Anuga - Frozen Food '13 Nächster Schritt: ein Zukunfts-Workshop

Out-of-Stocks, mangelnde Preisauszeichnung und fantasielose Vertriebler: Bei Frozen Food ’13 diskutierten Handelsvertreter und Hersteller engagiert und konstruktiv.

Donnerstag, 24. Oktober 2013 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild Nächster Schritt: ein Zukunfts-Workshop
Bildquelle: Koelnmesse, TK-Report

TK kann richtig Spaß machen: Das bewies am Anuga-Montag die Podiumsdiskussion Frozen Food ’13 auf Initiative von LEBENSMITTEL PRAXIS (LP), Deutsches Tiefkühlinstitut, Kölnmesse und „minus 18“. Unter Moderation von LP-Chefredakteur Reiner Mihr und Jörg Rüdiger, Herausgeber minus 18, diskutierten Sabine Eichner, Managing Direktor Deutsches Tiefkühl Institut (dti), Rewe-Kaufmann Jörg Müller, Michael Litzke, Senior Executive Manager Sales Frozen Food bei Dr. Oetker, Tobias Höptner, Vertriebskoordinator Frischwaren Edeka Minden-Hannover sowie Matthias Poller, Head of Trademarketing bei Iglo. Ein erstes Ergebnis gab’s schon am Abend: Eichner kündigte an, dass unter dem Dach des dti gemeinsam mit EHI und GS1 ein Zukunfts-Workshop ins Leben gerufen werden soll, um valide Daten über Out-of-Stocks und Ansätze für eine optimierte Warenpräsentation zu erarbeiten. Denn die engagierte Diskussion zeigte: Es gibt genügend Ansätze zur Optimierung in der TK-Ab teilung.

Titel der Podiumsdiskussion: „TKK im Wettstreit mit den Frischeabteilungen – fehlt es der Tiefkühlabteilung an Attraktivität?“ Als Diskussionsgrundlage dienten vier Thesen, die aus den Ergebnissen einer Blitzumfrage der LEBENSMITTEL PRAXIS unter 650 Händlern abgeleitet worden waren.

1. These: Der Ertrag für Händler ist bei TKK im Vergleich zu anderen Warengruppen zu niedrig. Warum also nicht die Preise anheben, um zur gewünschten Rendite zu kommen?, so die Frage der Moderatoren. Dazu Rewe-Kaufmann Müller nur trocken: „Fragen Sie die Verbraucher.“ Und ein geändertes Sortiment? „Der Preis entscheidet.“ Also keine wirkliche Lösung. Nach Einschätzung von Michael Litzke lässt die Industrie den Handel hier auch nicht alleine, helfe etwa durch Category Management. Er sieht aber im Handel durchaus Probleme mit dem Warennachschub in den Truhen und der Preisauszeichnung: „Wenn Sie TK die ihr zustehende Aufmerksamkeit und Raum geben, dann werden Sie auch die Spanne haben, die Sie brauchen.“ Eine gezieltere Zielgruppenansprache vermisst Matthias Poller, „wenn die Abteilung ein Einkaufserlebnis bietet, wird sie als Ganzes attraktiver.“

2. These: Wachsende Konkurrenz vor allem durch Chilled Food und Snacks to go – Wie kann man gemeinsam Potenziale heben? Für Kaufmann Müller gehört die TK-Abteilung zu den Basis-Sortimenten, die Kunden zu Bevorratung dient: „Auf sie kann kein Supermarkt verzichten.“ Man könne zwar nicht „mit der Ware spielen“, Profilierung sei aber durch Möbel, Beleuchtung und Schilder möglich. Bei TK sei in den vergangenen Jahren, so Michael Litzke, aus guten Gründen der Aspekt Kostenmanagement im Fokus gewesen. Er sieht aber Chancen für die Abteilung durch „Auffrischung des Sortiments“. Aber auch hier aus seiner Sicht wieder das Problem Out-of-Stocks am Beispiel des Schnelldrehers TK-Pizza: „Da geht es nicht um eine schöne Abteilungsanmutung, sondern um Warenverfügbarkeit.“ Tobias Höptner sieht es entspannt: Für ihn wird die gekühlte Pizza niemals die Absatzzahlen der tiefgekühlten Variante erreichen: „TK und Convenience bedienen völlig unterschiedliche B edürfnisse.“ Potenzial für die Abteilung sieht der dreifache Vater aber in zielgruppenspezifisch bestückten TK-Truhen wie etwa solche für Familien: Dort könnten Kunden dann Familien-Klassiker wie Spinat, Fischstäbchen oder Pommes Frites wiederfinden. Dazu Matthias Poller: „Wir haben festgestellt, dass Kunden oft gar nicht wissen, wie TK-Produkte eingesetzt werden können. Eine Menüplatzierung ist richtig gut.“ Apps und Rezepte vor Ort könnten weitere Anregungen liefern. Für Dr. Eichner ist klar: „Wir müssen das gemeinsam angehen, um eine zielgruppenspezifische Ansprache zu erreichen.“

3. These: Ist die TKK ein Profilierungs-Sortiment für Lebensmittel-Händler?. „Ich sehe es eher als Pflichtkategorie“, so Höptner. Aber: Man könne sich mit Bio-Produkten, gluten- oder laktosefreien Angeboten nicht zuletzt auch vom Discount abheben. Michael Litzke (Dr. Oetker) sieht eher den Händler mit einem Gesamtkonzept für den Markt in der Pflicht, um TKK zum gewünschten Stellenwert zu verhelfen: „Schöne Möbel allein machen nicht an.“ Für Jörg Müller ist auch die Qualifikation der Mitarbeiter ein wichtiger Baustein: „Sie prüfen die Ware beim Verräumen, sie wissen genau Bescheid über die Kühlkette und sie wissen, wie Tiefkühlkost hergestellt wird.“

4. These: Fachlich kompetente Beratung in Bezug auf TKK im LEH fehlt. Das kann Dr. Eichner so nicht stehen lassen: „Die Industrie unterstützt den Handel doch schon intensiv und berät. Außerdem bieten wir immer wieder den Blick über den Tellerrand.“ Für Matthias Poller gehören zu einer ganzheitlichen Beratung am PoS auch Infos über das Sortiment wie Flyer und ähnliches, das sei sicher ausbaufähig. Tobias Höptner: „Die Vorteile der TKK stärker über den Handzettel zu kommunizieren, das nehme ich heute auf jeden Fall mit nach Hause.“ Er kritisiert aber, dass es bei Vertrieblern auf Industrieseite doch auch an Fantasie oder Konzepten bei der Gestaltung von Aktionen mangele: „Da hat man oft den Eindruck, dass nur einfach Menge in den Markt gedrückt werden soll“ – Gesprächsstoff und Diskussionsbedarf für einen Zukunfts-Workshop gibt es also in jedem Fall.

Fotos: Koelnmesse, TK-Report

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