz nach oben fährt, landet mitten im quirlig-kreativen Dachgeschoss. Von dort aus steuert Jörn Schumann, Leiter Marke-Vermarktung von Chocri, mit seinem 15-köpfigen Team sämtliche Aktivitäten der Riegelein-Tochter für Werbegeschenke, Saisonartikel und individuelle Produkte. Das reicht von der Ideenfindung über den Test in der eigenen Versuchsküche, über Verwaltung, Marketing, Vertrieb – bis hin zur Messeplanung. Das Shop-Sortiment von Chocri ist 50 bis 100 Artikel stark, zur Hochsaison vor Weihnachten sind es rund 250 Produkte.

Onlineshop und Kundenbetreuung
Auch der Onlineshop operiert von Berlin aus. Dieser ist die Grundlage von Chocri. Was hier gut läuft, geht auch eventuell ins stationäre Geschäft oder wird gleich als Werbeartikel angeboten. Die Kundenbetreuung agiert telefonisch, verwaltet die Adressen, verschickt Mailings. Retouren gibt es kaum. Ausgeliefert wird über das Postverteilzentrum Dresden; etwa ein bis drei Tage dauert eine Lieferung auf dem Postweg.

Der Fachhandel, allen voran Hussel, aber auch High-End-Edekaner, nehmen die Premium-Geschenkartikel gern. „Unser Ziel ist auch das KaDeWe“, meint Schumann. Das wird saisonal ausgesteuert; rund 800 Fachhändler gehören zu den Kunden. Entwickelt und ausprobiert werden neue oder vom Kunden gewünschte Artikel in der geräumigen Versuchsküche, die ebenfalls unter dem Dach beheimatet ist. Hier werden auch Muster entwickelt. Dafür sind verschiedene Formen und Zutaten vorhanden. Unternehmenskunden können auch eigene Formen liefern. Produktentwicklerin Susan Weißflog ist Oekotrophologin und gelernte Köchin sowie Patissière und produziert gewünschte Artikel vor. Wenn o.k., werden diese dann fotografiert (inklusive möglicher Verpackung, denn das Produkt sollte ausreichend sichtbar sein), um diese Fotos dann jedem Arbeitsplatz in der Produktion zur Verfügung zu stellen. Die Stückzahl für Werbeartikel von Unternehmen reicht von 1 bis 10.000 Stück, gelegentlich auch mehr. Die Scala ist nach oben offen, lediglich das Personal in der Herstellung muss entsprechend koordiniert werden. 146.000 verschiedene Rezepturen sind heute schon im Haus. Und was fehlt, wird möglich gemacht. Alle Rezepturen sind durch die Auswertung im Online-Verkauf einzeln auswertbar, oft sogar minutenschnell. Bestimmbar ist auch, in welchen Regionen welche Zutat besonders ankommt. „Diese Information können wir mit dem Händler gemeinsam nutzen, um ein Produkt zu entwickeln“, sagt Schumann. Deswegen entstehen auch schnell Ideen wie eine Schoko-Pizza (die unabhängig, aber parallel zur TK-Schoko-Pizza von Dr. Oetker auf den Markt kam) oder Schokolade, die von Food-Bloggern entwickelt wurde.

Vegane ProduktRenner
Großen Raum im Chocri-Sortiment nehmen die hochwertigen Geschenkartikel ein, die mit 4,50 Euro für eine reichhaltig dekorierte Schokolade entsprechend teuer und damit kaum für den Eigenbedarf gedacht sind. „Bei Geschenken steht der Preis nicht so im Fokus“, erklärt Schumann. Renner ist derzeit die „Weltreise“, kleine Täfelchen von sechs Gramm mit Zutaten aus aller Welt, die es auch als vegane Variante gibt. Gerade diese ist bei den 18- bis 34-jährigen Kunden so populär, weil es einen vergleichbaren Artikel stationär nicht gibt. Vor Weihnachten war dieses Produkt die Nr. 1 bei Amazon Food – trotz des Endverkaufspreises von 12,50 Euro. Ähnlich beliebt: der von Hand belegte Adventskalender, der auch von Unternehmen gern als Geschenk bestellt wurde. Renner Nr. 2 sind die Schokoladen-Tafeln, die unter anderem mit Gold belegt werden.

Hohe Qualität in der Produktion
Produziert wird nicht in Berlin, sondern im tschechischen Jablonec, direkt hinter der deutschen Grenze, oder im Stammwerk in Cadolzburg. Aus Jablonec kommen beispielsweise die geschminkten Figuren. Vorteil ist, dass die Produkte dann an den Qualitätsmanagement-Prozessen, zum Beispiel QS, teilhaben. „Wir spielen die Dualität zwischen Menge und Veredlung“, betont Schumann, der ebenso wie die Mutter Riegelein auch nachhaltig operiert. Die Verpackungen sind aus FSC-Papier; jede Schokolade ist CO2-neutral produziert und zu 100 Prozent aus Fairtrade-zertifiziertem Kakao.